Eine Universität soll ein Ort der offenen Debatte sein. So lautet das Selbstverständnis der Schweizer Hochschulen. In Genf aber wird diese Auffassung nicht von allen Studierenden geteilt. «Die Meinungsfreiheit ist in Gefahr», titelte der Debattierclub der Universität Genf jüngst in einem Meinungsbeitrag für die Zeitung «Le Temps». Was ist passiert?
Auslöser für die markigen Worte ist ein Vorfall anlässlich eines Streitgesprächs zum Thema Neutralität, das der Debattierclub kurz vor Weihnachten organisiert hatte. Eine Gruppe Vermummter versuchte, mit einer übel riechenden Flüssigkeit – wohl Brennesseljauche – und einer Rahmtorte ausgerüstet in den Saal der Universität zu stürmen. Ihr Ziel: die Genfer Nationalrätin und Vizepräsidentin der SVP Schweiz, Céline Amaudruz (43). Sie nahm als Jurymitglied am Anlass teil.
Einige Aktivisten konnten am Betreten des Saals gehindert werden – darunter jener mit der Torte. Zwei anderen gelang es hingegen einzudringen. Sie versprühten im Saal die Flüssigkeit und riefen «Antifaschistisches Genf – Amaudruz, du stinkst!». Danach flohen die Störenfriede – um kurze Zeit später auf einer linksradikalen Website nachzulegen. Beim nächsten Mal würden sie «zahlreicher, organisierter und entschlossener» erscheinen. Denn eine «Faschistin» habe an ihrer Uni nichts verloren.
Die Wortwahl lässt den Schluss dazu, dass es sich um Studierende handelt. Auch der Debattierclub schreibt in einer Mitteilung, dass einer der Beteiligten Vorstandsmitglied der Gewerkschaft der Studentenvereinigungen der Uni Genf sei.
Nach dem Vorfall reicht Céline Amaudruz sofort Anzeige ein. Die Universität dagegen wartet damit zu – und muss für ihr Zögern Kritik einstecken. Zwar verurteilt auch das Rektorat den Vorfall umgehend. Doch will es ohne Gespräche mit den Beteiligten noch keine weiteren Schritte unternehmen.
Nach rund drei Wochen ist dieser Prozess abgeschlossen. Die Universität teilt am Mittwochabend mit, dass sie wegen Hausfriedensbruchs Anzeige gegen Unbekannt einreicht. Zudem drohen administrative Sanktionen, sollte es sich um Studierende handeln. Die inakzeptablen Vorfälle stellten eine «direkte Bedrohung für die Meinungsfreiheit» dar, begründet die Uni. «Sie dürfen auf keinen Fall toleriert werden.»
Der Entscheid kommt nicht überraschend, da zuletzt sogar die kantonale Bildungsvorsteherin Anne Emery-Torracinta die Universität zu einer entschlossenen Reaktion aufgefordert hatte.
Der Vorfall sorgt in Genf auch deshalb für Aufsehen, weil es nicht der erste seiner Art ist. Letzten Frühling wurden zwei Veranstaltungen an der Universität massiv gestört. Aktivistengruppen prangerten diese als «transphob» an. Nach den Vorfällen reichte das Rektorat Anzeige ein – zog diese aber später aufgrund einer Vereinbarung mit den beteiligten Studierenden wieder zurück. Diese haben sich dazu verpflichtet, solche Aktionen in Zukunft zu unterlassen.
Sie habe den Weg des Dialogs für effektiver gehalten als denjenigen der Konfrontation, schreibt die Uni dazu. Diese Hoffnungen seien enttäuscht worden. «Der Wille zum Dialog wurde falsch interpretiert und hat bei einigen innerhalb oder ausserhalb der Universitätsmauern möglicherweise ein Gefühl der Straffreiheit hervorgerufen, das nicht angebracht ist.» (bzbasel.ch)
Man darf eine Person durchaus als Faschistin bezeichnen - wenn es denn auch stimmt (siehe Björn Höcke). Wenn man aber Sturmtruppmässig auftritt und keine Diskussion anstrebt, kommt man selber faschistoid rüber!
Es gibt eine Gewerkschaft für Studenten?