Am Freitag gab die Luzerner Polizei bekannt, einen 14-Jährigen verhaftet zu haben. Er soll sexuelle Übergriffe gegen fünf Mädchen verübt und diese «teilweise massiv tätlich angegangen und über der Kleidung im Genitalbereich angefasst haben».
Solche Übergriffe gelangen aber selten an die Öffentlichkeit. Jugendstrafverfahren werden zum Schutz der Beteiligten nicht publik gemacht. Die neue Kriminalstatistik belegt aber, dass jener Vorfall in Luzern bei weitem kein Einzelfall ist.
727 Minderjährige wurden letztes Jahr wegen eines Sexualdelikts beschuldigt, berichtet die SonntagsZeitung. Fast die Hälfte der Verzeigten war noch keine 15 Jahre alt. Zu Erhebungsbeginn 2009 waren es erst 455 Anzeigen.
Meist geht es um den Besitz und die Verbreitung von illegaler Pornografie. Wegen den technischen Möglichkeiten könne jedes Kind auf das Internet zugreifen, sagt Ronald Lips von der Berner Jugendanwaltschaft.
Aber dabei bleibt es oft nicht. «In der Regel steigt mit der Zeit das Bedürfnis nach härteren Inhalten», sagt Gerichtspsychiater Josef Sachs. Diese würden die Hemmschwelle senken. «Bei gewissen Jugendlichen so weit, dass sie selbst sexuelle Gewalt ausüben.»
Tatsächlich nehmen laut SonntagsZeitung auch schwere Sexualverbrechen durch Kinder zu. 53 Anzeigen gegen Minderjährige gab es im letzten Jahr wegen Vergewaltigung, so viele wie noch nie. Hinzu kamen 167 jugendliche Beschuldigte wegen sexuellen Handlungen mit Kindern. Das sind mehr als alle über 50-jährigen Verzeigten zusammen.
Enrico Violi, Gewaltbeauftragter der Zürcher Bildungsdirektion, spricht von einer «Tendenz zur Verjüngung». Vergingen sich vor 15 Jahren mehrheitlich Erwachsene an Kindern, würden heute solche Delikte vermehrt von «Gleichaltrigen aus dem persönlichen Umfeld» ausgeführt.
Auch Violi sieht die Ursache dafür bei der Pornografie: «Sie vermitteln ein verzerrtes Bild von Sexualität: Der Mann ist aktiv, die Frau hält hin.» Dadurch würde auf beiden Seiten ein falsches Rollenverständnis entstehen.
Minderjährige Straftäter – über zehn Jahre alt – können mit bis zu vier Jahren Freiheitsentzug belangt werden. Laut der SonntagsZeitung ist es aber schwierig, Sexualdelikte zu beweisen. Dabei stellt sich immer die Frage, ob es sich um «einseitige Gewalt» oder «gegenseitige Experimente» handelt.
Gemäss Jugendanwältin Alexandra Ott Müller von der Jugendanwaltschaft Winterthur ist «der Schutz und die Erziehung straffällig gewordener Jugendlicher das oberste Ziel des Jugendstrafrechts». Minderjährige Straftäter werden genau abgeklärt und mit Sanktionen belegt, damit sich Taten nicht wiederholen.
Ott Müller sieht aber besonders die Eltern in der Pflicht: «Eine gute, altersadäquate und laufende Aufklärung sowie ein bewusster Umgang mit Social Media sind wichtige Mittel. Sexualität sollte heutzutage wirklich kein Tabu mehr sein.»
Ein Verbot gegen Pornografie findet Violi nicht sinnvoll, da Jugendliche immer einen Weg finden, dieses zu umgehen. Viel mehr sei es wichtig, dass junge Menschen «Inhalte einschätzen können». Deshalb wurde im Kanton Zürich das Projekt «Herzsprung» ins Leben gerufen.
Durch das Präventionsprogramm werden Jugendliche ab 14 Jahren «über Geschlechterbilder, Sexualität und darüber, was Grenzüberschreitungen sind» aufgeklärt. Mittlerweile steht «Herzsprung» allen Kantonen zur Verfügung. (vom)
Zum Glück haben die meisten Jugendlichen in unserem Land aber immer noch einen guten Start ins Leben.
Ähh... wenn die Bienchen die Blümchen bestäuben: Die Verlegenheit der Väter --- https://www.watson.ch/!355730010?utm_source=whatsapp&utm_medium=social-user&utm_campaign=watson-app-ios
Es wäre die Aufgabe der Väter, sich mit ihren Söhnen über Sexualität zu unterhalten. Pornos liefern kein realistisches Bild von Sexualität ab. Auch üben sie einen Druck auf Jungs aus, da nur das Bild gezeigt wird, dass der Mann immer kann und auch immer die Führung übernimmt. Mit den Bildern im Kopf eine gesunde eigene Sexualität zu entwickeln ist dann schwer.