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Über 10'000 neue Follower über Nacht – wurde die CH- Bloggerszene sabotiert?

Zusammen haben sie viele Follower. Doch wieviele davon sind echt? 
Zusammen haben sie viele Follower. Doch wieviele davon sind echt? bild: Instagram/ _sylwina_, anjaschuschu, littlecity

Über 10'000 neue Follower über Nacht – wurde die Schweizer Bloggerszene sabotiert?

Im Sport ist es das Doping. Bei den Influencern sind es die Fake Follower. Beides ist verpönt – und schwierig nachzuweisen. Über das vergangene Wochenende wurden zahlreiche Schweizer Blogger mit Tausenden von Fake Followern überschwemmt. Die Szene ist ratlos und beteuert ihre Unschuld.  
13.12.2017, 15:1014.12.2017, 08:06
Helene Obrist
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«Am Samstagmorgen traute ich meinen Augen kaum, als ich auf meinem Instagram-Profil @valeriaslittlecity um 10 Uhr in kürzester Zeit von ca. 3’000 Followern v.a. aus Indien und der Türkei überschwemmt wurde», schreibt Valeria in ihrem Blog «Little City». Auf ihrem Instagram-Account zählt sie aktuell 19'500 Follower. Die gekauften Follower löscht Valeria nun nach und nach mit einer App. Auch Valerias Mann Adi, ebenfalls Blogger, zählte vergangenes Wochenende rund 1000 neue Fake-Profile auf seinem Account.

Valeria und Adi auf dem Instagram-Account. 

Valeria berichtet sichtlich betroffen: «Es ist ein sehr leidiges Thema, mit dem ich mich eigentlich nicht beschäftigen will. Ehrlichkeit ist mir und Adi extrem wichtig. Solche Dinge machen die ganze Branche kaputt.» Ihr Mann habe deshalb auch sein Profil @adislittlecity vorübergehend auf privat gestellt, um den Fake Followern Einhalt zu gebieten. 

«In einer Stunde kamen über 4000 Fake Follower»

Auch die Zürcher Bloggerin und Influencerin Sylwina, mit rund 53'600 Abonnenten auf Instagram, berichtete über einen ähnlichen Vorfall. «In einer Stunde kamen am Samstag über 4000 Fake Follower rein», erklärt sie. Mithilfe eines IT-Spezialisten und einer Software sei sie gerade daran, die Fake Profile zu identifizieren und anschliessend zu löschen. «Das ist extrem aufwendig. Für die IT-Arbeit von zwei bis drei Stunden muss ich bezahlen. Zwar eine überschaubare Zeit, aber dennoch sehr ärgerlich.»

Sylwina bloggt über Food, Fashion und Lifestyle-Themen. 

Sylwina ist sich sicher, dass es sich nicht um einen Zufall handelte. «Ich glaube nicht, dass es ein Bot oder Ähnliches war. Hier hat sich jemand gezielt einen bösen Streich erlaubt.» Schaden tue ihr das vor allem auch auf persönlicher Ebene. «Man wird als schlechter Mensch dargestellt, der seine Follower hinters Licht führt. Das tut schon weh», sagt sie.  

Anja Gasser, Autorin des Fashion Blogs «schuschublog.com» und Kopf hinter dem Instagram-Account @anjaschuschu, ging das Problem anders an. Auch sie wurde vergangenen Samstag auf 1000 Fake-Profile, die ihrem Account neu folgten, aufmerksam. «Ich habe sofort gemerkt, dass es sich bei den Profilen um Fakes handelt. Ich hab mich dann hingesetzt und sie alle von Hand gelöscht. Das war zwar nicht schwierig, kostet aber einfach viel Zeit.» 

Anja hat 11'100 Abonnenten auf Instagram.

Profile aus der Türkei und Indien

Woher die Fake-Profile kommen und wer sie geschickt hat, ist schwer zu ermitteln. Laut Valeria handelt es sich vor allem um Profile aus der Türkei und Indien. Auch Sylwina bestätigt: «Indien wird bei mir bei den Top-Ländern plötzlich auf Platz 6 angezeigt.» 

So sehen die Fake-Profile aus.
So sehen die Fake-Profile aus.bild: screenshot/littlecity.ch

Laut Fabian Plüss, CEO & Founder der Marketingagentur «Kingfluencers» ist es schwierig zu ermitteln, woher oder von wem die Follower geschickt werden. «Heutzutage ist es extrem einfach und fast kostenlos, Fake Followers einzukaufen und auf ein Profil zu verschicken», so Plüss.

Auch über die Beweggründe dahinter liesse sich nur mutmassen, meint Plüss: «Sabotage der Branche könnte ein Grund sein.» Wirklich verhindern kann man die Fake Follower nicht. «Den Bloggern kann ich nur raten, die Fake-Profile direkt zu löschen.» 

Den Unternehmen, die mit Influencern zusammenarbeiten, rät Plüss zudem in Zukunft noch genauer hinzuschauen oder sich an eine Agentur zu wenden. «Sonst tappt man als Firma im Dunkeln und setzt viel Geld in den Sand.»

Rash, der sympathische Berner «Influencer», im Kreuzverhör.

Video: watson/Nico Franzoni, Lya Saxer

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Zoo Berlin: Panda Weibchen Meng-Meng mit einem ihrer gerade geborenen Babies am 2. September 2019.
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22 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Deutero Nussuf
13.12.2017 15:49registriert Januar 2016
Man sollte endlich eine nationale Beratungsstelle für traumatisierte Influencer einrichten!
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welefant
13.12.2017 19:12registriert März 2015
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Über 10'000 neue Follower über Nacht – wurde die Schweizer Bloggerszene sabotiert?
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Es ist Nachgerichtet
13.12.2017 19:48registriert Dezember 2017
Sommerloch im Dezember?
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