Eigentlich kennen wir Christoph Blocher ja so:
Bei Schawinski aber sitzt am Montagabend ein einarmiger SVP-Übervater. Er ist auf die Schulter gefallen, eine Schlinge klebt seinen Arm an den Körper. Er könne halt jetzt nur mit einer Hand reden, sagt Blocher dazu. Ob das dann schneller ginge, mit Reden, oder eher langsamer, entgegnet Schawinski. «Das sehen sie ja dann!», sagt Blocher. Es wird eine lange halbe Stunde werden.
Die Themen der Sendung: Schutzklausel, Flüchtlingskrise, Bundesratswahl.
Blochers Meinung zur Schutzklausel und den bilateralen Verträgen: «Wir haben 250 Verträge mit der EU, wir wollen nur diesen einen nicht mehr», sagt Blocher. Es müsse ja nur ein Absatz angepasst werden. «Das ist doch nichts Schlimmes!» Der Vertrag sähe zwei Fälle vor, in denen neu verhandelt werden könne: Erstens, wenn man nicht zufrieden sei, zweitens, wenn man soziale und wirtschaftliche Schwierigkeiten habe. «Und das haben wir.»
Der übervater der #svp zeigt sich laut sowie sehr gesprächig und sagt damit trotzdem nichts #schawinski
— andy balmer (@menschpunkt) 7. Dezember 2015
Man ahnt, wie es weitergehen wird. Angesprochen auf die Flüchtlingskrise sagt Blocher: «Das ist kein Flüchtlingsproblem, das ist ein Zuwanderungsproblem. Man sagt denen einfach Flüchtling. Die meisten sind nicht an Leib und Leben bedroht.» Schawinski scheint ein bisschen sprachlos zu sein. Blocher doppelt nach. «Das ist meine Überzeugung!»
Es bleibt natürlich seine Überzeugung – auch als Schawinski ein Foto Blochers, irgendwo in den Bergen, mit Bier auf dem Tisch, neben das Foto einer zerbombten Stadt stellt. Er stellt Blocher nicht wirklich zur Rede, und der verliert auch kein Wort darüber. «Wir sind die Leidtragenden hier», sagt Blocher, und bleibt bei der Kritik an der EU. Die europäischen Länder müssten sich selber um die Flüchtlinge kümmern.
Wenn ein Polit-Pensionär den Talkmaster im Pensionsalter immer wieder beleidigt & anschreit. #Schawinski #CBwasThere
— Mark Balsiger (@Mark_Balsiger) 7. Dezember 2015
Glücklicherweise gibt Schawinski auf und schwenkt die Diskussion auf die Bundesratswahlen. Es folgt eine Einblendung von Blocher TV. Blocher wird gefragt, ob er denn nicht der beste Bundesrat wäre. Wie im Krieg hole man am Schluss noch die Generäle, antwortet Blocher darauf – und der einarmige Blocher im Studio grinst wie ein Honigkuchenpferd.
Wir seien nicht im Krieg, und sowieso sei Blocher auch nie General gewesen, sagt Schawinski. «Das sind doch alles dumme Witze», blafft Blocher.
Dann erklärt er Schawinski das SVP-Prinzip für die Wahlen, das der Moderator zuvor als Erpressung bezeichnet hat: «Das Parlament kann wählen, wen es will. Aber wenn man einen anderen wählt als die drei, sind das nicht unsere Vertreter. Wir haben sie nicht vorgeschlagen. Das sind die Vertreter der anderen.»
«Hannes Germann sagt, es sei ein abgekartetes Spiel», entgegnet Schawinski. Blochers Antwort: «Ja weil er unterlegen ist. Er ist ein schlechter Verlierer.»
Auf die drei offiziellen Kandidaten Aeschi, Gobbi und Parmelin will Blocher nicht gross eingehen. Gobbi sei trotz der Lega ein Vertreter der SVP, kein halber SVP-Bundesrat, wie Schawinski meine. Aeschi habe er vor vier Jahren gar noch nicht gekannt, aber das sei ein intelligenter. «Es kann alles passieren am Donnerstag», sagt Blocher.
Nach der Bundesrats-Diskussion will Schawinski nochmals ein bisschen bohren, provozieren. Aber er scheint dessen müde zu sein. Was er von Maurer halte? Er sei zufrieden, sagt Blocher. Maurer habe schliesslich den Niedergang der Armee gestoppt.
Vorsichtig wird Blocher erst, als Schawinski auf den Wahlerfolg des Front National anspricht. «Ich bin kein Franzose, ich habe mit dieser Partei nichts zu tun. Sie haben nur ein Thema, Fremdarbeiter. Wir haben ein breiteres Spektrum.» Der Front National sei keine Schwesterpartei. Dennoch sieht Blocher Parallelen: «Ich kenne das, man redet die SVP schlecht, damit man nicht über die Sache diskutieren muss.»
Nachdem sich Vater Blocher auch noch zu Magdalena Martullo-Blochers Wahl in den Nationalrat äussern muss (er hoffe, sie finde heraus, wo sie Zeit verplämperle und wo sie fehlen könne), präsentiert er bei Schawinski noch sein politisches Ziel: «Zurück zum Milizparlament, das ist mein Ziel. Weniger Kommissionen, weniger Sitzungen, weniger Geld, weniger Gesetze.» Dann ist endlich Schluss. (dwi)