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Energiestrategie 2050: Diese 10 Tweets sorgten im Abstimmungskampf für Furore

Zur Energiestrategie 2050 wurde fleissig getwittert.
Zur Energiestrategie 2050 wurde fleissig getwittert.bild: watson

Gülsha, Giacobbo und Co: Diese Tweets sorgten im Abstimmungskampf zur #ES2050 für Furore

5797 User verfassten in den letzten sechs Wochen 33'778 Tweets zur Energiestrategie 2050. Wir zeigen die zehn Tweets mit dem grössten Impact, wer am häufigsten getwittert hat und wer dabei besonders effizient war.
19.05.2017, 12:2020.05.2017, 08:47
daniel vogler, adrian rauchfleisch
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Spätestens seit Donald Trump via Twitter den US-Wahlkampf aufgemischt hat, ist das soziale Netzwerk in aller Munde. Twitter wird auch in der Schweiz fleissig von politischen Akteuren genutzt, auch wenn hierzulande deutlich kleinere Brötchen gebacken werden.

Daniel Vogler, fög - Forschungsinstitut Öffentlichkeit und Gesellschaft der Universität Zürich
Daniel Vogler ist Forschungsleiter des Bereichs Issue Monitoring am FÖG – Forschungsinstitut Öffentlichkeit und Gesellschaft der Universität Zürich. Er erforscht, wie Medien und Kommunikation die Gesellschaft bewegen und doktoriert zum Thema Reputation im Hochschulsektor.

Besonders während Abstimmungen wird das Netzwerk von Campaignern auch in der Schweiz genutzt. Da sich auf Twitter viele Medien, Journalisten und andere Influencer bewegen, kann mit einer gezielten Twitter-Strategie die Verbreitung der eigenen Anliegen und Argumente erhöht werden.

Adrian Rauchfleisch, Institut für Publizistikwissenschaft und Medienforschung der Universität Zürich
Adrian Rauchfleisch ist Postdoc am Institut für Publizistikwissenschaft und Medienforschung der Universität Zürich. Neben seiner wissenschaftlichen Tätigkeit engagiert er sich als Co-Founder im nonprofit Think-Tank ZIPAR (Zurich Institute of Public Affairs Research). In seiner Forschung untersucht er u.a. den Einfluss des Internets auf politische Kommunikation.

Auf Twitter sind Retweets die Währung für Aufmerksamkeit, da das Retweeten die Reichweite erhöht. Auch User ohne grosses Follower-Netzwerk können eine hohe Reichweite erzielen, vor allem wenn ihre Tweets durch einflussreiche User retweetet werden. Die Anzahl Retweets zeigt somit, wer mit seinen Tweets im Abstimmungskampf erfolgreich ist.

Mit Gülsha und Co. zum Erfolg

Fünf der zehn erfolgreichsten Tweets zur Energiestrategie 2050 stammen vom Account des überparteilichen Komitees @ES2050_JA beziehungsweise dessen Pendant aus der Romandie (Stand: 17.5.2017). Das Komitee setzt auf Testimonials von Schweizer Prominenten, wenn auch die Kompetenz der einzelnen Personen in Energiefragen nicht durchwegs gegeben scheint. So wurden neben Solarpionier Bertrand Piccard etwa Gülsha Adilji oder Peach Weber für die Kampagne eingespannt.

Der erfolgreichste Tweet in der Liste stammt hingegen von einem Account mit gerade mal 46 Followern. Mit dem richtigen Tweet zur richtigen Zeit lässt sich also auch mit einem kleinen Netzwerk viel Reichweite erzielen. Die weiteren Top-Tweets wurden von einem Journalisten, einem Ex-TV-Mann, einer Privatperson und einem Zürcher SVP-Kantonsrat verfasst.

@Strom_im_Blut

Auch im digitalen Zeitalter sollte der Einfluss der Zeitung (gedruckt!) in der Schweiz nicht unterschätzt werden.

@ES2050_JA

Gut gereimt ist halb getwittert. Die Strassen-Aktion von Prosolar kommt auch online gut an. Reicht für Platz zwei.

@ES2050_JA

In den USA nehmen Promis wie Comedian Amy Schumer oder Sängerin Pink direkten Einfluss auf politische Wahlen. In der Schweiz haben wir Gülsha.

@ES2050_JA

Die Befürworter spielen auf den Mann oder besser gesagt auf den Hut.

@ES2050_JA

Nochmals Celebrity-Endorsement durch das Ja-Komitee. Solarpionier Bertrand Piccard erklärt uns, warum wir Ja zur ES2050 stimmen sollen.

@karl_rieder

Die Gegner packen die Statistik-Keule aus.

@feusl

Untergangsstimmung bei den Gegnern: Die Demokratie ist in Gefahr!

@viktorgiacobbo

Ohne Show im Fernsehen, aber immer noch mit spitzer Feder auf Twitter.

@SE2050_OUI

Sacre bleu! Die Aktion von Prosolar schafft es auch in die Romandie.

@ReneTruninger

Die Gefahr aus dem Osten. Kann man immer bringen.

«Strategie der vielen Tweets»

Wer viel twittert, ist nicht automatisch erfolgreich, und nicht alle Akteure sind gleich effizient. Das zeigt sich daran, wie viele Retweets die User gesammelt haben. Besonders effizient hat auch hier das Ja-Komitee agiert. Mit 73 Tweets hat man insgesamt 1570 Retweets generiert. Das macht im Schnitt 22 Retweets.

Ebenfalls effizient waren mit FDP-Nationalrat Christian Wasserfallen (@cwasi) und BaZ-Journalist Dominik Feusi (@feusl) zwei Gegner der Vorlage. Sie repräsentieren als Politiker und Journalist zwei der häufigsten und am besten vernetzten Nutzergruppen.

Aktiv, wenn auch mit geringerer Wirkung, war die CVP als Akteurin der Mitte und Befürworterin der Energiestrategie. Über den Partei-Account (@CVP_PDC) und ihre Kampagnenleiterin (@LauraCurau) reichte es für die Top Ten der erfolgreichsten Retweet-Sammler.

Bild

Dass man auch mit Beharrlichkeit zum Ziel kommt, beweisen die zwei aktivsten Nutzer. Urs Bolt und Werner Bechtel agierten nicht effizient, konnten aber mit einer «Strategie der vielen Tweets» eine stattliche Anzahl Retweets generieren. Durch ihre periphere Verortung im Follower-Netzwerk erreichen sie aber nur einige wenige Gleichgesinnte. Beide sind Atomkraftbefürworter, die mit dem Verein Energy for Humanity in Verbindung stehen, dessen Ziel ein «Reframing» der Atomenergie als saubere Lösung für das noch grössere Problem Klimawandel ist. 

Die Studie
Datengrundlage für diese Kurzanalyse sind sämtliche Tweets, die zwischen dem 10. April und dem 17 Mai 2017 zur Energiestrategie 2050 auf deutsch, französisch und italienisch veröffentlicht wurden. Die Tweets wurden über die geläufigen Hashtags und Keywords gesucht und über die Twitter API heruntergeladen. Tweets die keinen Bezug zur Schweiz haben, wurden aus dem Dataset entfernt. Die verwendeten Daten sind Bestandteil einer umfangreichen Studie zur ES2050 auf Twitter die das Forschungsinstituts Öffentlichkeit und Gesellschaft (fög) der Universität Zürich durchführt. Die Untersuchung analysiert das Follower-Netzwerk der am Diskurs beteiligten Twitter-User und liefert detaillierte Erkenntnisse zu den einzelnen Communities und zur Dynamik in der Debatte. Die Hauptbefunde werden nächste Woche exklusiv auf Watson präsentiert.
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30 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Madison Pierce
19.05.2017 13:52registriert September 2015
Protipp: Über solche sowohl ökonomisch als auch technisch komplexen Vorlagen informiert man sich am besten bei Experten, nicht bei Politikern.

Twitter ist dafür ein denkbar schlechtes Medium. Die Reichweite der Tweets sagt einiges über den Erfolg der politischen Kampagne aus, aber wenig über konkrete Argumente.
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Olmabrotwurst vs. Schüblig
19.05.2017 12:24registriert Dezember 2014
Ich hab kein Twitter, was jetzt?
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Shabina
19.05.2017 13:07registriert Oktober 2015
http://bazonline.ch/schweiz/standard/energiepolitischer-fehler/story/21856097

Ja, ja, ich weiss, Blocher-Zeitung, eh alles fake news, Herrliberg-jünger-zeitung und und und!
Aber! das kommt von Otto Schily einer der Gründer der Grünen in Deutschland!
Wichtig, die Energiestrategie ist unsozial, da die schwächsten der Gesellschaft für die Kosten aufkommen während die Bosse der Energiefirmen durch Subventionen ihr Vermögen erweitern!
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