Der unbeschwerte Partysommer ist in Bern jäh zu Ende gegangen. In der Nacht auf Sonntag lieferten sich Krawallanten und Polizisten vor der Reitschule stundenlange Strassenkämpfe. Während Chaoten die Ordnungshüter mit Flaschen und Eisenstangen attackierten, feuerten Polizeigrenadiere Gummischrot in die Menge. Dabei sind Reitschule-«Gäste» mehrfach am Kopf getroffen worden. Auf beiden Seiten gab es zahlreiche Verletzte.
Für Wirbel sorgt insbesondere das Bild eines mit einem Smiley «verzierten» Gummi-Geschosses, das einem Golfball ähnelt. Die Reitschule beschuldigt die Ordnungshüter, sich damit über die getroffenen Leute lustig zu machen. «Dies untermauert, dass die Eskalation geplant war», schreibt die Mediengruppe der Reitschule.
Auf Anfrage von watson bestätigt die Kapo Bern, dass diese neuartigen Einzelgummigeschosse tatsächlich abgefeuert worden seien.
Ein Beweis, dass tatsächlich Polizisten den Smiley aufgemalt haben, gibt es nicht.
«Ein solcher Umgang widerspricht fundamental unseren Grundsätzen und würde nicht toleriert», sagt Kapo-Sprecherin Jolanda Egger. Der Polizeieinsatz werde – wie bei solchen Ereignissen üblich – derzeit genau analysiert, dabei würden auch Kritikpunkte geprüft.
Das von der Reitschule auf sozialen Medien veröffentlichte Bild gibt im Polizeikorps viel zu reden. «Das Smiley auf einem der Gummigeschosse kann sich im Polizeiverband niemand erklären», sagt Adrian Wüthrich, Präsident des Kantonalberner Polizeiverbandes.
Innerhalb der Polizei halte man es für unvorstellbar, dass jemand aus den eigenen Reihen in dieser kritischen Situation Zeit für eine solche Aktion gefunden habe.
Wüthrich verurteilt die Gewalt gegen die Polizeibeamten. «Darunter sind viele Mütter und Familienväter, die einfach ihren Job machen.»
Für den Berner Sicherheitsdirektor Reto Nause (CVP) liegt das Problem tiefer. «Linksautonome haben gezielt die Auseinandersetzung gesucht. Gewalttäter wollen einen rechtsfreien Raum einrichten, das dürfen wir nicht tolerieren.» Dass Polizisten attackiert würden, sei aber kein Reitschul-spezifisches Problem, wie etwa die jüngsten Angriffe auf dem Zürcher Sechseläutenplatz gezeigt hätten. Damals attackierten Chaoten aus dem FCZ-Umfeld sogar Rettungssanitäter, die einen verletzten Mann abtransportieren wollten.