16 Monate vor den eidgenössischen Wahlen bringen sich die Wahlstrategen und Kandidaten der Parteien in Stellung um mit einer vorausschauenden Planung ein möglichst gutes Abschneiden an den Wahlen zu erreichen.
Zwei Entwicklungen werden diese Planung massiv prägen: Zum Einen die Entwicklung der kantonalen Wahlresultate der Parteien und zum Anderen die Tatsache, dass viele stimmreiche Kandidaten 2015 nicht mehr antreten werden.
Der Rückblick auf die kantonalen Wahlen seit 2011 zeigt, dass SVP und Grünliberale knapp anderthalb Jahre vor den Nationalratswahlen Rückenwind verspüren (siehe Grafik). Bei der FDP und der CVP dagegen hält das Formtief an, wie eine Zwischenbilanz der kantonalen Urnengänge dieses Jahres zeigt. Federn lassen musste auch die BDP.
Claude Longchamp, Politologe vom Forschungsinstitut gfs.bern: «Die Partei verlor praktisch überall ihren ‹Sturm aufs Stöckli›. Die Diskussionen rund um die Bundesratswahlen und den schwachen Franken führten zu Monaten der Parteikrise. Ein solches Image wirkt sich natürlich auch auf die kantonale Mobilisierung aus.» Die Selbstkritik an der Kampagne, ein gemässigterer Auftritt mit ihrem neuen Wahlkampfleiter Albert Rösti und die engere Zusammenarbeit mit der FDP hätten Mitte 2012 zu einer kontinuierlichen Erholung der Partei geführt.
Die kantonalen Wahlresultate könne man hingegen nicht als Trend für die nationalen Wahlen sehen. «Die nationalen und kantonalen Wahlen ticken nicht gleich. In den Kantonen können die Mitteparteien CVP und FDP eher gewinnen, da es sich hier um Personenwahlen handelt», so Longchamp. Auf nationaler Ebene seien hingegen Themen gefragt. Themen wie Migration oder Umwelt würden stark polarisieren, und davon profitierten die Polparteien SP und SVP, erklärt Longchamp.
Ein weiteres Problem für die Parteien wird der Verlust von Spitzenköpfen sein. In der aktuellen Legislatur sind bereits 24 National- und Ständeräte zurückgetreten – historisch eine ausserordentliche Häufung. In den 80ern und 90ern Jahren betrug der Durchschnitt zehn Rücktritte pro Legislatur.
Insbesondere die Polparteien werden sich mit der Häufung der Rücktritten beschäftigen müssen. Spitzenköpfe wie Christoph Blocher, Peter Spuhler, Oskar Freysinger, Ursula Wyss oder Filippo Leutenegger werden voraussichtlich 2015 nicht mehr für einen Sitz im Bundeshaus kandidieren. Andere, so SP-Präsident Christian Levrat oder Paul Rechsteiner wechselten im Verlauf der Legislatur in den Ständerat und werden ebenfalls vermutlich nicht mehr auf der Nationalratsliste kandidieren. Sie alle brachten ihren Parteien in der Vergangenheit viele Stimmen.
Longchamp spricht von einem «herben Verlust» für die Parteien. National bekannte Nationalräte konnten einfacher Themen in den Medien platzieren, die SVP Wallis war zudem stark an die Person Oskar Freysingers geknüpft, der ebenfalls nicht mehr kandidieren wird.
Longchamp sieht diese Rücktritte jedoch als Chance: «Statt um Personen werden wir Wahlkampf 2015 mehr über Themen diskutieren. In der SVP wird dadurch der nationalkonservative Flügel zulegen, die Rechtspopulisten verlieren.»