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Die Schweiz mag das schönste Land zum Leben sein – das schönste Land zum Sterben ist es nicht. Zu diesem Schluss kommt eine internationale Analyse zur Palliative Care, der Begleitung von unheilbar kranken und sterbenden Menschen. Im Quality of Death Index von «The Economist» nimmt die Schweiz Platz 15 ein.
Die neue Studie, bei der Grossbritannien vor Australien und Neuseeland an der Spitze steht, bewertet die Effektivität der Palliative Care in 80 Ländern anhand von Faktoren wie der Qualität der Betreuung, den Bemühungen der Regierung und der Erschwinglichkeit.
Wie kommen wir zu der mittelmässigen Platzierung? Wir haben doch eines der besten Gesundheitssysteme der Welt.
Ein Grund ist die öffentliche Wahrnehmung. Da erhält die Schweiz im Bericht nur eine durchschnittliche Note:
Steffen Eychmüller, Arzt und Vizepräsident von palliative.ch, kann das Urteil nachvollziehen: «Das Image von Palliative Care ist leider immer noch schlecht. Man sagt und denkt: ‹es tötelet›».
Auch Geld ist ein Thema: «Das grösste Problem ist im Moment die Finanzierung. Bei vielen Palliativ-Abteilungen ist das Geld knapp – und es besteht das Risiko, dass sie wieder geschlossen werden müssen», sagt Eychmüller. Da müsse die Politik aktiv werden. «Ich wünsche mir, dass in eine hervorragende Betreuung am Lebensende ebenso viel investiert wird, wie in den Lebensphasen davor», so Eychmüller.
Zudem gibt es gemäss Steffen Eychmüller zu noch zu wenig gut ausgebildete Fachpersonen. Das, obwohl die Palliative Care zum festen Bestandteil in der medizinischen Ausbildung geworden ist.
Im Grossen und Ganzen hat sich die Lage in den letzten Jahren jedoch klar verbessert. 2010, als der «Quality of Death Index» letztmals erschienen ist, belegte die Schweiz Platz 19 von 40, heute ist es Platz 15 von 80.
Der Bund hat im Jahr 2010 die «Nationale Strategie Palliative Care» gestartet, mit dem Ziel, «Palliative Care im Gesundheitswesen und in anderen Bereichen zu verankern». Dafür wurden verschiedene Projekte zur Forschung, Finanzierung, Sensibilisierung und Bildung lanciert.
Die Initiative zeigt offensichtlich Wirkung: Vor allem bei der Qualität der Palliative Care, der wichtigsten Kategorie des «Economist»-Berichtes, legte die Schweiz deutlich zu. Damals belegte sie Platz 30 von 40, heute ist es Platz 8 von 80.
Angesichts der Bevölkerungsentwicklung wird Palliative Care in Zukunft immer wichtiger. Gemäss dem mittleren Szenario des Bundesamts für Statistik steigt der Anteil der über 65-Jährigen an der Bevölkerung von 17 Prozent im Jahr 2010 auf 28 Prozent im Jahr 2060 an. Es wird mehr alte, pflegebedürftige Menschen geben.
Mit der veränderten Altersstruktur nimmt auch die Zahl der jährlichen Todesfälle zu – und mit ihnen die Palliativpatienten. Heute beanspruchen schätzungsweise 40'000 Personen jährlich Palliative Care. In den nächsten Jahren dürften es 53'000 werden, heisst es im Bericht zur nationalen Strategie des Bundes.
Der Palliativmediziner Eychmüller hofft, dass das Thema in der Schweiz enttabuisiert wird: «Welche Vorstellungen wir zum Lebensende haben, das können wir selbst beeinflussen. Mein Ziel ist es, dem letzten Lebensabschnitt ein positiveres Bild zu geben und den Leuten die Angst davor zu nehmen.»