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Schweiz: Swissgas-Präsident schlägt wegen Energiekrise Alarm

«Wir haben ein riesiges Problem»: Swissgas-Präsident schlägt wegen Energiekrise Alarm

07.07.2022, 06:4107.07.2022, 06:42
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In der Schweiz braucht es nur ganz wenig, dass im kommenden Winter die Gasversorgung an ihre Grenzen kommt. Dies sagt Swissgas-Präsident André Dosé in einem Interview mit der «Neuen Zürcher Zeitung». «Wir haben ein riesiges Problem», warnt er. Der Ukraine-Krieg habe die Situation verschärft und zwinge die Schweiz nun, auf dramatische Weise umzudenken. Alles, was helfe, die Energielücke zu schliessen, müsse geprüft werden – von der Förderung von Erdgas im Inland bis hin zur Geothermie.

ARCHIV --- ZUR MELDUNG, DASS GC UND PRAESIDENT ANDRE DOSE SICH TRENNEN, STELLEN WIR IHNEN FOLGENDES BILD ZUR VERFUEGUNG --- Grasshopper Praesident Andre Dose verfolgt anlaesslich einer Pressekonferenz ...
André Dosé – hier noch in seiner Funktion als Präsident des Grasshopper Club Zürich.Bild: KEYSTONE

Die Krise bei Gas und Strom sei grösstenteils selbst verschuldet, ist Dosé überzeugt. So sei die aktuelle Ausrichtung alles andere als sicher. «Die Energiestrategie 2050 ist auf Sand gebaut», kritisiert er. «Man ging davon aus, dass es kein Bevölkerungswachstum gibt, die Bevölkerung den Stromverbrauch reduziert.» Das alles sei eine Träumerei gewesen, sagt er.

Ein schlechtes Zeugnis stellt Dosé dem Bund aus. Er sehe Parallelen zwischen der drohenden Energieknappheit und dem Untergang der Swissair, sagte der ehemalige Konzernchef der Swiss, der heute als Präsident von Swissgas sowie des Gasverbundes Mittelland eine Schlüsselrolle in der Gasversorgung der Schweiz inne hat.

In beiden Fällen habe sich gezeigt, dass das politische System nicht gut darin sei, Krisen zu bewältigen. Das gutschweizerische Vorgehen, bei dem alle Entscheide möglichst breit abgestützt sein müssten, funktioniere dann nicht, sagte Dosé im Interview mit der «Neuen Zürcher Zeitung» weiter.

Die Branche stosse bei der Finanzierung der Gasgeschäfte zunehmend an Grenzen. Weil die Gaspreise so stark gestiegen seien, verlangten die Lieferanten mittlerweile astronomisch hohe finanzielle Garantien für die Optionen auf zusätzliche Gaslieferungen. Der Bund müsse Staatsgarantien abgeben, um die Gasbeschaffung abzusichern.

Was Dosé ebenfalls besorgt stimmt, ist, dass in seinen Augen viele Leute noch nicht realisiert haben sollen, was sich gerade abspielt. «Ich habe nicht den Eindruck, dass man sich hierzulande bewusst ist, wie gefährlich die Situation ist», sagt er. «Wenn die Bevölkerung nun aufgerufen wird, zu duschen statt zu baden, dann verkennt man die Tragweite unserer Probleme in fundamentaler Weise.» (dab/sda)

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91 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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_kokolorix
07.07.2022 08:08registriert Januar 2015
Und da ist er wieder. Der Ruf nach Geld von Vater Staat, welcher sich tunlichst aus dem Tagesgeschäft heraushalten soll.
Reserven, langfristige Verträge, Vorschriften? Ach, das sind doch bloss Phantasien von Altkommunisten, welche keine Ahnung haben. Wen interessiert das, angesichts von vierteljährlich ausgerichteten Bonis.
Nachdem die Firmen jahrelang auf optimalen Cashflow, vom Kunden zu Aktionären und Management, getrimmt, Nachhaltigkeit und Versorgungssicherheit sträflich vernachlässigt wurden, ist es völlig klar, dass nun der Staat den Karren aus dem Dreck ziehen muss...
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Posersalami
07.07.2022 08:00registriert September 2016
Klar, der Bund ist Schuld wenn die Importeure und Grossverbraucher nicht eigenverantwortlich für Reserven sorgen.

Was habe ich das Gejammer satt! Erst das neoliberale von der Hand in den Mund System predigen, die fetten Gewinne jedes Jahr in die Tasche stecken und dann bei der kleinsten Biese sofort nach dem Staat schreien..
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Gandalf-der-Blaue
07.07.2022 07:01registriert Januar 2014
Ich bin etwas irritiert über die Aussagen... Ja, die Situation ist schwierig, und ja, viele haben noch nicht begriffen, worum es geht. Und ja, die fehlenden Mengen sind gigantisch. Aber dennoch hilft jede Kilowattstunde, die wir sparen, die Energielücke zu verkleinern. Die Politik mag zu langsam sein. aber am Ende gehts halt auch in dieser Krise irgendwie nur gemeinsam...
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