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Trump-Vertrauter könnte US-Botschafter in Bern werden

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Trump-Vertrauter könnte US-Botschafter in Bern werden

Belohnt Donald Trump seinen Wahlkampf-Helfer Ed McMullen, indem er ihn als Botschafter in die Schweiz schickt? Laut US-Medien spricht einiges dafür. Der Berater machte im Wahlkampf etwa von sich reden, als er Vorwürfe von Miss-Kandidatinnen gegen Trump als «Tussi-Ausbrüche» abtat.
10.06.2017, 13:5710.06.2017, 15:05
 lorenz honegger/ schweiz am wochenende
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Ein Artikel von Schweiz am Wochenende
Schweiz am Wochenende

Februar 2015. Donald Trump spricht wieder einmal über eine Kandidatur als US-Präsident. Ein Witz, ein PR-Stunt eines geltungssüchtigen Reality-TV-Stars, denken sich die meisten Demokraten und Republikaner zu dem Zeitpunkt. Doch Trump meint es ernst, «ernster als jemals zuvor», wie er einem Journalisten sagt. Eine Handvoll Berater aus der republikanischen Partei unterstützen den Immobilienmogul bei der Planung seiner Kandidatur. Auf den ersten Blick ein Himmelfahrtskommando, zu dem sich der füllige Politberater Ed McMullen gesellt.

Er übernimmt in South Carolina den Job als Trumps Wahl- kampfleiter. McMullen gehört im Staat mit 4,8 Millionen Einwohnern zur konservativen Elite und führt eine eigene Public Affairs-Agentur. Im Februar 2016 sichert er dem Aussenseiter-Kandidaten Trump den Sieg bei den Vorwahlen und weicht ihm bis im November nicht von der Seite. Das ist genau die Art von Loyalität, die der neue US-Präsident belohnt. In den Tagen nach der Wahl geht McMullen im Trump-Tower in New York ein und aus.

Bei der Amtseinsetzung erhält er einen Platz nur wenige Meter von der Präsidentenfamilie entfernt. Mittlerweile ist er im Gespräch für einen Job beim US-Aussenministerium, wie die zwei grössten Zeitungen in South Carolina berichten. Die «wahrscheinliche Destination» des PR-Spezialisten ist laut den Politredaktoren des «Post and Courier» die US-Botschaft in Bern. Ein prestigeträchtiger Posten, der wenig Ärger und viele Annehmlichkeiten mit sich bringt. Was ist dran an dem Gerücht?

«Ausgiebig» die Schweiz besucht

McMullen lässt Medienanfragen derzeit unbeantwortet. Auf seiner Website hat er indes kürzlich seine Biografie aktualisiert. Das ist amerikanischen Journalisten aufgefallen. Dort steht jetzt, er habe 1995 an der einwöchigen Konferenz für junge Führungskräfte der American-Swiss Foundation in der Schweiz teilgenommen. Erwähnt wird auch, dass er die Eidgenossenschaft (sowie Italien) ausgiebig bereist habe.

Dem Chef der Schweizerisch-Amerikanischen Handelskammer, Martin Naville, sind die Meldungen aus South Carolina nicht entgangen. Er betont, sie seien mit Vorsicht zu geniessen. Gut möglich, dass McMullen die Informationen zwecks Imagepflege selber in Umlauf gebracht habe. Der Politberater sei seines Wissens ein konstruktiver Republikaner und bestimmt «kein Bannon-Typ», so Naville in Anspielung auf Donald Trumps kontroversen Chefstrategen Stephen Bannon.

Trump als «grossartiges Beispiel»

McMullen mag kein zweiter Stephen Bannon sein. Ein flammender, bedingungsloser Trump-Bewunderer ist er ohne jeden Zweifel. «Ich betrachte mich selber mehr als Konservativen denn als Republikaner. Donald Trump ist ein grossartiges Beispiel dafür, was republikanischer Konservatismus ist», ist so ein Satz, den McMullen im Wahlkampf immer wieder gesagt hat. Trump sei der erste Republikaner, der ihn an Ronald Reagan erinnere. Wobei der New Yorker im persönlichen Gespräch noch mehr Charisma versprühe als der verstorbene Ex-Präsident.

McMullens Loyalität kennt auch in schwierigen Momenten keine Grenzen. Als eine junge Frau im Oktober 2016 aussagt, Trump habe vor zehn Jahren bei einem Schönheitswettbewerb ungefragt die Umkleidekabine der Kandidatinnen betreten, bezeichnet McMullen diesen und andere Vorwürfe als «Tussi-Ausbrüche» («bimbo eruptions») aus dem Lager von Hillary Clinton.

Diplomatische Erfahrung unnötig

Aussergewöhnlich wäre die Ernennung McMullens nicht. In den Vereinigten Staaten belohnen neu oder wiedergewählte Präsidenten ihre treuesten Wahlkampfhelfer routinemässig mit Botschafterposten. Diplomatische Erfahrung ist nicht vonnöten. 2013 schickte Ex-Präsident Barack Obama mit Suzi LeVine eine IT-Managerin nach Bern. Sie hat im Wahlkampf 1,5 Millionen Dollar Spendengelder für ihn gesammelt. Ihr Vorgänger hat Don Beyer geheissen, ein Autohändler und ebenfalls bewährter Spendensammler im Dienste Obamas.

Trumps verwaister Botschafterposten in Bern steht auch im Aussendepartement (EDA) unter Beobachtung. Das EDA teilt mit, es sei «völlig normal», dass Namen von Kandidaten herumgeboten würden, an den Spekulationen wolle man sich nicht beteiligen. Das EDA gibt zu bedenken, dass die Eidgenossenschaft nicht das einzige Land ohne US-Botschafter sei. Aktuell sei erst ein Bruchteil aller Vakanzen neu besetzt worden.

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