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Nach Circus-Knie-Debatte: Zirkusse mit Tieren sollen keine Bewilligung mehr erhalten

Pferdenummern im Zirkus seien für die Tiere eine unnatürliche Situation, die grossen Stress verursache, sagt SP-Gemeinderat Alan David Sangines.
Pferdenummern im Zirkus seien für die Tiere eine unnatürliche Situation, die grossen Stress verursache, sagt SP-Gemeinderat Alan David Sangines.symbolbild: Shutterstock

Nach «Knie»-Debatte: In Zürcher Zirkussen soll es keine Tiershows mehr geben

Schweizer Promis rufen seit Wochen zum Boykott des Circus Knie auf, weil er Tiernummern in seinem Programm hat. Nun wollen zwei Politiker verhindern, dass Zirkusse mit Tiershows in Zürich überhaupt eine Bewilligung erhalten.
23.05.2019, 17:4125.05.2019, 07:15
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Der Circus Knie gastiert zurzeit auf dem Sechseläutenplatz in Zürich. Doch seit Wochen muss der Nationalzirkus harsche Kritik einstecken. Topmodel und Grünen-Nationalratskandidatin Tamy Glauser sowie Moderatorin Gülsha Adilji wollen ihn boykottieren, weil er Tiershows im Programm hat. Ins Rollen gebracht hatte die Bewegung ursprünglich die Tierrechtsorganisation Animal Save Zürich.

Nun wird die Zürcher Politik aktiv. Zirkusse mit Tiershows sollen in Zukunft gar keine Bewilligung mehr erhalten, finden die Grünen-Gemeinderätin Elena Marti und der SP-Mann Alan David Sangines. Sie haben am Mittwoch ein entsprechendes Postulat eingereicht.

«Für mich ist klar, dass unsere Unterhaltung nicht über dem Tierwohl stehen darf», sagt Sangines gegenüber watson. Im Rahmen von Zirkusaufführungen müssten Tiere leiden. Die Pferdenummern im Circus Knie beispielsweise seien für die Pferde – die Fluchttiere sind – eine unnatürliche Situation, die grossen Stress verursache. Im Circus Royal würden sogar Löwen auftreten. Dieser gastiere derzeit zwar nicht in der Stadt Zürich, das könne sich aber ändern: «Tiere im Zirkus sind aus tierschützerischer Sicht ein absolutes No-Go.»

Die Tiere demonstrierten zur Erheiterung des Publikums eine Reihe antrainierter Verhaltensmuster, die nicht ihrem natürlichen Charakter entsprechen, schreiben Sangines und Marti in ihrem Postulat ausserdem. Viele dieser Verhaltensweisen seien den Tieren durch jahrelanges Training beigebracht worden, was bei ihnen physisches sowie psychisches Leid verursache.

Das Model Tamy Glauser spricht anlaesslich der Nominationsversammlung zu den Nationalratswahlen der Gruene Kanton Zuerich am Dienstag, 21. Mai 2019 in Zuerich. (KEYSTONE/Ennio Leanza)
«Kauft keine Tickets!» Tamy Glauser rief auf Instagram zum Boykott des Schweizer Nationalzirkus Knie auf.Bild: KEYSTONE

Kritik nicht von allen Tierschützern geteilt

Sangines zeigt sich optimistisch, was die Erfolgsaussichten des Postulats angeht: «Ich bin zuversichtlich, dass eine Mehrheit des Gemeinderats das Tierwohl über die Unterhaltung von Menschen stellen wird.» Ob daraus dann tatsächlich ein Auftrittsverbot für Zirkusse mit Tieren folgen würde, ist offen. Das Postulat verlangt lediglich, dass die Stadtregierung ein solches prüfen soll.

Die Kritik am Zirkus wird nicht von allen Tierschützern geteilt. Zum Newsportal Nau sagte Samuel Furrer von der Fachstelle Wildtiere beim STS kürzlich, gerade in der Pferdehaltung verhalte sich die Knie-Familie vorbildlich. «An den Spielorten stehen Weiden zur Verfügung, ihnen wird Programm geboten und der Umgang mit den Tieren ist sehr professionell.»

watson hat von Seiten der Familie Knie bis Redaktionsschluss keine Antwort auf eine entsprechende Anfrage erhalten. Eine Sprecherin betont jedoch, die Tierhaltung beim Circus Knie habe weltweit anerkannten und renommierten Status. Der Zirkus zeigt Nummern mit Pferden, Ponys und Papageien, verzichtet aber seit Jahren auf Auftritte von Wildtieren.

*Update 25. Mai: In einer nachgereichten Stellungnahme bestreitet Circus Knie die Behauptung, dass die Aufführungen den Tieren physisches und psychisches Leid verursachen würden. Circus Knie kenne die Bedürfnisse seiner Tiere und arbeite in einer Art und Weise, die diesen gerecht wird. Es stehe jedem frei, sich sein eigenes Bild davon machen. Jedes Training und jede Probe sei öffentlich zugänglich.

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100 Jahre Circus Knie – ein Rückblick in 30 Bildern
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100 Jahre Circus Knie – ein Rückblick in 30 Bildern
Nach dem Tourneeende des Circus Knie treffen am 29. November 1976 die Wagen mit Artisten, Tieren und dem grossen Zelt in Rapperswil ein, wo das Winterquartier bezogen wird.
quelle: photopress-archiv / str
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«Tiere im Zirkus machen das Gleiche wie in der Natur»
Video: srf
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120 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Donald
23.05.2019 17:46registriert Januar 2014
Sorry, aber wenn zwei C Promis und zwei C Politiker gleicher Meinung sind, ist das kein Grund für einen Top-Artikel. Bitte spart euch eure Zeit für Wichtigeres.
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El Vals del Obrero
23.05.2019 17:50registriert Mai 2016
Wenn es um Wildtiere oder exotische Tiere geht, würde ich zustimmen.

Nicht aber bei Haustieren wie z.B. Pferden.

Vielen Pferde, die von Privatleuten gehalten werden und fast immer nur in einer Box stehen würden wohl noch so gerne mit einem Zirkuspferd tauschen. Das hat sicher mehr Beschäftigung und Ablenkung und bessere Haltungsbedingungen.
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Denk nach
23.05.2019 17:58registriert Juli 2016
«Die Tiere demonstrieren zur Erheiterung des Publikums eine Reihe antrainierter Verhaltensmuster, die nicht ihrem natürlichen Charakter entsprechen»

Und was ist mit Hunden? Papageien? Katzen? Die von hunderttausend Schweizern gehalten werden und trickli machen oder einfach in der Wohnung leben? Müsste man dann auch verbieten... Pferderennen? Dressurreiten? Etc.
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