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Finale im Pistorius-Prozess: Staatsanwalt bezeichnet Pistorius als Lügner

Oscar Pistorius.
Oscar Pistorius.Bild: AP/Pool AFP
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Finale im Pistorius-Prozess: Staatsanwalt bezeichnet Pistorius als Lügner

07.08.2014, 11:1307.08.2014, 16:49
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War es Mord oder ein tödlicher Irrtum? Im Prozess gegen den südafrikanischen Paralympics-Star Oscar Pistorius hat Verteidiger Barry Roux überraschend bereits am Donnerstag sein Abschlussplädoyer begonnen. Nach den rund fünfstündigen Erläuterungen von Staatsanwalt Gerrie Nel erlaubte Richterin Thokozile Masipa am Nachmittag dem Anwalt, seine Ausführungen zu beginnen. 

Pistorius hatte im vergangenen Jahr seine Freundin Reeva Steenkamp durch eine geschlossene Badezimmertür erschossen, aber stets beteuert, es habe sich um einen tragischen Irrtum gehandelt. Das Urteil soll Ende August fallen. Für Staatsanwalt Gerrie Nel ist Oscar Pistorius ein Lügner. «Seine Aussage ging völlig an der Wahrheit vorbei», sagte der Chefankläger am Donnerstag in seinem abschliessenden Plädoyer im Gerichtssaal von Pretoria.

«Ein schrecklicher Zeuge»

«In dem Haus befanden sich nur zwei Menschen. Einer davon wurde getötet», sagte Nel. «Es gab nur einen Überlebenden, und da er sich entschieden hat, auszusagen, hätte man erwarten können, dass er eine ehrliche Version von dem erzählt, was passiert ist.» Aber Pistorius habe sich geweigert, die Verantwortung für seine Tat zu übernehmen und habe die Schuld von sich gewiesen. Er sei «ein schrecklicher Zeuge» gewesen – und die Argumente der Verteidigung seien «frei von jeder Wahrheit». 

Pistorius sei ein unverantwortlicher Waffennarr, der die Gesetze missachte, erklärte Nel weiter. Pistorius starrte mit ernstem Gesicht die meiste Zeit auf den Boden. Während des Prozesses war er mehrmals in Tränen ausgebrochen und hatte sich wiederholt übergeben. Sein Verteidiger Barry Roux soll an diesem Freitag sein Plädoyer halten. Mit den Schlussreden von Staatsanwaltschaft und Verteidigung geht der spektakuläre Prozess gegen den beinamputierten Oscar Pistorius nach Monaten seinem Ende entgegen. 

Es wurde erwartet, dass beide Juristen – Nel und Roux – mit rhetorischer Finesse versuchen würden, Richterin Masipa von ihrer jeweiligen Version zu überzeugen. 39 Prozesstage und 36 Zeugenverhöre konnten letztlich nicht klären, was in der Tatnacht in Pistorius' Villa in Pretoria wirklich geschah. (sda/dpa)

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