Seit Jahren präsentiert Claude Longchamp, Chef des Forschungsinstituts GfS Bern, die SRG-Umfragen zu wichtigen Vorlagen. So auch am vergangenen Sonntag. Und die Umfragen waren ziemlich ungenau. Bei der Ecopop-Initiative lagen Longchamp und seine Gefolgsleute rund 13 Prozentpunkte daneben, bei der Goldinitiative gar 15 Prozentpunkte.
Als Grund für die Differenz machte Longchamp unter anderem die zeitliche Distanz zwischen dem Tag der Umfrage und dem Urnengang geltend.
Andere Politologen lassen dies nicht gelten. Thomas Milic, der bis vor kurzem für GfS Bern tätig war, sagt jetzt zur NZZ: «Implizit steckt in jeder Momentaufnahme eine prognostische Aussage, in der Trendstudie sowieso. Wenn die Prognose wie in diesem Fall vom Ergebnis abweicht, kann man sich bequem hinter der Momentaufnahme verstecken.»
Milic ist neu bei der Forschungsstelle Sotomo von Michael Hermann tätig. Die beiden planen laut dem Bericht das Monopol von Longchamp zu attackieren und wollen eigene Abstimmungsumfragen erstellen.
Longchamps Monopolstellung ist laut Hermann ein Problem. Es gebe in der Schweiz keine Auswahl. «Longchamp ist die grösste Diva im Land. Niemand getraut sich, gegen ihn anzutreten, weil er zu dominant ist», sagt Hermann zur NZZ. Milic kritisiert, dass in der Schweiz Normen für Umfrageinstitute fehlten, wie sie zum Beispiel in den USA vorhanden sind. Wer gleichzeitig Daten erhebe und sie dann kommentiere, sei gegenüber den eigenen Daten nicht neutral. Eine Trennung von Datenerhebung und Datenanalyse wäre laut Milic angebracht.
Der Vertrag zwischen GfS Bern und der SRG läuft noch bis Ende 2015. Hermann und Milic werden sich für diesen SRG-Auftrag bewerben. Mit dieser Absicht dürfte das Rennen um den Auftrag eröffnet sein. (feb)