Wäre Baselland ein Staat, müsste sich der Gesundheitsminister erklären. Die Baselbieter Stellungspflichtigen, die 2015 den so genannten Fitness-Test für angehende Rekruten absolviert haben, bringen neu am meisten Gewicht auf die Waage – das gilt absolut wie relativ. Damit nicht genug: Die Stellungspflichtigen aus dem Landkanton schneiden auch beim Punkte-Total des Leistungstests am zweitschlechtesten ab.
Im Schnitt wogen die 1116 Stellungspflichtigen aus Baselland 75,8 Kilogramm. Da die Baselbieter jedoch bei weitem nicht die längsten Prüflinge waren, fällt ihr Body-Mass-Index (BMI) wenig schmeichelhaft aus. Der BMI setzt das Gewicht in Relation zur Körpergrösse; die Zahl gibt das Gewicht pro Quadratmeter an. Die Baselbieter, die 2015 den Fitness-Test absolviert haben, kommen auf einen BMI von 23,65.
Noch peinlicher: Inzwischen schneiden sogar die Kollegen aus der Stadt besser ab, die jahrelang das Schlusslicht der BMI-Tabelle zierten. Seit 2013 verzeichnet der Stadtkanton aber eine deutliche Verbesserung. Auch der gesamtschweizerische Trend zeigt beim BMI nach unten.
Der Baselbieter Kantonsarzt Brian Martin mahnt zur Vorsicht bei der Interpretation der Resultate: «Wir wissen zum Beispiel nicht, wie stark die Werte streuen.» Somit sei auch keine gesicherte Aussage darüber möglich, ob die Differenzen, die sich im Mehrjahresvergleich einstellen, zufällige Schwankungen darstellten oder nicht. «Bemerkenswert ist aber», räumt Martin ein, «dass beide Basel bei BMI wie Punkte-Total die Schlusslichter bilden.»
Das Bundesamt für Sport bescheinigt dem von ihm entwickelten Test durchaus Aussagekraft. Die Daten «dienen als Grundlage», heisst es im Testbericht 2015, «um über Jahre die Entwicklung der körperlichen Leistungsfähigkeit und des Bewegungsverhaltens der Schweizer Jugend zu beobachten.» Um möglichst repräsentative Resultate zu erhalten, müssten jedoch möglichst viele Stellungspflichtige den «TSR Test Fitness Rekrutierung», wie er offiziell heisst, absolvieren.
Genau hier liegt ein Haken der Erhebung. Denn in beiden Basel hat ein verhältnismässig grosser Teil der Stellungspflichtigen den Test absolviert: 85 Prozent (Baselland) und 83 Prozent (Basel-Stadt). Im schweizerischen Schnitt waren es lediglich 77 Prozent. Die Kantone mit einer hohen Absolventenquote schneiden beim Punkte-Total tendenziell schlecht ab.
Dies würde bedeuten: In Kantonen wie Zürich, in welchen nur 66 Prozent der Stellungspflichtigen im Rekrutierungszentrum auftauchen, sind diejenigen 19-Jährigen, die sportlich bloss weniger gute Leistungen zeigen können, schon im vornherein dispensiert worden. Sie mussten sich also nicht messen in den sechs Disziplinen Standweitsprung, Medizinballstoss, Rumpf-Globaltest, Einbeinstand sowie Ausdauer beim 20-Meter-Pendellauf und auf der Rundbahn.
In Basel nimmt man die Resultate mit Genugtuung zur Kenntnis. Kantonsarzt Thomas Steffen schreibt, die Resultate des Fitness-Tests würden sich mit den Daten eigener Erhebungen decken. «Tatsächlich zeigen auch unsere Zahlen der schulärztlichen Untersuchungen, dass gegenwärtig der Anteil übergewichtiger Kinder und Jugendlicher nicht mehr zu, sondern langsam abnimmt.» Steffen führt die Entwicklung unter anderem auf «breite Präventionsbemühungen» zurück.
Eine Differenz ist laut Studienverfassern bei der Fitness der künftigen Rekruten nicht mehr spürbar: der Stadt-Land-Graben. Ein anderes Vorurteil jedoch bestätigt sich. Die Appenzell Innerrhoder massen im Schnitt 177,1 Zentimeter. Und waren somit die kleinsten. (bzbasel.ch)