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Die «Weltwoche» lanciert Toni Brunner als SVP-Bundesratskandidaten – das sind seine 19 Konkurrenten

Die «Weltwoche» lanciert Toni Brunner als SVP-Bundesratskandidaten – das sind seine 19 Konkurrenten

22.10.2015, 11:0423.10.2015, 16:25
Das Kandidaten-Karussel: Eine Auswahl der potentiellen SVP-Kandidaten für das Bundesratsamt.
Das Kandidaten-Karussel: Eine Auswahl der potentiellen SVP-Kandidaten für das Bundesratsamt.
Bild: watson
william stern
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Nach dem überwältigenden Wahlerfolg der SVP tauchte die Frage nach dem zweiten Bundesratssitz so zuverlässig auf, wie die Herbstblätter im Oktober. 

Das Problem für die SVP ist, einen Kandidaten zu finden, der einerseits die Grundwerte der Volkspartei vertritt und anderseits mehrheitsfähig genug ist, um von der Bundesversammlung am 9. Dezember gewählt zu werden. Das Debakel bei der letzten Gesamterneuerungswahl des Bundesrats vor vier Jahren, als der Kronfavorit Bruno Zuppiger aufgrund seiner Verwicklung in einen Erbschaftsstreit kurz vor der Wahl seine Kandidatur zurückzog, steckt der SVP noch immer in den Knochen.

Das Kandidaten-Karussell dreht sich derzeit also munter, viele Namen werden herumgeboten. Einer aber ist mit der heutigen Ausgabe der «Weltwoche» in eine markant bessere Ausgangslange gerutscht: Toni Brunner. 

So findet die SVP ihren Bundesrat
Eine interne Findungskommission unter Leitung des Aargauer Alt-Regierungsrats Ernst Hasler soll die Wiederholung einer derartigen Panne verhindern. So müssen die Kandidaten nun nicht mehr nur den Lebenslauf, sondern auch Strafregister- und Betreibungsregisterauszug vorlegen. 

Der interne Fahrplan sieht wie folgt aus: Bis zum 13. November haben die Kantonalsektionen Zeit, Kandidaturen einzubringen, am 16. November präsentieren sich die Kandidaten in einer ausserordentlichen Fraktionssitzung und am 20. November – gut drei Wochen vor der Wahl – soll die Nomination durch die Bundeshausfraktion erfolgen. Im Anschluss macht der Kandidat – oder, falls die SVP mehrere Personen ins Rennen schickt: die Kandidaten – seine Aufwartung bei den anderen Bundeshausparteien.
Die heutige Ausgabe der «Weltwoche». 
Die heutige Ausgabe der «Weltwoche». 
Bild: Weltwoche

Authentisch, umgänglich, unermüdlich

Roger Köppels «Weltwoche» portraitiert Brunner als idealen Bundesratskandidaten. «Unermüdlich» und «umgänglich» sei er, pflege «einen guten Führungsstil», zeichne sich durch «hohe Authentizität» aus und sei ein «unglaublich guter Kommunikator», heisst es in der Titelgeschichte. 

Es wäre nicht das erste Mal, dass Roger Köppels «Weltwoche» wichtige Personalien im Sinne der Parteileitung pushen würde. Bereits bei der Wunschbesetzung als Chefredaktor der NZZ hatte Roger Köppel den BaZ-Chefredaktor Markus Somm lanciert. 

Noch sagt Brunner öffentlich «Nein», aber das muss er. Wer seine Ambitionen zu früh bekannt macht, spielt den Rivalen in die Hände. So hat auch Ueli Maurer 2008 bis zum Tag der Wahl immer gesagt, er wolle das Amt nicht. Bis er gewählt war. 

Will sie, oder will sie nicht? Eveline Widmer-Schlumpf hat sich bisher nicht zu ihrer Zukunft als Bundesrätin geäussert.
Will sie, oder will sie nicht? Eveline Widmer-Schlumpf hat sich bisher nicht zu ihrer Zukunft als Bundesrätin geäussert.
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Planspiele der Linken und der Mitte ausser Acht gelassen, sind folgende weitere Namen von SVPlern als mögliche Kandidaten herumgeboten worden denkbar. Allerdings ist jeder von ihnen mit dem einen oder anderen Makel behaftet, der ihn entweder für die Partei nicht wählbar macht, oder seine Wahlchancen in der Bundesversammlung erheblich schmälert.

Die Hardliner

Sie geniessen zwar innerhalb der Partei hohen Stellenwert, machen es den anderen Fraktionen mit ihren pointierten Äusserungen und ihrer kompromissloser Politik jedoch schwierig, sie zu wählen.  Dazu gehören der Zürcher Nationalrat Gregor Rutz, der Genfer Nationalrat Yves Nidegger und der Walliser Staatsrat, Lehrer und Hobby-Poet Oskar Freysinger.

Gregor Rutz – Wahlchancen: Gering

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Yves Nidegger – Wahlchancen: Gering

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Oskar Freysinger hat sich als möglicher Bundesrat für die SVP ins Spiel gebracht. Er könne sich das Bundesratsamt vorstellen, sagte der Walliser SVP-Staatsrat in einem Radiointerview am Dienstag. Seine zahlreichen Skandale und Skandälchen sowie sein grosses Sendungsbewusstsein werden dem einen oder anderen Parlamentarier indes sauer aufstossen.

Oskar Freysinger – Wahlchancen: Verschwindend klein

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Nachdem Natalie Rickli am Sonntag Roger Köppel als Ständeratskandidat für den zweiten Wahlgang vorgeschlagen hatte, fabulierten gewisse Kreise einen Tag später eine noch gewagtere Zukunft für den 50-Jährigen: Köppel soll für die SVP in den Bundesrat. Sein Glanzresultat bei den Nationalratswahlen in Zürich führte unweigerlich zu derartigen Forderungen: Immerhin war Köppel mit den meisten Stimmen überhaupt in die grosse Kammer gewählt worden. Seine Breitseiten gegen die FDP in der Weltwoche (Stichwort: «Weichsinn») dürften ihn aber im Freisinn zur persona non grata  und damit unwählbar gemacht haben.

Roger Köppel – Wahlchancen: Nicht vorhanden

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Bild: ARND WIEGMANN/REUTERS

Das Gespenst aus der Vergangenheit:

Christoph Blocher – Wahlchancen: Nicht vorhanden

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Das Imageproblem

Die Findungskommission wird die Biographien der Kandidaten genau durchleuchten. Ein erneuter Fall Zuppiger soll unter allen Umständen ausgeschlossen werden. Für den Zuger Baudirektor Heinz Tännler ,der von seiner Kantonalpartei ins Rennen geschickt wurde, ein erhebliches Handicap. Tännler war von 2004 bis 2006 Chefjurist der FIFA und geriet wegen seiner Rolle im skandalumwitterten Weltverband ebenfalls in die Kritik.

Heinz Tännler – Wahlchancen: Mittel

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Der Verlierer

Verlierer wählt man nicht gerne. Jean-François Rime wurde von seiner Partei 2010 und 2011 als Bundesratskandidat portiert – beide Male scheiterte der Freiburger. Am Sonntag erzielte er bei den Nationalratswahlen zwar das zweitbeste Resultat des Kantons, am Verlierer-Image des Unternehmers dürfte das aber wenig ändern.

Jean-François Rime – Wahlchancen: Gering

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Die aus dem falschen Landesteil

Sie gelten als umgänglich, konziliant und bis über die Parteigrenzen hinweg wählbar – aber sie stammen aus dem falschen Landesteil. Wahlkampfleiter Albert Rösti sammelte mit seinen moderaten Positionen auch in der Mitte Sympathien, aber mit ihm wäre der Kanton Bern in der Landesregierung übervertreten: Simonetta Sommaruga und Johann Schneider-Amman sind ebenfalls Berner. 

Albert Rösti – Wahlchancen: Mittel

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Hansjörg Knecht ist kein lauter Polterer. Mit seinem ruhigen Auftreten und stillem Schaffen im Nationalrat hat sich der Aargauer einen guten Ruf erarbeitet. Knecht brachte sich selber als Bundesratskandidat ins Spiel und wurde von Toni Brunner geadelt: «Er hat das Zeug zum Bundesrat», liess der SVP-Präsident verlauten. Aber: Knecht ist einerseits als Aargauer Ständeratskandidat mit einem zweiten Wahlgang beschäftigt und hat anderseits den Nachteil seiner Herkunft: Mit Doris Leuthard ist bereits eine Aargauerin im Bundesrat vertreten.

Hansjörg Knecht – Wahlchancen: Mittel

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Die, die nicht wollen

Sie wären die idealen Kandidaten – wenn sie sich denn zur Verfügung stellen würden. Stadler-Rail-Präsident und Alt-Nationalrat Peter Spuhler geniesst als Unternehmer die Sympathien der Bürgerlichen und könnte eventuell sogar auf einzelne Stimmen aus der Linken zählen. Spuhler hat aber im Vorfeld abgewinkt: Eine Bundesratskandidatur kommt für den 56-Jährigen nicht infrage.

Peter Spuhler – Wahlchancen: Gering

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Das gleiche gilt für den Thurgauer Ständerat Roland Eberle. Der Agronom und Bauern-Lobby-Freund sagte ab. Eberle war bereits im 2000 einer der zwei offiziellen Kandidaten der SVP bei der Bundesratswahl für die Nachfolge von Adolf Ogi. Er schied im 5. Wahlgang mit 17 Stimmen aus.

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Roland Eberle – Wahlchancen: Gering

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Adrian Amstutz – Wahlchancen: Mittel

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Immer wieder wird der Name des Zürcher Regierungsrats Ernst Stocker gehandelt. Stocker gilt als zuverlässig und mehrheitsfähig – und würde damit dem Bundesratsprofil gut entsprechen. Über seinen Sprecher liess der Wädenswiler jedoch verlauten, er stehe nicht zur Verfügung. 

Ernst Stocker – Wahlchancen: Gering

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Die parteiintern umstrittenen / die (zu) moderaten

Auch sie hätten Magistrats-Format, sind aber alle aus dem einen oder anderen Grund parteiintern umstritten. Hannes Germann, Ständerat aus Schaffhausen, schaffte die Wiederwahl am Sonntag problemlos und erarbeitete sich nicht zuletzt als Ständeratspräsident 2013 einen guten Ruf über die Parteigrenze hinweg. Seine Position innerhalb der Fraktion gilt aber als eher schwach. 

Hannes Germann – Wahlchancen: Mittel

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Bild: BD

Der Bündner Nationalrat und Asylhardliner Heinz Brand hat sich als als Migrationsexperte profiliert. Dabei kommt  ihn die Erfahrung von 24 Jahren als Chef des Bündner Amts für Polizeiwesen und Zivilrecht zugute. Der 60-Jährige hat den Vorteil, dass mit ihm auch die Ostschweiz weiterhin in der Landesregierung vertreten wäre. Brand haften allerdings zwei Makel an: Erstens ist er der eigenen Fraktion nicht unumstritten und zweitens hat er in Graubünden zweimal die Wahl in den Regierungsrat verpasst. 

Heinz Brand – Wahlchancen: Gross

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Er habe bereits die ersten parteiinternen Anhörungen hinter sich, sagte Guy Parmelin am Dienstag dem Westschweizer Radio RTS. Der Waadtländer Nationalrat hat seine Kandidatur selber lanciert, genau wie Oskar Freysinger. Im Unterschied zum Walliser Poeten und Nazi-Memorabilia-Sammler, ist Parmelin aber in der eigenen Partei ein Hinterbänkler. Der Weinbauer aus Bursins hat den Vorteil, französischsprachig zu sein – eine Voraussetzung, die SP-Präsident Levrat und CVP-Chef Darbellay für einen zweiten SVP-Sitz gefordert hatten.

Guy Parmelin – Wahlchancen: Mittel

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Die Unscheinbaren

Sie sind glaubwürdig und werden für ihre Fachkompetenzen geschätzt – ausserhalb des Bundeshaus kennt sie aber kaum jemand. 

Der Sicherheitsexperte und Berufspilot Thomas Hurter, vom Blick einst als «Softie-Kandidat» betitelt, rechnet sich Chancen auf einen Bundesratssitz aus. Sein Problem: Ausserhalb seiner Domäne, der Sicherheitspolitik, nimmt man den Schaffhauser in der Grossen Kammer kaum wahr.

Thomas Hurter – Wahlchancen: Mittel

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Der Baselbieter Thomas de Courten hat via Medien sein Interesse an einer Bundesrastkandidatur signalisiert. De Courten war bis vor wenigen Monaten in seiner Doppelrolle als Nationalrat und Wirtschaftsförderer eingeschränkt – nach seinem Abgang aus der Volkswirtschaftdirektion gab er sich in der Basellandschaftlichen Zeitung erleichtert. Vielleicht sind jetzt Ressourcen für einen Bundesratswahlkampf frei geworden? Der Baselbieter leidet aber unter dem gleichen Manko wie Hurter: Er ist national kaum präsent.

Thomas de Courten – Wahlchancen: Gering

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Bild: KEYSTONE

Pierre Rusconis grösster Vorteil ist seine Herkunft: Als Tessiner könnte er den italienischsprachigen Landesteil 16 Jahre nach dem Ausscheiden von Flavio Cotti wieder in der Landesregierung vertreten. Pierre Rusconis grösster Nachteil ist ebenfalls seine Herkunft: Der Tessiner Ex-Nationalrat ist nördlich der Alpen nicht mehr als eine politische Randnotiz. Kommt hinzu: Rusconis Nicht-Wiederwahl am Sonntag dürfte seine Chancen nicht gerade verbessert haben.

Pierre Rusconi – Wahlchancen: Gering

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Bild: EQ Images

Die Frauen 

Haha ... Nein, ernsthaft, Frauen spielten in der Planung der SVP hinsichtlich eines zweiten Bundesratssitzes bislang keine Rolle.

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46 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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kurt3
22.10.2015 11:50registriert Juni 2014
Ein klares Votum für den Toneli. Der schafft Arbeitsplätze ! Jedenfalls für Dolmetscher . Damit er sich wenigstens mit Restschweizern austauschen kann.
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Lowend
22.10.2015 11:42registriert Februar 2014
Toni 4 President? Ich versuche mir gerade vorzustellen, wie es wäre, wenn Brunner den Posten von Simonetta Sommaruga übernimmt und sie das Departement wechseln würde. Wenn es für die Zukunft unseres Landes nicht so wichtig wäre, würde ich mich vermutlich vor Lachen am Boden wälzen, wenn dieser Blocher-Ziehsohn, den EU-Politikern die SVP-Linie aufzwingen müsste! Ich bin jedenfalls sehr dafür, dass die SVP nach den BR-Wahlen wieder das EDI übernimmt, denn dann wäre wenigstens die SVP dafür verantwortlich, das Chaos aufzuräumen, dass Blocher durch seine Rache-Initiativen anrichten liess.
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metall
22.10.2015 12:41registriert Januar 2014
Habe ihn noch nie französisch oder englisch sprechen gehört. Also gebt ihm das Außenministerium. Dann kann nicht viel schief gehen.
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