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Bernerin Magdalena Erni ist neue Co-Präsidentin bei den Jungen Grünen

Magdalena Erni (links) und Jasmin Bärtschi (rechts) wollten beide Co-Präsidentin der Jungen Grünen werden – geworden ist es Erni.
Magdalena Erni (links) und Jasmin Bärtschi (rechts) wollten beide Co-Präsidentin der Jungen Grünen werden – geworden ist es Erni.Bild: Joel Schweizer

Bernerin Magdalena Erni ist neue Co-Präsidentin bei den Jungen Grünen

Zwei Bernerinnen konkurrierten um den Posten als Co-Präsidentin. An der Jahresversammlung vom Samstag wurde nun Magdalena Erni gewählt. watson hat die beiden vor der Wahl getroffen.
21.01.2023, 12:5122.01.2023, 08:46
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Update:

Magdalena Erni wurde als neue Co-Präsidentin gewählt, wie die Grünen am Samstagabend auf Twitter vermeldeten.

Nach drei Jahren im Amt hat Julia Küng, die Co-Präsidentin der Jungen Grünen, im vergangenen November ihren Rücktritt bekannt gegeben. Deshalb wird heute Küngs Nachfolgerin gewählt.

Diese Wahl ist für die Jungen Grünen beinahe ein historisches Ereignis, denn es ist die erste nationale Kampfwahl für das deutschsprachige Präsidium. Bis dato gab es für freie Plätze im Präsidium jeweils nur eine Interessentin oder einen Interessenten.

Jetzt streben zwei junge Frauen den Posten an. Sie haben den gleichen Haupttreiber: die Klimakrise. Doch sie unterscheiden sich in ihrem Werdegang: Jasmin Bärtschi begann erst mit 20 politisch aktiv zu werden, Magdalena Erni ist, schon seit sie 17 ist, Aktivistin. watson hat sie getroffen und ihnen politisch auf den Zahn gefühlt.

Politische Anfänge

Jasmin Bärtschi und Magdalena Erni sind beide schon seit Jahren politisch aktiv und bekleideten verschiedene Ämter bei den Jungen Grünen. Bärtschi ist 24, hat das KV gemacht und ihr Politikwissenschaften-Studium im Sommer abgeschlossen. Erni ist mit ihren 19 Jahren deutlich jünger als ihre Konkurrentin, hat die Matura gemacht und studiert aktuell im ersten Semester Volkswirtschaftslehre an der Universität Bern.

Jasmin Bärtschi ist seit 2021 Teil der Geschäftsleitung der Jungen Grünen Schweiz und Kampagnenleiterin der Umweltverantwortungs-Initiative.
Jasmin Bärtschi ist seit 2021 Teil der Geschäftsleitung der Jungen Grünen Schweiz und Kampagnenleiterin der Umweltverantwortungs-Initiative. Bild: zVg

Beide Frauen sind voller Tatendrang. Erni überzeugt mit ihrem breiten, sympathischen Lächeln, Bärtschi mit ihrer angenehmen Art zu sprechen. Erni holt weiter aus beim Beantworten der Fragen und ist präzise. Bärtschi gibt kürzere, dafür knackige Antworten.

Tatsächlich gibt es aus politischer Sicht nur kleine Unterschiede zwischen den beiden. Erni ist bei den Jungen Grünen Bern Co-Präsidentin, also auf Kantonsebene tätig. Einer ihrer Schwerpunkte ist die Demokratiepolitik. Deshalb setzt sie sich sehr aktiv für das Stimmalter 16 ein. Bärtschi hingegen ist auf nationaler Ebene aktiv, in der Geschäftsleitung der Jungen Grünen, und hatte die letzten eineinhalb Jahre die Kampagnenleitung der junggrünen Umweltverantwortungs-Initiative. Feminismus ist einer ihrer Schwerpunkte, den sie nicht mit Erni teilt.

«Ich bin auf dem Land aufgewachsen. Mein Umfeld war eher konservativ. In meinem Dorf gab es gar keine Möglichkeit, mich den Grünen anzuschliessen.»
Jasmin Bärtschi

Aber beginnen wir bei den Anfängen der jungen Politikerinnen. Wie wurden sie politisiert? Bärtschi schildert: «Ich bin auf dem Land aufgewachsen. Mein Umfeld war eher konservativ. In meinem Dorf gab es gar keine Möglichkeit, mich den Grünen anzuschliessen. Politisch war ich zwar schon immer, aber mir fehlten die Möglichkeiten mich einzubringen. Ich denke, Magdalena und ich unterscheiden uns in diesem Punkt, wir haben einen ziemlich anderen Hintergrund.»

«Durch den Klimastreik wurde ich aktiv, als ich 17 Jahre alt war. Mich hat die Klimakrise extrem beschäftigt. Das tut sie noch heute.»
Magdalena Erni

Erni stimmt ihrer Konkurrentin zu: «Ich habe mich früher politisch engagiert als Jasmin. Durch den Klimastreik wurde ich aktiv, als ich 17 Jahre alt war. Mich hat die Klimakrise extrem beschäftigt. Das tut sie noch heute. Es liegt auf der Hand, dass es eine Krise gibt. Wir haben nur noch ein paar Jahre Zeit, um dagegen etwas zu unternehmen. Und doch machen wir aktuell noch viel zu wenig.»

Erste Kampfwahl bei Jungen Grünen

Die zwei Bernerinnen standen der Kampfwahl anfänglich skeptisch gegenüber, für beide war es eine neue Erfahrung. Die anderen Parteimitglieder sehen die Wahl ebenfalls als Herausforderung. Erni sagt: «Ich habe von vielen Kolleginnen und Kollegen gehört, dass die Wahl insofern anspruchsvoll sei, als sie niemandem in den Rücken fallen wollen. Sie wollen sich zwar für jemanden positionieren, aber nicht zwingend gegen die andere Person. Das ist eine schwierige Aufgabe.»

Für beide war jedoch klar, dass sie sich dennoch zur Wahl aufstellen würden, auch wenn dies bedeutet, dass sie miteinander konkurrieren.

Magdalena Erni ist Co-Präsidentin und Vorstandsmitglied Junge Grüne Kanton Bern.
Magdalena Erni ist Co-Präsidentin und Vorstandsmitglied Junge Grüne Kanton Bern. Bild: zVg

Wahlkampf bedeutet auch Wähler-Mobilisierung. Auf die Frage hin, wie sie ihre Wählerinnen und Wähler abholen, antwortet Bärtschi als Erste: «Wir sind uns von den politischen Ansichten her sehr ähnlich. Entscheidend ist jetzt, wer besser politisieren und wer besser vor den Leuten sprechen kann.» Erni sagt: «Wir mussten der Wählerschaft an verschiedenen Veranstaltungen Rede und Antwort stehen. Da konnte ich sicher gewisse Leute von mir überzeugen. Natürlich mobilisiere ich auch meine Freunde.»

«Wir nehmen das alles nicht persönlich»

Die zwei Bernerinnen arbeiten schon länger zusammen. Wie gehen Erni und Bärtschi also damit um, dass aus einer Kollegin plötzlich eine Konkurrentin wird? Erni sieht das völlig pragmatisch: «Wir nehmen das alles nicht persönlich. Es gibt Leute, die sich für Jasmin entscheiden werden, und es gibt Leute, die sich für mich entscheiden. Das heisst aber nicht, dass man eine von uns beiden besser mag.»

Bärtschi erzählt, dass sie Erni während des Wahlkampfes angerufen habe und sie gefragt habe, ob ihr die ganze Situation auch etwas Bauchschmerzen bereite. Sie sagt: «Es ist eine unangenehme Situation. Wir sind die Ersten in der Partei, die in einem solchen Ausmass Wahlkampf betreiben müssen. Das ist schwierig, gerade, weil ich Magdalena als Person sehr schätze.»

Obwohl die beiden einander gegenüber sehr wohlwollend sind, wird nur eine von beiden das Rennen machen und neue Co-Präsidentin werden. Für beide Politikerinnen ist aber klar, dass sie sich, auch wenn sie nicht gewählt werden würden, weiterhin aktiv für die Jungen Grünen einsetzen werden.

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