Ihr Siegerlächeln überstrahlte am Wahltag alles: Albert Rösti und Elisabeth Baume-Schneider sind Mann und Frau der Stunde. Doch mit ihrer Wahl in den Bundesrat öffnen sich anderen neue Türen, durch die sie in vielleicht gar nicht allzu ferner Zukunft in die Landesregierung einziehen könnten.
Mit Baume-Schneider sind die sprachlichen Minderheiten im Bundesrat in der Mehrheit. Der Druck auf Alain Berset, nächstes Jahr als amtsältestes Mitglied per Legislaturende zurückzutreten, ist gestiegen. Dann könnten Deutschschweizer SP-Männer zum Zug kommen, denen man Bundesratsambitionen nachsagt. Dazu gehört etwa der Bündner Nationalrat Jon Pult (38).
Von einem Berset-Rücktritt könnten nächstes Jahr auch die Grünen profitieren, wenn sie nochmals auf Kosten der SP zulegen. Die neue, ländlich dominierte Zusammensetzung des Bundesrats böte die Gelegenheit, sich als frische, urbane Kraft zu präsentieren. In Frage kämen etwa der Zürcher Baudirektor Martin Neukom (36) aus Winterthur.
Bundesratsformat hätte auch der frühere Berner Erziehungsdirektor Bernhard Pulver (57). Sein Problem: Pulver soll im nächsten Herbst für die Grünen in Bern einen Ständeratssitz erobern. Die Bundesratswahlen im Dezember 2023 kämen für ihn zur Unzeit.
Das ist auch bei der Aargauer Nationalrätin Irène Kälin (35) der Fall. Sie sprach sich kürzlich für einen grünen Angriff auf den SP-Sitz aus und signalisierte Interesse an einer Bundesratskandidatur. Doch nächstes Jahr käme dieser Schritt aus familiären Gründen nicht in Frage.
Wenn sie schon einen Grünen in den Bundesrat wählen müssten, dann wäre für viele bürgerliche Parlamentarier der Glarner Ständerat Mathias Zopfi (38) der Wunschkandidat. Zopfi politisiert in vielen Fragen rechts von der Parteilinie und befürwortete etwa den Kauf neuer Kampfjets. Zopfis Nachteil: Mit seinem Wohnort Engi GL (knapp 600 Einwohner) geht er nicht als Vertreter der urbanen Schweiz durch.
Von der Übervertretung der lateinischen Schweiz könnten auch Deutschschweizer SVP-Vertreter mit Bundesratsambitionen profitieren. Bei einem Rücktritt von Guy Parmelin kann es sich die Partei leisten, ihren zweiten Sitz in die Deutschschweiz zu vergeben. In Frage kommen könnte dereinst die Zürcher Regierungsrätin Natalie Rickli (46).
Andere hingegen müssen nach dem heutigen Wahltag ihre Bundesratsambitionen begraben. Das gilt insbesondere für die Westschweizer SP-Tenöre Pierre-Yves Maillard (54), Roger Nordmann (49) und Ex-Parteichef und Post-Präsident Christian Levrat (52).