Obwohl die Fair-Food-Initiative mit einem Nein-Anteil von 61,3 Prozent deutlich scheiterte, seien die Kernanliegen der Vorlage bei den Stimmenden auf überaus grossen Zuspruch gestossen, heisst es in der am Donnerstag veröffentlichten Abstimmungsanalyse.
So hätten insgesamt drei Viertel aller Befragten die Forderungen unterstützt, dass das Angebot an regional produzierten Lebensmitteln vergrössert werden sollte, und dass für landwirtschaftliche Importprodukte die gleichen sozialen und ökologischen Anforderungen gelten müssten wie für Lebensmittel aus Schweizer Produktion. So hätten sich 71 Prozent für ein Verbot von Fleisch und Eiern aus Massentierhaltung ausgesprochen.
Selbst bei jenen, die Nein gestimmt hätten, seien diese Anliegen mehrheitlich unterstützt worden. Die Volksinitiative sei deshalb gescheitert, weil bei den Stimmenden die Sorge vor steigenden Lebensmittelpreisen und Zweifel an ihrer Praktikabilität überwogen hätten.
Die Initiative für Ernährungssouveränität, die sogar mit einem Nein-Anteil von 68,4 Prozent verworfen wurde, sei im Schatten der Fair-Food-Initiative gestanden. Neun von zehn Stimmenden hätten identisch gestimmt wie bei der Fair-Food-Initiative. Auch die Hauptgründe für ein Ja respektive ein Nein seien wenig differenziert ausgefallen.
Beim Velobeschluss, der mit 73,6 Prozent Ja-Stimmen gutgeheissen wurde, sei die Veloförderung das wichtigste Motiv für die Unterstützung gewesen. Aber auch Eigeninteressen hätten eine Rolle gespielt. Menschen, die täglich mit dem Velo unterwegs seien, hätten sich geschlossen für die Vorlage ausgesprochen.
Demgegenüber sei die Ablehnung Ausdruck von verfassungsrechtlichen Bedenken und einer Kritik an der Veloförderung gewesen. Bemerkenswerterweise habe ein Viertel der Nein-Stimmenden ihren Entscheid mit einem Unbehagen gegenüber den Velofahrenden begründet. Diese seien rücksichtslos, ignorierten Verkehrsregeln und würden gegenüber den Autofahrenden bevorteilt.
Die Voto-Studie wurde von den drei Instituten Fors, ZDA und Link im Nachgang zur eidgenössischen Volksabstimmung durchgeführt. Sie beruht auf einer Befragung von 1502 Stimmberechtigten aus der ganzen Schweiz. Die Studie wurde von der Bundeskanzlei finanziert. (sda)