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Zwischenfälle im AKW Leibstadt wegen Personalabbau

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Sieht aus der Ferne eigentlich ganz hübsch aus: Das AKW Leibstadt im Kanton Aargau.Bild: KEYSTONE

Bericht zeigt: Grund für Zwischenfälle im KKW Leibstadt ist Personalabbau

25.08.2019, 14:4825.08.2019, 15:59
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Der Personalabbau im Aargauer Kernkraftwerk Leibstadt (KKL) ist einer der wesentlichen Gründe für mehrere Zwischenfälle in den letzten Monaten. Die Werksleitung muss der Aufsichtsbehörde nun belegen, wie sie die Sicherheit trotz weniger Personal gewährleisten will.

Der Befund der Nuklearaufsicht des Bundes (Ensi) stammt aus dem Protokoll einer bundesinternen Sitzung vom 20. Juni, auf das sich die «SonntagsZeitung» in einem Artikel der neusten Ausgabe stützte. Ensi-Sprecher Christoph Trösch bestätigte am Sonntag den Inhalt auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.

Das Ensi überprüfe nach Mitarbeiterfehlern den Stellenabbau im KKL. Der Personalabbau seit 2015 ist gemäss erwähntem Protokoll einer der «wesentlichen Gründe für die Probleme im KKL». Menschliche und organisatorische Faktoren hätten einen «wesentlichen Anteil» an den Vorkommnissen.

Der letzte Vorfall ereignete sich am 4. Juli dieses Jahres. Nur einen Tag, nachdem das KKL nach der Jahresrevision wieder ans Netz gegangen war, wurde es wegen eines Öllecks am Hydrauliksystem des Ventils eines Pumpensystems wieder abgeschaltet. Am 8. Juli ging es nach der Behebung des Lecks wieder ans Netz.

Kein direkter Kausalzusammenhang

Trösch präzisierte auf Nachfrage, ein direkter kausaler Zusammenhang im Bereich Mensch und Organisation lasse sich aus der angeordneten Überprüfung nicht ableiten. Der laufende Personalabbau sei jedoch einer von verschiedenen denkbaren Faktoren. Diese Annahme sei «naheliegend», weil knappe Ressourcen generell Fehler und Verunsicherung in der Organisation begünstigten. Laut Trösch erfüllt das KKL jedoch die Anforderungen der Kernenergiegesetzgebung und der Ensi-Richtlinien und hält die Vorgaben ein.

Das KKL will die Zahl der Mitarbeitenden bis 2022 von rund 500 auf 470 Stellen senken, vor allem bei nicht sicherheitsrelevante Posten, wie das KKL betonte. Das Ensi hat das KKL laut Trösch bereits im Sommer 2018 schriftlich aufgefordert, aufzuzeigen, wie es die gesetzlichen Vorgaben trotzdem einhalten könne.

Verschärfte Aufsicht

Konkret muss das KKL «nachvollziehbar darlegen», wie die Sicherheit der Anlage trotz der geplanten Verringerung des Personalbestandes weiterhin gewährleistet bleibt. Das Ensi prüft derzeit den Vorschlag, den die Leitung des KKL Mitte August eingereicht hat. Zudem unterstellte das Ensi das KKL aufgrund seiner Vorbehalte gegen die Sicherheitskultur einer verschärften Aufsicht.

Laut «SonntagsZeitung» ist das Personal im KKL «verunsichert und frustriert», wie eine interne Befragung ergeben haben soll. Das Unternehmen wolle die Ergebnisse jedoch nicht veröffentlichen. (sda)

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quelle: keystone / ennio leanza
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20 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Magnum
25.08.2019 14:57registriert Februar 2015
Bei einem AKW inmitten dicht besiedelter Gebiete darf es keine Güterabwägung zwischen Sicherheit und Profit geben. Da hat die Sicherheit ohne wenn und aber Priorität, denn der potentielle Schaden durch einen Störfall ist viel zu gross. Das ENSI sollte in diesem Fall hart durchgreifen. Pfefferscharf, quasi.
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pamayer
25.08.2019 15:22registriert Januar 2016
Wenn der Gewinn wichtiger ist als unser Leben. Ihre AKWs.
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ingmarbergman
25.08.2019 15:18registriert August 2017
Sehen wir das richtig: AKWs können also schon kaum wirtschaftlich betrieben werden, ohne dass bei dee Sicherheit gespart wird?

Und trotzdem gibt es noch Lobbyisten (hoi, FDP), welche ernsthaft neue AKW bauen wollen? 🤦🏻‍♂️
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