In Rekingen (AG) will man verhindern, dass sich anerkannte Flüchtlinge niederlassen. Bild: KEYSTONE
Die Gemeinde Rekingen will nicht, dass sich anerkannte Flüchtlinge im Ort niederlassen. Sie warnt Eigentümer davor, ihnen Wohnungen zu vermieten. Eine Asylorganisation kritisiert das Vorgehen scharf.
13.07.2016, 04:5313.07.2016, 07:01
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Die Gemeinde Rekingen im Aargau hat ein Flüchtlings-Problem. So jedenfalls sieht sie es. In ihrem Publikationsorgan ruft sie die Bevölkerung dazu auf, keine anerkannten Flüchtlinge in der Gemeinde unterzubringen. Das klingt so:
«Der Gemeinderat Rekingen wurde von den Sozialen Diensten Bad Zurzach darauf aufmerksam gemacht, dass sieben ehemalige Bewohner der Asylantenunterkunft nun den Status B erhalten haben und sich in Rekingen fest niederlassen. Der humanitäre Gedanke hinter der Wohnungsvermietung ist lobenswert. Diese Personen leben aber von der materiellen Hilfe. Sobald die Gemeinde kostenpflichtig ist, bedeutet dies den finanziellen Ruin für Rekingen. Aus diesem Grund bitten wir die Eigentümer von Liegenschaften, künftig von Mietverträgen mit Asylanten Status B abzusehen.»
Rekingen will also nicht, dass die Flüchtlinge sich später niederlassen und der Gemeinde über die Sozialhilfe auf der Tasche liegen.
«Als Sozialfälle würden sie die Gemeinde existenziell bedrohen.»
Roman Knöpfel, Gemeinderat
«Nicht attraktiv und lukrativ»
Doch das bestreitet Gemeinderat Roman Knöpfel, zuständig für Asylwesen und Finanzen, gegenüber der Aargauer Zeitung. Man wolle nur aufzeigen, dass es «in puncto Arbeitsangebot
nicht wahnsinnig attraktiv
und lukrativ ist, um längerfristig hier zu bleiben». Er räumt aber ein: «Als Sozialfälle würden sie die Gemeinde existenziell bedrohen.» Dem wolle Rekingen rechtzeitig vorbeugen.
Knöpfel sorgt sich auch um das Wohl der Eigentümer. Er betont, dass die Kommunikation mit den Flüchtlingen schwierig werden würde.
«Das Vorgehen von Rekingen ist sehr bedenklich, unfair und voreilig.»
Patrizia Bertschi, Netzwerk Asyl Aargau
Asylorganisation fordert mehr Initative
Die Asylorganisation Netzwerk Asyl Aargau hat für die Aktion gar kein Verständnis. Die Präsidentin Patrizia Bertschi kritisiert das Vorgehen von Rekingen als «sehr bedenklich,
unfair und voreilig». Sie fordert, dass beispielsweise Gewerbler
im Ort Hand bieten. Aber auch der Kanton soll bei der Arbeitsintegration mit anpacken. Das Ziel: Man müsse sie dabei «unterstützen, den rechten Weg in die finanzielle
Selbstständigkeit zu finden». (rwy)
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