Eine kriminelle Cyber-Attacke hat am Sonntag Schweizer Internet-User ins Visier genommen. In einem Erpresser-Mail wurden die Angeschriebenen aufgefordert, innert kurzer Frist umgerechnet 1100 Franken auf ein Bitcoin-Konto zu überweisen, wie der Blick berichtet. Ansonsten würden die Betroffenen «grossen Schaden» erleiden.
Die Drohung richtet sich nicht nur gegen den jeweiligen Empfänger, sondern auch gegen dessen Angehörige. «Am 22.08.18, um 16 Uhr läuft eine Frist ab, welche über Ihr weiteres Schicksal, sowie das Ihrer Familie und Ihrer Firma entscheidet», lautet der Anfang der Mail.
Das Erpresser-Mail ging angeblich an viele Schweizer Internet-User, darunter einige Nationalräte, die nun gegenüber dem «Blick» Stellung genommen haben.
«Ich habe schon viele anonyme Drohungen erhalten. Aber diese hier war schon sehr speziell», sagt Adrian Amstutz (SVP). Sein Ratskollege Philipp Hadorn (SP) sagte, der Inhalt der Mail sei wirklich schockierend gewesen. Nationalrat Nik Gugger stimmt ihm zu: «Die Drohungen sind absolut krass und krank.».
Im 13-seitigen Anhang wird detailliert erklärt, wie dem Empfänger Schaden zugefügt werden soll, sollte kein Geld fliessen. Angereichert wurde das Dokument mit unzähligen Beispielen und verstörenden Bildern. Alle Handlungen würden im Namen des Opfers ausgeführt werden, mit dem Ziel, dieses finanziell, emotional, sozial und physisch zu schädigen.
So sollen Geschäfte über Onlineplattformen wie Ebay oder Ricardo abgewickelt, die Ware aber anschliessend nicht ausgeliefert werden. Das würde dann rechtliche Konsequenzen mit sich ziehen. Zudem sollen per Email Bombendrohungen, rassistische Äusserungen und illegale Pornografie verschickt werden. Aber auch Drogengeschäfte sollen unter falscher Identität im Darknet getätigt werden.
Damit aber noch nicht genug. Kinderpornografische Inhalte sollen so modifiziert werden, dass die Gesichter der Opfer darin auftauchen. Zwar sind etliche Bilder einer Person für solche «Deepfake» genannte Videos nötig. Mit den heutigen technischen Möglichkeiten sei das durchaus machbar, lautet die Analyse des Blicks.
Die IT-Abteilung der Parlamentsdienste und das Bundesamt für die Polizei (Fedpol) sei über den Vorfall in Kenntnis gesetzt worden. Ebenfalls im Bilde sei die europäische Polizeibehörde Europol.
Wer genau hinter der verschlüsselten Drohung steckt, ist nicht bekannt. Es dürfte schwer sein, die Verantwortlichen ausfindig zu machen, denn die Drahtzieher befinden sich zumeist im Ausland. Somit sind die Schweizer Behörden bei der Strafverfolgung praktisch machtlos.
Hadorn und Amstutz wollen sich beide dafür einsetzen, dass sich die Politik dieser Problematik annimmt. «Ich möchte jetzt vom Gesamtbundesrat wissen, bis wann er mit seiner Verwaltung in der Lage ist, Cyberangriffe auf unser Land und auf die Menschen in der Schweiz wirksam abzuwehren», zitiert Blick Adrian Amstutz.
(vom)