Die SP-Nationalrätin Jacqueline Fehr und rund 20 Genossinnen und Genossen regen mittels parlamentarischer Initiative an, dass ihre geleistete politische Arbeit mit einem «Executive Master»-Titel belohnt wird. Mit einem solchen Titel, gleichwertig wie universitäre Weiterbildungsgänge oder solche der ETH, fiele es abgewählten oder aus anderen Gründen aus dem Politbetrieb ausgeschiedenen Politikern leichter, nach ihrer politischen Karriere im Berufsleben Fuss zu fassen.
Der Vorstoss ist ein Symptom der Krise, in der das Milizprinzip der Schweizer Politik steckt. Parlamentarier auf nationaler Ebene haben wegen der ständig steigenden Anforderungen keine Zeit mehr, ihren Beruf auszuüben, wenn sie in ihren Dossiers einigermassen sattelfest sein wollen. Viele sind keine Milizpolitiker mehr, sondern de facto Berufspolitiker. Scheiden Sie aus dem Amt aus, ohne über einen Plan B zu verfügen, sehen sie sich teilweise tatsächlich mit Existenzproblemen konfrontiert.
Doch ein Executive Master, der einem beim Abtreten von der politischen Bühne quasi im Vorbeigehen überreicht wird, ist in dreierlei Hinsicht unsinnig und sendet falsche Signale aus.
Einerseits lässt die Initiative die Debatte darüber, wieviel Miliz im Schweizerischen Politsystem noch drinstecken soll und muss, als geführt und entschieden erscheinen. Unsere Politiker sind Berufspolitiker, Punkt. Doch die Debatte soll und muss geführt werden, sowohl unter der Kuppel des Bundeshauses als auch in der Öffentlichkeit. Es beruht ein zu grosser Teil des Vertrauens der Bürger in die Politik auf dem Milizsystem, als dass man es einfach als aufgegeben erklären könnte.
Andererseits führt die Vergabe von akademischen Titeln, und seien es «nur» Executive Master aufgrund von Berufserfahrung und Geldzahlungen zu einer zunehmenden Abwertung regulärer Hochschulabschlüsse, die ein vielfaches an Aufwand und Zeit verschlingen. Hochschulabgänger dürfen sich erst nach mehrjähriger entbehrungsreicher Studienzeit «Master of» nennen. Doris Fiala erhielt mit wenig zeitlichem Aufwand, einer keinerlei wissenschaftlichen Anforderungen genügenden Abschlussarbeit und explizit unter Anrechnung ihrer politischen Erfahrung einen «Executive Master of Advanced Studies» an der ETH. Das ist unfair.
Und zuletzt taugt das gut gemeinte Anliegen auch nicht, um die Berufschancen gefallener Politiker zu verbessern. Wer nach einer langjährigen Tätigkeit in einem politischen Amt auf nationaler Ebene weder für Verwaltungs-, Lobby- oder Kommunikationsjobs in Frage kommt, dem wird auch der Titel «Executive Master of Advanced Studies» bei der Stellensuche nicht weiterhelfen.