Wer am Donnerstag, Freitag oder Samstag mit dem Auto Richtung Tessin fuhr, musste sich vor dem Gotthard-Tunnel in Geduld üben. Das Schneechaos trug das Seine dazu bei. Ab heute Ostermontag bewegt sich die Karawane der Sonnenhungrigen wieder zurück in den Norden. Das heisst: Erneut vor dem Gotthard-Tunnel warten. Nun einfach vor dem Süd-Portal.
Stau ist für die Reisenden ärgerlich, doch so richtig nervenaufreibend wird die Fahrt dann, wenn das Auto mitten im 16,9 km langen Tunnel nicht mehr will und stehen bleibt.
Im vergangenen Jahr blieben im Gotthard-Strassentunnel rund 300 Fahrzeuge wegen einer Panne stehen, wie Astra-Sprecher Thomas Rohrbach zu watson sagt. Die Gefahr für einen solchen Vorfall ist über die Ostertage erhöht. Nebst dem höheren Verkehrsaufkommen liegt dies am Stau. Durch das ständige Stop-and-Go vor dem Portal des Gotthards kann der Motor viel schneller überhitzen. «Auch im Tunnel kann sich der Motor nicht bedeutend abkühlen», sagt Rohrbach. «Dort ist es auch zur jetzigen Jahreszeit etwa 26 Grad Celsius warm.»
Über die Ostertage ist die Schadenwehr Gotthard, die im Tunnel gestrandeten Auofahrern zur Hilfe eilt, in erhöhter Alarmbereitschaft, wie Kommandant Fabrizio Lasia bestätigt. 24 Stunden lang sind an beiden Portalen jeweils fünf Feuerwehrmänner und ein Pannenfahrzeug vor Ort. Zudem steht ein Mitarbeiter zum Abruf bereit.
Hat ein Auto mitten im Tunnel eine Panne, sind die ersten Rettungskräfte spätestens 15 Minuten nach der Alarmierung vor Ort. «Besonders bei Personenwagen geht die Bergung in der Regel schnell», sagt Lasia. Schafft es das Auto bis in die Nische, können beide Spuren des Tunnels offen bleiben. Ansonsten muss mindestens eine davon vorübergehend gesperrt werden.
Nebst der Überhitzung des Motors sind Radprobleme und die schlechte Instandhaltung des Fahrzeugs die häufigsten Gründe für eine Panne im Gotthardtunnel.
Eine andere Ursache, die erstaunlicherweise immer wieder vorkomme, sei besonders ärgerlich, sagt Rohrbach vom Astra. «Häufiger als man denkt, hatte das Auto einfach zu wenig Sprit». In ungefähr einem von zehn Fällen ist dies die Ursache. Rohrbach: «Wer mit einem viertelvollen Tank bei der letzten Tankstelle vor dem Gotthard durchfährt, geht ein grosses Risiko ein, es nicht bis zur nächsten Tankstelle zu schaffen.»
So erging es vor sechs Jahren einem Zürcher Historiker. In der Annabelle berichtete er von seinem «Missgeschick»: «Es war nicht so, dass wir die letzte Tankstelle vor dem Tunnel übersehen hätten. Wir dachten nur, zur nächsten sei es nicht weit, die kommt ja gleich nach der Tunnelausfahrt. Nur: Von der Gotthard-Raststätte geht es noch einmal über zwanzig Kilometer bis zum eigentlichen Gotthard!»
Wem dies ebenfalls passiert, muss mit einer Verurteilung rechnen. Denn das Bundesgericht entschied in einem Fall aus dem Kanton Aargau gegen den Autofahrer. Die Begründung: Wer mit einem nur ungenügend betankten Wagen unterwegs sei, schaffe zumindest eine abstrakte Gefahr.