Er ist der wohl bekannteste Schweizer Bergsee – und zieht so viele Touristen an wie noch nie. Über 105'000 Besucher strömten in der Sommersaison an den Caumasee bei Flims. Ganze 17'000 Personen mehr als im bisherigen Rekordjahr 2017.
«Crystal clear water and pine trees, amazing!»: Neben dem Prachtswetter locken mittlerweile 30'000 Instagram-Postings die Leute an. «Wir spüren den Social-Media-Hype sehr stark», sagt Lisa Lerchi von Flims/Laax Tourismus. Das populäre Portal Unilad Adventure mit 6'322'049 Abonnenten habe etwa mehrfach Beiträge zum Caumasee geteilt. «Es war jetzt auch schon fast jeder Schweizer Instagram-Influencer bei uns, der Caumasee hat extrem die Runde gemacht», so die Bündnerin.
Zwar klingelt die Kasse, der Hype hat aber auch Schattenseiten: An Spitzentagen pilgern bis 4000 Besucher an das malerische Berggewässer. «Es ist eine Tatsache, dass der See nicht noch mehr Touristen verträgt. Wir stossen an gewissen Tagen an die Kapazitätsgrenze», sagt der Flimser Gemeindepräsident Adrian Steiger zu watson. Stammgäste hätten sich beklagt, dass der Caumasee nicht mehr «der schöne Caumasee von früher» sei.
Von «Overtourism» wie beim Bergrestaurant Aescher im Alpstein, wo das Wirte-Paar wegen der Touristenmassen das Handtuch geworfen hat, will die Tourismusorganisation nichts wissen. «Einzig die Parkplatz-Situation war bei uns ein Problem», sagt Lerchi.
Aber wie begegnet Flims der Problematik der wachsenden Gästezahlen? Eine Option wäre, die Besucherzahl zu limitieren oder den Eintrittspreis zu erhöhen, der derzeit zwölf Franken beträgt. Der Gemeindepräsident will sich nicht auf die Äste hinauslassen. Sowieso werde nur ein Bündel von Massnahmen Wirkung zeigen. «Klar ist: Es ist niemandem gedient, wenn die Gäste sauer nach Hause gehen.»
Die Tourismusverantwortlichen von Flims versuchen, die Besuchermassen auch an andere Attraktionen wie die Rheinschlucht oder den Crestasee – die kleine Schwester des Caumasees – umzuleiten. «Bis vor zwei Jahren war der Crestasee ein Geheimtipp. Aber auch hier sind immer mehr Instagrammer anzutreffen.» Kein Wunder: Der Crestasee hat bereits 10'000 Posts auf Instagram.
50'000 Insta-Posts zählt der Blausee bei Kandersteg BE. Die Verantwortlichen rechnen übers ganze Jahr 2018 mit 100'000 Besuchern, was einem Plus von zwölf Prozent entspricht. An Spitzentagen zieht das Ausflugsziel im Berner Oberland 2500 Leute an. «Wegen des Besucheransturms haben wir zusätzliche Parkplätze gebaut und einen professionellen Verkehrsdienst engagiert», so Stefan Linder von der Blausee AG.
So oder so hätten die Schweizer Tourismusgebiete wegen der vielen Gäste derzeit ein Luxusproblem, meint Steiger. «Was, wenn es nächsten Sommer viel regnet? Dann kehrt rasch etwas Ruhe ein.»