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Tausende protestieren gegen Westast der Bieler Autobahn

Remo Widmer, Moderator, und andere Personen protestieren waehrend einer Demo gegen den Bau des A5-Westasts in Biel, am Samstag, 3. November 2018. (KEYSTONE/Anthony Anex)
5000 Leute gingen gegen die Bieler Autobahn auf die Strasse. Bild: KEYSTONE

700 Bäume werden gefällt: Tausende protestieren gegen Westast der Bieler Autobahn

03.11.2018, 17:3803.11.2018, 17:56
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Zwischen 3500 und 5000 Personen haben sich am Samstag in Biel versammelt, um gegen den Westast der Autobahnumfahrung zu protestieren. Die Westast-Gegner wehren sich gegen die Verkehrsführung und deren Auswirkungen auf die Stadt.

Die Bürgerbewegung «Biel wird laut» fordert insbesondere den Verzicht auf die beiden offenen Autobahnanschlüsse im Stadtzentrum. Diese würden nur noch mehr Verkehr in die Stadt pumpen. Über 700 Bäume und rund hundert Gebäude würden von dem riesigen Bauprojekt tangiert. Wegen der Bauarbeiten wäre der Zugang zum See 15 Jahre lang eingeschränkt.

Personen protestieren waehrend einer Demo gegen den Bau des A5-Westasts in Biel, am Samstag, 3. November 2018. (KEYSTONE/Anthony Anex)
Bild: KEYSTONE

«Biel bleibt laut» stört auch, dass das nun vorliegende Projekt von den Kantons- und Bundesbehörden ohne Einbeziehung der lokalen Bevölkerung entstanden sei.

Die Bevölkerung könne nicht über das Projekt abstimmen, weshalb den Gegnern dieses «Planungsirrsinns aus den 1950er Jahren» nichts anderes übrig bleibe als erneut zu demonstrieren, macht das Bündnis geltend.

Bereits vor einem Jahr gingen rund 3000 Westast-Gegner auf die Strasse. Diesmal waren es laut Polizei etwa 3500, nach Angaben der Organisatoren 4500 bis 5000 Menschen jeglichen Alters. Damit handelte sich um die grösste Kundgebung in Biel seit über 20 Jahren.

Alternative vorhanden

Die Gegner des Westasts pochen auf ein alternatives Projekt, das vom Komitee «Westast, so nicht!» erarbeitet wurde. Das Alternativprojekt sieht einen zweispurigen Tunnel zwischen Bahnhof und See vor – ohne offene Autobahnanschlüsse mitten in der Stadt. Für den Lokalverkehr soll ein Boulevard entstehen. «Stadtraum statt Autobahn» hat sich das Komitee auf die Fahne geschrieben.

Das offizielle Projekt sei altmodisch und dem Denken des 20. Jahrhunderts verpflichtet, wonach mehr Verkehr mit noch mehr Strassen begegnet werden müsse. Heute sei dieses Denken längst überwunden, ist das Komitee überzeugt.

Die Berner Kantonsregierung hat die beiden Projekte evaluiert und die Alternative der Westastgegner verworfen. Das Alternativprojekt würde nicht im gleichen Umfang eine verkehrsentlastende Wirkung entfalten, hielt der Regierungsrat fest.

Die Westast-Gegner wiederum fühlen sich von der Regierung nicht ernst genommen. «Wir haben das Gefühl, dass uns die Behörden nicht hören wollen», sagt Sabine Kronenberg, eine der drei Bielerinnen, die die Bürgerbewegung «Biel wird laut» mitbegründet haben.

Zweite Kundgebung

Mit der zweiten Kundgebung nach 2017 unter dem Motto «Biel bleibt laut» will das Bündnis den Druck auf die Behörden aufrecht erhalten.

Nachdem Biel jahrelang eine Autobahnumfahrung gefordert hat, wird diese nun gebaut. Der Ostast der Umfahrung ist bereits seit rund einem Jahr in Betrieb. Dieser hatte kaum Opposition hervorgerufen. Ganz anders der Westast, für den auch Häuser weichen müssten.

Die Westast-Eröffnung ist frühestens 2035 vorgesehen, und die Kosten werden auf rund 2.2 Milliarden Franken geschätzt. «Ein Kilometer Autobahn Westast kostet 800 Millionen Franken» rechnen die Gegner vor. Damit wäre der Westast wohl die teuerste Autobahn, die je in der Schweiz gebaut wurde, lautet ihr Schluss.

Zudem bezweifelt das Komitee, dass es bei den veranschlagten Kosten bleibt. «Mehrkosten sind absehbar», schreibt es auf seiner Homepage. (sda)

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14 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Röleböle
03.11.2018 18:42registriert März 2018
die sollen endlich eine hängebrücke von ipsach über den see bauen!
kein gstürm in der stadt dafür eine geniale attracktion vor der stadt.
mensch stellt sich nur die fantastischen sonnenuntergang fotos vor...
und ich meine das ernst, im fall!
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smoking gun
04.11.2018 13:33registriert Oktober 2015
Wer sich eingehender mit dem Autobahnmonster Westast beschäftigen möchte, hier ein paar Links:


https://www.infosperber.ch/Artikel/Politik/Nationalstrassen-Biel-Anschluss-Opposition

https://www.infosperber.ch/Artikel/Umwelt/72-km-Autobahn-verursachen-43-Millionen-Unterhalt---pro-Jahr

Und hier gehts zum Komitee:

https://www.westastsonicht.ch/

Und die Demo war cool. Besonders gut hat mir gefallen, dass es so viele Junge hatte. Seine Bürgerrechte wahrzunehmen und laut und friedlich durch die Strassen zu ziehen, muss für viele Jugendliche eine interessante Erfahrung gewesen sein.
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Clife
03.11.2018 23:26registriert Juni 2018
Muss ganz ehrlich sagen, dass ein Direktanschluss zum Zentrum von Biel lukrativ ist, da dann der ständige Stau gedämmt wird und der CO-2 Gehalt dadurch womöglich sinken würde. Meine Güte, was dabei rauskommt, wenn an jeder Ampel gewartet wird und es staut, da könnte man definitiv Abgas einsparen. Vorausgesetzt natürlich, dass neue Bäume gepflanzt werden, zumal da mehr als genug Platz wäre
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