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«Renitenten» durch Urinpfütze geschleift: Zwei Berner Polizisten verurteilt

«Renitenten» durch Urinpfütze geschleift: Zwei Berner Polizisten verurteilt

30.09.2015, 18:4201.10.2015, 07:28
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Wegen Amtsmissbrauchs sind zwei Berner Polizisten zu bedingten Geldstrafen verurteilt worden. Nach Überzeugung des Regionalgerichts in Bern waren sie zu weit gegangen, nachdem ein renitenter Mann auf der Bahnhofwache auf den Boden uriniert hatte.

Der eine Polizist habe den Mann zu Boden gedrückt und durch die Urinpfütze geschleift, sagte die Einzelrichterin am Mittwoch bei der Begründung des erstinstanzlichen Urteils. Der andere Polizist habe die Jacke des Mannes in die Pfütze gelegt.

Die beiden Beschuldigten hatten die Vorwürfe zurückgewiesen. Sie gaben an, sie seien im Rahmen des Erlaubten gegen den um sich fuchtelnden und sie bedrängenden Mann vorgegangen. Der Mann, der schon öfters Ärger mit der Polizei hatte, wurde vom Vorwurf der Gewalt und Drohung gegen Behörden und Beamte freigesprochen.

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«Es ist nicht einfach, zwei gestandene Polizisten zu verurteilen», betonte die Richterin. Doch die beiden Männer hätten ihre Befugnisse überschritten. Sie berief sich insbesondere auf die Aussagen der Polizeipraktikantin, die an jenem 1. Februar 2014 im Bahnhof Bern mit dabei war.

Der Mann war auf der Wache gelandet, nachdem er sich im Bahnhof gegenüber den Polizisten unflätig geäussert haben soll. Die Polizei nahm einen Drogenschnelltest vor. Im Warteraum pinkelte der Mann auf den Boden und widersetzte sich der Aufforderung der Polizisten, die Urinlache aufzuputzen.

Die Polizisten sollen dann nachgeholfen haben. Doch «man darf niemanden körperlich dazu zwingen, etwas zu putzen», betonte die Richterin. Auch Erniedrigungen seien ein Amtsmissbrauch. Die bedingten Geldstrafen belaufen sich auf 80 beziehungsweise 40 Tagessätze, ausmachend 8800 und 4000 Franken.

Die Staatsanwaltschaft hatte dem einen Polizisten auch einfache Körperverletzung und Unterlassung der Nothilfe vorgeworfen. Der renitente Mann hatte Rippen- und Milzprellungen erlitten. Doch die Richterin hielt in diesem Zusammenhang das Verhalten des Polizisten für rechtmässig und sprach ihn von den Vorwürfen frei. (sda)

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7 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Tschiger
30.09.2015 19:54registriert September 2015
Polizist sein ist nicht einfach. Ich verstehe dass die Geduld sehr strapaziert wird.
Vielen Dank an die tausenden Polizisten die für uns hinstehen. Bravo
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