Armeechef Philippe Rebord tritt auf Ende Jahr zurück. Grund sind eine schwere Thrombose und ein anstehender Eingriff am Hüftgelenk. Das gab der 61-Jährige am Donnerstagvormittag bekannt.
Bundesrätin Viola Amherd will als nächsten Schritt eine Findungskommission zusammenrufen, die einen Stellenbeschrieb und ein detailliertes Anforderungsprofil erstellt. Gewählt wird der neue Armeechef am Ende vom Bundesrat.
Amherd betonte am Donnerstag an der Medienkonferenz: «Alles ist offen», auch eine Person aus dem Milizbereich sei denkbar. Einer der Kronfavoriten, Korpskommandant Daniel Baumgartner, hat sich bereits selber aus dem Rennen genommen. Baumgartner gab zeitgleich mit Rebord seinen Rücktritt vom Kommando Ausbildung bekannt.
Im Herbst soll der neue Chef feststehen. Schon jetzt werden aber mehrere Namen für seine Nachfolge genannt. Ein Überblick.
Claude Meier ist Chef Armeestab und somit an der Schnittstelle zwischen Armee und Politik tätig. Der 54-Jährige trat 1985 als Berufspilot in die Luftwaffe ein. Er flog auf dem F-5 Tiger und auf der F/A-18. 2013 absolvierte er berufsbegleitend einen Master an der ETH Zürich.
Für Meier spricht, dass er als Kampfpilot bei der Beschaffung neuer Kampfjets viel Erfahrung mitbringen würde, er sitzt in der entsprechenden Expertengruppe. Zudem ist Meier zweisprachig und bei Parlamentariern aller Couleur beliebt, wie «Blick» schreibt.
Auch Divisionär Daniel Keller, 56, werden Chancen auf den Posten eingeräumt. Er ist Kommandant der höheren Kaderausbildung, Stabschef Operative Schulung und Stellvertreter Chef Kommando Ausbildung.
Er ist direkt sowohl dem Chef der Armee als auch dem Chef Kommando Ausbildung unterstellt und amtet als dessen Stellvertreter. Ihm unterstehen unter anderem die Zentralschule und die Militärakademie an der ETH Zürich.
Die Armee ist noch immer eine Männerdomäne. Gerade einmal 900 Frauen tragen Uniform – 0,1 Prozent aller Dienstleistenden. Die neue Verteidigungsministerin Viola Amherd hat allerdings angekündigt, eine Frauenoffensive im Militär zu starten. Dass nun eine Frau die Nachfolge von Rebord antritt, ist allerdings äusserst unwahrscheinlich.
Einzige realistische Kandidatin aus der Armee ist wohl Germaine Seewer, als Brigadier der Führungsunterstützungsbrigade 41 die ranghöchste Frau in der Armee. Allerdings hat die 54-Jährige intakte Chancen, bei der nächsten Beförderungswelle Divisionärin zu werden.
Divisionär Thomas Süssli wäre mit seinen 51 Jahren ein jüngerer Kandidat. Der Cyber-Spezialist ist momentan unter anderem verantwortlich für die Führungsfähigkeit der Armee und des nationalen Krisenmanagements. Er ist direkt dem Chef der Armee unterstellt. Ihm werden laut dem Blick von Parlamentariern «intakte Aussenseiter-Chancen» eingeräumt.
Divisionär Melchior Albrecht Stoller, 57, ist ebenfalls im Gespräch. Er ist der militärpolitische Berater der Verteidigungsministerin.
Der bekannteste unter den Kandidaten und als Korpskommandant und Stellvertreter Chef der Armee die naheliegendste Wahl. Allerdings wird der ehemalige Luftwaffenchef mitverantwortlich gemacht für die Ablehnung des Gripen an der Urne 2014. Und auch bei dem Debakel bei der Bodluv-Beschaffung machte der 60-Jährige keine gute Figur. Seither sitzt Schellenberg allerdings fest im Sattel. Das deutlichste Argument gegen Schellenberg dürfte aber sein Alter sein.
Der 55-jährige Appenzeller steht als Divisionär der Territorialdivision II den Streitkräften in den Kantonen Luzern, Obwalden, Nidwalden, Solothurn, Basel-Stadt, Basel-Landschaft und Aargau vor. Walser hat ein Jus-Diplom der Universität Bern und einen Masterabschluss an der National Defense University in Washington, D.C. vorzuweisen. Seine Offizierslaufbahn begann er 1993 als Kommandant einer schweren Füsilierkompanie. Walser werden ebenfalls gute Chancen eingeräumt. (wst/kun)