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Gesellschaft & Politik

SVP-Nationalräte Glarner und Stamm wollen «lebenslänglich» verlängern

SVP-Nationalräte Glarner und Stamm wollen «lebenslänglich» verlängern

Gleich zwei Vorstösse von Aargauer SVP-Nationalräten sollen verhindern, dass Schwerstverbrecher bereits nach 15 Jahren wieder aus dem Gefängnis entlassen werden können. Andreas Glarner fordert eine Mindeststrafe von 30, Luzi Stamm eine Höchststrafe von 60 Jahren.
15.06.2018, 21:34
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Was ist eine angemessene Strafe für einen schweren Straftäter? Der Prozess zum Vierfachmord von Rupperswil hat die Debatte um lebenslange Freiheitsstrafen neu angeheizt. Schwerstverbrecher könnten theoretisch bereits nach 15 Jahren wieder auf freien Fuss kommen – mit entsprechenden Gutachten der Psychiater. 

Gleich zwei Vorstösse von Aargauer SVP-Nationalräten wollen dies nun ändern. Luzi Stamm fordert, dass Richter Gefängnisstrafen von bis zu 60 Jahren verhängen dürfen. «Dann weiss man wenigstens, der Mensch bleibt 40 Jahre drin», erklärt Stamm gegenüber «Tele M1». Dass für schwere Straftäter heute die Chance besteht, bereits nach 15 Jahren Gefängnis wieder freizukommen, ist für den SVP-Nationalrat «unhaltbar».

Der zweite Vorstoss sieht eine Mindeststrafe von 30 Jahren vor und stammt aus der Feder von Andreas Glarner. Der Vorschlag des SVP-Hardliners kommt im Gegensatz zu seinem Parteikollegen überraschend mild daher. Glarner erklärt sich: «Es muss ja auch noch menschenrechtskonform sein und durch gewisse Instanzen ‹verheben›. Darum ist 30 Jahre wahrscheinlich das höchste der Gefühle.»

«Fristen sind absurd»

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Strafrechtsexperte Martin Killias hingegen bezeichnet strikte Fristen von minimal 30 oder maximal 60 Jahren als praxisfern: «Die Menschen sind unterschiedlich alt, wenn sie verurteilt werden. Man kann mit 20 oder mit 70 Jahren zu lebenslänglich verurteilt werden – dann sind diese Fristen je nachdem absurd.» 

Übrigens: Abgesprochen haben sich die beiden Nationalräte angeblich nicht – «leider», wie Glarner gegenüber dem Regionalsender bedauert. (aargauerzeitung.ch)

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38 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Bav
16.06.2018 07:36registriert Januar 2016
Wenn die SVP Gefängnisse wie in Amerika anstrebt: Gute Nacht.
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Ökonometriker
16.06.2018 03:10registriert Januar 2017
Gefängnisse kosten viel Geld. Leute länger einzusperren müsste also mit einem entsprechenden Sicherheitsgewinn verbunden sein. Gibt es Belege dafür, dass dem so ist?
Alle Studien die ich kenne deuten eher in die entgegrngesetzte Richtung. Besonders, da bei psychisch Auffälligen die Möglichkeit besteht, sie tatsächlich bis zu ihrem Tod aus der Gesellschaft fernzuhalten.
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Mate
16.06.2018 07:23registriert April 2015
Die entscheidende Frage ist, für was ist das Gefängnis da? Als Bestrafung oder als Ort der Besserung und Rehabilitation? Ich habe wenig Mitleid mit Mörder und Vergewaltiger, aber bringt das etwas wenn sie bis zu ihrem Tode hinter Gitter sitzen? Wir sollten lieber eine Möglichkeit finden, dass sie der Gemeinschaft etwas zurückgeben (natürlich macht nichts das Getane ungeschehen, aber auch etwas kleines ist besser als nichts).
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