Schweiz
Fair Food

Es wird eng für die Agrarinitiativen

SVP-Wähler ändern Kurs – es wird eng für die Agrarinitiativen

29.08.2018, 06:3029.08.2018, 07:12
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Wäre letzte Woche abgestimmt worden, hätten die beiden Agrarinitiativen «Für Ernährungssouveränität» und «Fair Food» zwar immer noch eine Mehrheit erreicht. Doch im Vergleich zur ersten Tamedia-Umfrage sank die Zustimmung in der Bevölkerung um fast 10 Prozentpunkte.

Für die Fair-Food-Initiative der Grünen sprachen sich noch 55 Prozent der Schweizer Stimmberechtigten aus, nach 64 Prozent vor zweieinhalb Wochen, wie die am Mittwoch veröffentlichte Tamedia Online-Umfrage ergab. Eher oder ganz gegen die Vorlage äusserten sich 42 Prozent der Befragten. Damit legten die Gegner der Initiative um 9 Prozentpunkte zu.

Zur Initiative «Für Ernährungssouveränität» sagten 53 Prozent Ja oder eher Ja, nach 62 Prozent bei der letzten Umfragewelle. Für ein Nein oder ein Eher Nein sprachen sich 43 Prozent aus. Auch hier erhöhte sich die Gegnerschaft um 9 Prozentpunkte. Das bürgerlich dominierte Parlament und der Bundesrat hatten sich gegen beide Initiativen ausgesprochen.

SVP-Anhänger nun gegen Fair-Food

Die Grünen wollen mit ihrer Fair-Food-Initiative erreichen, dass es ein grösseres Angebot an Lebensmitteln gibt, die umweltschonend, tierfreundlich und unter fairen Arbeitsbedingungen hergestellt werden. Der Bund soll solche Lebensmittel fördern. Auch für Importprodukte sollen Anforderungen festgelegt werden.

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Die Gegner argumentieren, dass dadurch die Lebensmittel in der Schweiz teurer würden und der Einkaufstourismus zunähme. Ausserdem stehe die Initiative im Widerspruch zu den Freihandelsabkommen.

Rund dreieinhalb Wochen vor dem Urnengang am 23. September unterstützen die Grünen-Wähler ihre Initiative weiterhin bedingungslos mit 91 Prozent Ja oder eher Ja. Auch bei den SP-Anhängern liegen die Befürworter mit 77 Prozent und bei den Grünliberalen mit 69 Prozent deutlich vorne. Bei der CVP gibt es noch eine knappe Zustimmung von 53 Prozent.

Bei der SVP hingegen hat der Wind gedreht. Ihre Anhänger lehnen die Initiative nach einem knappen Ja vor zweieinhalb Wochen nun mit 53 zu 43 Prozent ab. Die FDP-Wähler sprechen sich mit 64 Prozent noch klarer gegen die Vorlage aus, als bei der letzten Umfragewelle.

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Bessere Löhne für Bauern

Während sich die FDP-Anhänger mit 65 Prozent auch deutlich gegen die Ernährungssouveränitäts-Initiative aussprechen, stösst dieses Anliegen bei der SVP weiterhin auf eine knappe Zustimmung von 53 Prozent. Deutlich Ja oder eher Ja sagen auch die Grünen mit 81 Prozent und die SP mit 64 Prozent, knapper befürworten die GLP mit 55 Prozent und die CVP mit 51 Prozent die Vorlage.

Die Initiative «Für Ernährungssouveränität» wurde von der Bauerngewerkschaft Uniterre und rund 70 kleinbäuerlichen und linken Organisationen lanciert. Sie verlangt einen Kurswechsel für Bauern: Einheimische Produkte sollen mit Importzöllen geschützt und die Arbeitsbedingungen in der Landwirtschaft verbessert werden.

Das wichtigste Argument der Befürworter ist diese Hoffnung auf eine gerechtere Entlöhnung der Bauern. Ausserdem müsse das Bauernsterben gestoppt werden. Für die Gegner steht die Initiative im Widerspruch zur internationalen Handelspolitik; die höheren Zölle führten zu höheren Priesen und die Landwirtschaft werde vom Markt abgeschottet.

Velo-Vorlage legt leicht zu

Beim Bundesbeschluss über die Velowege konnten die Befürworter gegenüber der letzten Umfragewelle leicht zulegen und liegen nun bei genau 50 Prozent Ja oder eher Ja. Die Gegner verloren zwei Prozentpunkte und erreichen noch 42 Prozent. Hingegen gibt es bei dieser Vorlage weiterhin 8 Prozent Unentschlossene.

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An der Online-Umfrage vom 22. bis 25. August auf den Newsportalen des Tamedia-Konzerns in allen Landesteilen beteiligten sich 9415 Personen. Die Resultate wurden nach demographischen, geographischen und politischen Variablen gewichtet. Der Fehlerbereich liegt bei +/- 1,4 Prozentpunkten. (sda)

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41 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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TheDude10
29.08.2018 07:20registriert November 2015
Dass wir Schweizer uns immer solche Angst machen lassen wegen vermeintlichen Mehrausgaben ( trotz qualitäts Steigerung).
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Skip Bo
29.08.2018 07:19registriert August 2014
Die Agrarpolitik steht an einem Wendepunkt. Die Annahme einer dieser Initiativen wäre ein Bekenntnis gegen den Freihandel im Bereich von essentiellen, lebenswichtigen Gütern. Nachteil: noch engeres Korsett.
Die Ablehnung würde von Neoliberalen als Freipass ausgelegt mit entsprechenden Forderungen.
Ich mag keine Bevormundung, aber auch keine unfaire Konkurrenzsituation. Das Bauchgefühl wird entschieden.
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Nelson Muntz
29.08.2018 08:43registriert Juli 2017
Die SVP kann ja ihre Anhänger bei einem Glyphosat-Apero überzeugen.
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