16'554 Personen wurden in der Stadt Zürich im Zeitraum zwischen Februar und Juli 2018 kontrolliert – das sind täglich rund 91 Personen. In 31 Prozent – also bei rund 5100 Fällen – lag die Polizei mit ihrer Vermutung richtig, wie die NZZ berichtet. Zürcher Polizisten sind seit diesem Jahr verpflichtet, für jede Kontrolle via Smartphone-App neben dem Grund auch den Ort des Geschehens anzugeben – und ob die Aktion erfolgreich war.
Eingeführt wurde das neue System, nachdem mehrfach Vorwürfe wegen Racial Profilings laut geworden waren – also ob eine Kontrolle rassistisch motiviert war. Das Schweizerische Kompetenzzentrum für Menschenrechte kam zum Schluss, dass die Anschuldigungen unbegründet waren. Die Stadtpolizei Zürich reagierte trotzdem und führte die Web-App ein, um Daten über Personenkontrollen zu sammeln.
Mit Abstand am meisten Kontrollen wurden im Kreis 4 rund um die Langstrasse durchgeführt. Danach folgt das Stadtzentrum (Kreis 1), sowie das Industriequartier (Kreis 5). In Zürich-Nord wurden ebenfalls viele Personen angehalten. Dies ist darauf zurückzuführen, dass die Quartiere Oerlikon und Seebach stetig anwachsen.
Wesentlich interessanter als der Ort sind die Beweggründe für eine Personenkontrolle. Mit Abstand am meisten – etwa 6200 Mal – hat die Stadtpolizei Personen wegen «auffälligem Verhalten oder von der Norm abweichenden Erscheinung» angehalten – in 22 Prozent lagen sie richtig. Am zweithäufigsten wurden Kontrollen im Zusammenhang mit einem konkreten Ereignis, wie etwa einer Schlägerei, durchgeführt. Hierbei liegt die Erfolgsquote bei 42 Prozent.
«Polizeiliche Lage und Bedrohung» wurde am dritthäufigsten als Legitimation angegeben. Hierbei handelt es sich um Aktionen bei Grossanlässen wie an der Street Parade oder bei Fussballspielen. Als Nächstes folgen Kontrollen aufgrund «objektiver Erfahrungswerte», etwa bei bekannten Deliktsorten. Bei beiden Begründungs-Kategorien lag die Polizei bei rund jedem vierten Verdacht richtig.
Am wenigsten wurden Personenkontrollen mit «Ausschreibungen und Fahndungen» begründet. Aus der Statistik geht aber hervor, dass die Erfolgsquote bei fast 60 Prozent liegt. Sprich: Mehr als die Hälfte der überprüften Personen waren im Fahndungssystem aufgeführt.
Die Stadtpolizei Zürich ist schweizweit der erste Korpus, der solche Daten sammelt. Vergleichbare Systeme gibt es zwar in England. Jedoch konnte dieses nicht übernommen werden, da beispielsweise die ethnische Zugehörigkeit der Kontrollierten angegeben werden muss.
Die Handhabung der App gestaltet sich sehr simpel. Laut NZZ könne das Formular in sehr kurzer Zeit aufgefüllt werden. Bei der Entwicklung seien keine zusätzlichen Kosten angefallen.
Von einem Erfolg spricht man bei der Stadtpolizei trotzdem nicht. Aussagen dazu lassen sich unter anderem nur schwer machen, da es keinen Vergleich mit Daten anderer Schweizer Städte gibt. (vom)