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Gesellschaft & Politik

Wie viel Geld fliesst in die Politik? Bundesrat ist gegen Transparenz

Wie viel Geld fliesst in die Politik? Bundesrat ist gegen Transparenz

31.01.2018, 12:5231.01.2018, 14:51
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Der Bundesrat lehnt die Transparenz-Initiative ab. Er ist der Ansicht, dass eine nationale Regelung der Parteienfinanzierung und der Finanzierung von Wahl- und Abstimmungskampagnen kaum mit den Eigenheiten des schweizerischen politischen Systems vereinbar ist.

Regelungen für Parteienfinanzierungen respektive Wahl und Abstimmungskampagnen gibt es zwar in den Kantonen Tessin, Genf und Neuenburg. Im System der direkten Demokratie der Schweiz seien die Parteien aber nicht die einzigen Akteure des politischen Geschehens, sondern zum Beispiel auch Ad-hoc-Komitees und Organisationen, heisst es in einer Mitteilung des Bundesrats vom Mittwoch.

Personen laufen mit den Boxen, die Unterschriften enthalten, in Richtung Bundeshaus-West wahrend der Einreichung der Transparenz-Initiative, am Dienstag, 10. Oktober 2017 in Bern. Das ueberparteiliche ...
Am 10. Oktober 2017 wurde die Transparenz-Initiative eingereicht – in transparenten Behältern.Bild: KEYSTONE

Eine Gesetzgebung für alle politischen Akteure würde darum einen erheblichen Verwaltungsaufwand und damit beträchtliche Kosten verursachen. Im Übrigen sei im politischen Milizsystem der Schweiz der Finanzbedarf der Parteien ohnehin bedeutend kleiner als in anderen Ländern.

Abstimmung vom 10. Juni
Der Bundesrat hat am Mittwoch auch entschieden, dass am 10. Juni 2018 über die Vollgeld-Initiative und das Geldspielgesetz abgestimmt wird. Erst am Vortag hatte die Bundeskanzlei bestätigt, dass das Referendum gegen das Geldspielgesetz mit 60'744 gültigen Unterschriften zustande gekommen ist.

Der Bundesrat wird dem Parlament deshalb beantragen, die Volksinitiative «für mehr Transparenz in der Politikfinanzierung» (Transparenz-Initiative) ohne Gegenentwurf zur Ablehnung zu empfehlen.

Spenden über 10'000 Franken offenlegen

Die Initiative wurde im vergangenen Oktober eingereicht. Sie würde Parteien dazu verpflichten, ihre Rechnung und die Herkunft aller Spenden von über 10'000 Franken offen zu legen.

Auch Personen und Komitees, die in einer Kampagne mehr als 100'000 Franken einsetzen, müssten Spenden über 10'000 Franken deklarieren. Die Annahme anonymer Spenden wäre verboten. Hinter dem Volksbegehren stehen SP, Grüne, BDP, EVP, Piratenpartei sowie Transparency International Schweiz.

Der Trägerverein der Transparenz-Initiative kritisierte den Entscheid des Bundesrats in einer Mitteilung als unverständlich. Er widerspreche dem Anliegen, Abhängigkeiten in der Politik offenzulegen. «Mehr Transparenz stärkt die direkte Demokratie, unterstützt den Meinungsbildungsprozess und schafft Vertrauen in die Politik», lässt sich die Berner SP-Nationalrätin Nadine Masshardt in der Mitteilung zitieren. (pbl/sda)

Sollen Parteien Spenden über 10'000 Franken offenlegen müssen?
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31 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Snowy
31.01.2018 15:40registriert April 2016
Wie kann man dagegen sein, dass jeder der mehr als 10K CHF für ein politisches Unterfangen spendet, namentlich erwähnt wird?

Zu hoher Adminaufwand als Begründung ist schlicht lächerlich. Ansonsten fallen mir nur Gründe ein, welche entweder nicht im Sinne der direkten Demokratie oder unmoralisch sind.
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Mutzli
31.01.2018 16:03registriert Dezember 2016
Ach du heiliger Bimbam, jede andere moderne Demokratie kriegts hin und nur die Schweiz solls mal wieder nicht schaffen... wenn man bedenkt, dass die deklarationsgrenze mit 10k mehr als ein durchschnittmonatslohn ist und nicht mal das angeblich eingach erfassbar sein soll, weckt das bei mir nur noch mehr misstrauen. Wenn anscheinend schon dieses extrem als gefährlich erscheint, wie viel muss denn da im argen liegen?
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JaneSodaBorderless
31.01.2018 16:50registriert Februar 2016
Wie hiess es doch immer bei der Abstimmung über das Bundesnachrichtendienst -Gesetz seitens der rechtsbürgerlichen Menschen? Genau: „Wer nichts zu verbergen hat.....“

Ich werde garantiert JA zur Transparenz stimmen!
Ich will wissen, wer wo wieviel rein buttert.
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