Der grosse Verlierer der Wahlen heisst Christoph Mörgeli. Der abgewählte Zürcher SVP-Nationalrat muss nach 16 Jahren seinen Sessel im Parlament räumen, nachdem er in den Wahlen 2011 noch Drittbester auf der Zürcher SVP-Liste war.
Seine Entlassung bei der Universität Zürich warf hohe Wellen. Die darauf folgenden Fehden gegen die Universität, gegen den Tages-Anzeiger, gegen die Rundschau von SRF, gegen Kathy Riklin manövrierten Mörgeli immer mehr ins Abseits. Für grosse Politik in Bern blieb wenig Zeit. Am Sonntag erhielt der Medizinhistoriker die Quittung von den Schweizer Stimmbürgerinnen und Stimmbürgern.
Mit roter Krawatte und mit einem Lächeln sitzt Christoph Mörgeli am Dienstagabend im Studio von «Tele Züri» und gibt Moderator Markus Gilli sein erstes Interview seit Sonntag.
Gilli geradewegs in medias res: «Hatten Sie eine böse Vorahnung?» Er hätte seine Abwahl nicht erwartet, sagt Christoph Mörgeli. In Barcelona, wo er am Sonntag mit seinen Kindern in seinen Ferien einen Zwischenhalt machte, habe er dann die ersten schlechten Nachrichten erhalten. Das habe dann einen beklemmenden Stadtrundgang gegeben, auch für die Kinder, meinte Mörgeli.
«Ich habe gedacht, dass ich sicher ein schlechteres Resultat mache als vor vier Jahren. Denn ich hatte schlechte Schlagzeilen, aber dass es nicht für Rang 12 reicht, damit habe ich nicht gerechnet.» Und auf sein Befinden nach der Abwahl angesprochen: «Wenn mich das nicht betroffen machen würde, würde ich das politische Amt nicht ernst nehmen.»
Mörgeli zeigte sich überzeugt davon, dass ihm die Affäre um die Universität Zürich am meisten geschadet habe. Es habe die Leute genervt, dass sich alles immer um das Gleiche drehe und er immer wieder Rekurse gemacht habe.
Selbstkritisch gibt er zu, dass er in der Causa Uni den Bogen überspannt habe. «Die Leute hatten es ‹da oben› mit den Schlagzeilen. Das hat mir sicher geschadet.» Und Mörgeli weiter: «Ich ging zwar nicht zu weit. Aber einen Rechtsfall kann man nicht vor der Öffentlichkeit erklären.»
«Vielleicht werde ich in der Uni-Angelegenheit vollständig reingewaschen», sagte Mörgeli. Auf jeden Fall wolle er, dass die Verantwortlichen dieser gewaltigen Intrige zur Rechenschaft gezogen würden. «Da weiche ich keinen Millimeter ab», sagte er gereizt.
Auf die Frage, was er denn jetzt machen werde, nachdem er seine zwei Jobs verloren habe, meinte Mörgeli nüchtern, er habe ja eine eigene Firma, bereits viele Aufträge. Eines sei sicher: Die Überbrückungshilfe vom Bund für abgewählte Parlamentarier in Anspruch zu nehmen, wäre «eine Frechheit». «Ich gehe nie zum Staat. Das versichere ich.»
Was er denn machen würde, wenn ihm Christoph Blocher ein Mandat anbieten würde. «Werden Sie in Zukunft von Christoph Blocher bezahlt», will Gilli wissen. Er sei niemandem Rechenschaft schuldig, von wem er ein Mandat habe, sagte Mörgeli.
Von einem Comeback will er nichts wissen – noch nicht. Es sei nun der Auftrag des Volkes, dass er im Hintergrund wirke. Aber er werde nicht im Keller verschwinden, sondern durchaus weiter präsent sein und das politische Geschehen weiterhin mit grosser Aufmerksamkeit verfolgen. Es sei aber noch viel zu früh, um zu sagen, ob er in vier Jahren wieder antreten werde. (kub/sda)
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Die Uni ist also eine private Einrichtung?