Der Berner Informatiker Moritz Maier hat die Zeichen der Zeit erkannt. Weil «nachhaltig» Fleisch essen auf dem Vormarsch ist – die Konsumenten also weg von der industriellen Massentierhaltung wollen – erfand er 2015 kuhteilen.ch. Damit war er so erfolgreich, dass er auch anfing Schweine zu «teilen». Das Konzept ist einfach: Das Tier wird erst geschlachtet, wenn es komplett verkauft ist.
Der Erfolg hält an, Maiers Geschäft brummt – für einige offenbar zu gut.
Thomas Rippel, Bauer auf dem Hof Maiezyt im Berner Oberland, gehört zu ihnen. Und Rippel ist nicht nur Bauer, sondern auch Konkurrent: Er bietet sein Fleisch auf ähnliche Weise wie Maier an – und erhebt nun happige Vorwürfe gegen seinen Branchenkollegen aus der IT-Branche. Auf dem Blog Swiss Bio Farmer schreibt der Berner Oberländer am 1. Januar:
«Er betreibt nur die Homepage und verdient mehr als ein Schweizer Bauer, der 60 Stunden und mehr pro Woche arbeitet», sagt Rippel zu watson. Ausserdem bekomme Maier von den Medien ständig Aufmerksamkeit, das sei nicht fair. Rippel attackiert Maier nicht nur auf dem Blog sondern auch über Facebook. Darauf reagierte Maier anfänglich noch:
Maier setzt Rippel kurz zusammengefasst entgegen, er bezahle den Bauern Preise über dem üblichen Marktpreis. Es gebe individuelle Abmachungen mit allen Bauern und Lieferanten. «In der Regel bestimmt der Bauer den Preis, den er für sein Tier haben will und dieser liegt manchmal bis zu 2.50 Franken pro Kilo höher als üblich.» Mit dem Rest finanziere er die komplette Vermarktung, die Werbung und die Verteilung – daher komme die relativ grosse Differenz zwischen dem Verkaufspreis und dem Preis, den der Bauer bekommt.
Maier und Rippel lieferten sich auf Facebook einen regelrechten Schlagabtausch. Diesen möchte Maier jetzt allerdings nicht mehr weiterführen. «Wir haben nichts zu verbergen, warum Bauer Rippel uns und mich teilweise auch persönlich angreift, weiss ich nicht.»
Rippel ist der Knatsch mittlerweile unangenehm. Es gehe ihm vor allem um den zu tiefen Anteil, den die Bauern bekämen. Allerdings sagt er auch, «kuhteilen.ch» preise als Bio an, was nicht Bio sei.
Bei Bio Suisse weiss man Bescheid über den Streit. Offenbar hat Rippel das Label kontaktiert. Stephan Jaun, Sprecher von Bio Suisse, sagt dazu: «‹Kuhteilen› machte auf der Homepage neben einer Grafik die Aussage «100 Prozent Bio», verkauft aber nicht ausschliesslich Bio-Fleisch.» Die Grafik wurde jetzt von der Seite genommen und das Thema ist für Bio Suisse somit gegessen.
Rippel ging noch einen Schritt weiter. Er schaltete auf Facebook zwei Tage bezahlte «Promotion» worin er «korrigiert», was «kuhteilen.ch» in seinen Augen falsch angibt. Mit der geschalteten Anti-Werbung könnte er nun ein Problem bekommen. Maier könnte bei der Lauterkeitskommission deswegen eine Beschwerde einreichen. Diese würde dann Rippel auffordern, seine Aussage zu beweisen. Kann oder tut er das nicht, würde die Lauterkeitskommission laut Sprecher Thomas Meier die Beschwerde gutheissen und Rippel empfehlen, auf solche Aussagen zu verzichten.
Moritz Maier hat noch nicht entschieden, ob er gegen Rippel vorgehen wird.