Schweiz
Blaulicht

Zürcher Polizist schiesst auf Äthiopier – Behörden müssen ermitteln

Zürcher Polizist schiesst elfmal auf Äthiopier – Behörden müssen wieder ermitteln

05.04.2019, 12:0005.04.2019, 12:07
Mehr «Schweiz»

Die Zürcher Staatsanwaltschaft muss die Untersuchung gegen einen Stadtpolizisten weiterführen, der im Dezember 2015 elf Schüsse auf einen Mann abgab, welcher mit einem Fleischmesser in der Hand auf ihn zuging. Dies hat das Bundesgericht entschieden.

Am Tatort hat die Polizei die Lage der Patronenhülsen markiert.
Am Tatort hat die Polizei die Lage der Patronenhülsen markiert. Screenshot: srf

Das zur Tatzeit 42-jährige Opfer war einer Streife der Stadtpolizei Zürich aufgefallen, weil es ein 25 Zentimeter langes Fleischmesser in der Hand hatte. Zusammen mit einer weiteren Streife – insgesamt waren fünf Polizisten vor Ort – sollte der aus Äthiopien stammende Mann angehalten und kontrolliert werden.

Der Äthiopier ging auf einen der Polizisten los und soll «kill me, kill me» gesagt haben. Zwei der Polizisten gaben in der Folge insgesamt 13 Schüsse ab, wobei das Opfer von sechs Kugeln getroffen wurde. Es erlitt lebensbedrohende Verletzungen.

«Unklare Beweislage»

Gegen jenen Polizisten, der elf Schüsse abgab, soll die Strafuntersuchung gemäss einem am Freitag veröffentlichten Urteil des Bundesgerichts weitergeführt werden. Die Lausanner Richter haben eine Beschwerde des Äthiopiers gutgeheissen.

Die Staatsanwaltschaft Zürich stellte das Strafverfahren gegen die beiden Polizisten im März vergangenen Jahres ein. Das Obergericht Zürich wies eine Beschwerde des Äthiopiers gegen diese Verfügung ab.

Wie die Lausanner Richter festhalten, lässt sich anhand der «vorliegend offensichtlich unklaren Beweislage» nicht beurteilen, ob der Schusswaffeneinsatz des Hauptschützen rechtmässig war. Das Zürcher Obergericht habe die bestehenden Verdachtsmomente mittels Hypothesen verworfen.

Aus dem Urteil des Bundesgerichts geht hervor, dass der Polizist gemäss eigenen Angaben zweimal in den Torsobereich des Opfers schoss. Daraufhin sei er zurückgewichen, mit dem Rücken gegen die Stossstange des Streifenwagens gestossen und rückwärts zu Boden gefallen. Dann habe er nochmals geschossen, als sich der Mann mit dem Messer «irgendwie über ihn gebeugt habe». In der Folge sei es zu einem Gerangel gekommen.

Das Bundesgericht schreibt, es erscheine fraglich, dass der Polizist in diesem Gerangel weitere Schüsse abgegeben habe, da die Schussdistanz bei allen Schüssen mindestens einen halben Meter betragen haben müsse.

Schuldunfähiges Opfer

Gegen den Äthiopier wurde ebenfalls eine Strafuntersuchung eingeleitet. Das Bezirksgericht Zürich sprach ihn im Dezember 2016 vom Vorwurf der versuchten schweren Körperverletzung frei.

Der Mann leidet an einer schizophrenen Psychose und war zum Tatzeitpunkt schuldunfähig. Das Bezirksgericht ordnete – wie dies die Staatsanwaltschaft beantragt hatte – eine ambulante Therapie an. (sda)

(Urteil 6B_1183/2018 vom 25.03.2019)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Aktuelle Polizeibilder: Drogendealer aufgeflogen
1 / 95
Aktuelle Polizeibilder: Lagergebäude durch Brand beschädigt
2.3.2020, Bremgarten (AG): Mehrere Feuerwehren rückten nach Bremgarten aus, nachdem ein Brand in einer Liegenschaft ausgebrochen war. Personen wurden keine verletzt. Die Kantonspolizei hat die Ermittlungen aufgenommen.
bild: kapo Aargau
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Das könnte dich auch noch interessieren:
92 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
P. Meier
05.04.2019 13:26registriert März 2017
Wenn der Mann mit dem Messer auf die Polizisten zuging, ist für mich die Sachlage eigentlich klar. Ob es nun wirklich 13 Schüsse brauchte ist offen.
43677
Melden
Zum Kommentar
avatar
Don Huber
05.04.2019 13:49registriert Februar 2014
In der Schweiz Polizist zu sein ist echt hart. Bei Verbrecherverfolgung mit Blaulicht zu schnell fahren gibts BUSSE für den Polizisten. Bei Schussabgabe wenn einer mit nem Messer kommt
gibts Abklärungen für den Messertypen und wenn Pech bekommt der Strolch noch Recht....Ihr Polizisten tut mir echt leid...😪 wirklich !
435122
Melden
Zum Kommentar
avatar
Füdlifingerfisch
05.04.2019 13:20registriert August 2015
In den USA würde man sowas „suicide by cop“ nennen
23727
Melden
Zum Kommentar
92
Unfälle auf Schweizer Autobahnen führen zu Staus auf A1 und A7 – Rega im Einsatz

Auf der A1 zwischen Winterthur-Ost und Matzingen TG kam es zu einem Unfall. Die A1 ist dort in beide Richtungen gesperrt. Gemäss «Züri Today» ereignete sich der Unfall bei Bertschikon ZH. Bei dem Unfall seien vier Fahrzeuge involviert. Auch die Schweizerische Rettungsflugwacht (Rega) ist vor Ort.

Zur Story