Die Zusammenarbeit mit Eltern ist für Lehrer «deutlich anspruchsvoller und differenzierter geworden». So steht es in einem neuen Leitfaden des Dachverbandes der Schweizer Lehrerinnen und Lehrer (LCH). Der Leitfaden soll helfen, die Zusammenarbeit zu verbessern.
Unter anderem erfahren die Lehrer anhand von Fallbeispielen aus der Praxis, wie sie in kritischen Momenten am besten reagieren. Besonderes Konfliktpotenzial besteht, wenn es darum geht, ob ein Kind ans Gymnasium, in die Sekundar- oder Realschule kommt. Dann wird teilweise sogar mit dem Anwalt gedroht. In den allermeisten Fällen bleibt es zwar bei der Drohung. Die Paragrafenreiterei hat aber trotzdem Einzug gehalten in Schweizer Schulzimmern.
Der Rechtsdienst des Volksschulamts des Kantons Zürich sei so gefragt wie nie, sagt Amtschefin Marion Völger (45) gegenüber SonntagsBlick: «Wir erhalten deutlich mehr Anfragen von Lehrern und Schulleitungen, aber auch von Eltern.»
Aktuell bearbeitet der Zürcher Rechtsdienst rund 3000 Anfragen pro Jahr, etwa 400 davon von Eltern.
In der Regel sind es gut situierte Eltern, die Lehrpersonen unter Druck setzen – manchmal mit Erfolg. Christian Hugi (38), Präsident des Zürcher Lehrerinnen- und Lehrerverbands, sieht dadurch die Chancengerechtigkeit gefährdet: «Bei Schülern, die aus gutem Hause kommen und ehrgeizige Eltern haben, sind die Chancen höher, dass sie ans Gymnasium kommen – obwohl sie schulisch nicht besser sind als Klassenkameraden."
Doch nicht nur der Übertritt ans Gymi ist ein Thema und Anlass dafür, dass sich Eltern immer mehr in den Unterricht einmischen. Auch die Beurteilungspraxis oder das auffällige Verhalten des Kindes sind wiederkehrende Themen. (aargauerzeitung.ch)