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Armee-Übung Conex in Basel: «Ja, das Grenzwachtkorps rechnet damit, dass an den Grenzen Verzögerungen auftreten können»

Oberstleutnant Denny Jenni (l.) und Oberst Benno Russi. 
Oberstleutnant Denny Jenni (l.) und Oberst Benno Russi. bro

Armee-Übung Conex in Basel: «Ja, das Grenzwachtkorps rechnet damit, dass an den Grenzen Verzögerungen auftreten können»

In Basel startet in der zweiten Augusthälfte die grosse Militärübung Conex 2015. Das bedeutet für die Bevölkerung den Ernstfall. Oberst Benno Russi und Oberstleutnant Denny Jenni, über Stau an der Grenze, lahmgelegte Basler Rheinhäfen und Soldaten im Stadtbild.
14.08.2015, 11:5714.08.2015, 12:17
Benjamin Rosch
Benjamin Rosch
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Herr Russi, Sie planen die Militärübung Conex 15 seit drei Jahren. Was ist das genau? 
Benno Russi:
 Wir haben im Jahr 2012 gesagt, dass die Region Basel mit den Schweizerischen Rheinhäfen als Schauplatz gesetzt sei. 

Um was geht es denn konkret?
Russi: Es geht um eine Störung. Das Szenario dreht sich darum, was passiert, wenn es eine Störung rund um die Versorgung der Schweiz durch die Schweizerischen Rheinhäfen in Basel gibt.

Warum muss für ein solches Szenario Europa vor dem Zerfall stehen? Das wurde ja schon bei der Übung Stabilo Due international kritisiert.
Russi: Wir haben das Szenario nicht so aufgebaut. Wir haben uns gefragt, wer von einer Störung des Hafens betroffen sein könnte im Grossraum Basel. Da kommt man automatisch auf das Grenzwachtkorps, auf den Zoll und so weiter. Als wir dann die Partner hatten, haben wir überlegt, welchen Überbau wir dafür schaffen könnten. Das wurde auch lange vor der jetzt aktuellen Flüchtlingskrise geplant.

Aber warum braucht es dann überhaupt ein Katastrophenszenario? 
Russi: Ein Szenario braucht es, damit sich die Truppen in der Übung zurecht finden.
Jenni: Für die Truppen ist es nicht interessant, eine Brücke zu bauen, ohne den Hintergrund zu kennen.

Wo wird denn eine Brücke aufgebaut?
Russi: Das kann ich aus dem Stand nicht beantworten, es wird aber nicht in Basel sein.
Jenni: Die Truppen sollen auch nicht schon aus den Medien erfahren, wo sie eingesetzt werden.
Russi: Das muss auch dort geschehen, wo die Bevölkerung nicht gestört wird. 

An der Grenze helfen rund 100 Soldaten dem Grenzwachtkorps. Dabei kommt es zu verstärkten Kontrollen. 
An der Grenze helfen rund 100 Soldaten dem Grenzwachtkorps. Dabei kommt es zu verstärkten Kontrollen. Bild: KEYSTONE

Die Bevölkerung wird dennoch von der Übung betroffen sein. Es wurde bereits bekannt, dass es an den Grenzen vermehrt zu Kontrollen kommen wird, was wiederum zu Staus führen dürfte. Gibt es noch andere Bereiche, in denen die Bewohner von Conex tangiert werden? 
Russi: Ja, das Grenzwachtkorps rechnet damit, dass an den Grenzen Verzögerungen auftreten können, wie an der Medienkonferenz bekannt wurde, das Grenzwachtkorps jedoch aktiv reagieren kann. In allen anderen Bereichen sollte die Bevölkerung uns nicht bemerken, da wir uns hauptsächlich mit Infrastrukturen beschäftigen, die nicht direkt mit der Öffentlichkeit zusammenhängen.
Jenni: Es kann schon sein, dass man Armeeangehörige sehen wird, aber den Alltag werden diese nicht beeinträchtigen.
Russi: Es sollte ja nicht sein, dass wenn die Armee irgendwo eine Übung durchführt, dort alles zusammenbricht. 

Involviert ist auch die SBB. Wird es in Zügen vermehrt zu Personenkontrollen geben?
Russi: Nein. Dort wird man hier im Raum Basel nichts feststellen.

Ist es Zufall, dass es genau Basel trifft?
Russi: Nein. Die Schweizerischen Rheinhäfen haben eine grosse Relevanz bezüglich der Landesversorgung.

Dem Militär wird vorgeworfen, dass diese Übungen auch Propaganda sind. 
Jenni: Nein. Wir wollen sicher nicht provozieren. Wir sind uns bewusst, dass das auch nicht alle toll finden. Dass wir die Übung hier durchführen, hat aber keinerlei politische Gründe. 

Linksautonome kritisieren die Militärübung und haben Demonstrationen angekündigt. 
Linksautonome kritisieren die Militärübung und haben Demonstrationen angekündigt. Bild: KEYSTONE
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