Der eine oder andere mag noch etwas erschöpft gewesen sein von der Bundesratswahl. Doch der Politbetrieb in Bern musste weitergehen. Am frühen Donnerstagmorgen befasste sich der Ständerat mit der Initiative «Für die Würde der landwirtschaftlichen Nutztiere», besser bekannt als Hornkuh-Initiative. Sie will, dass horntragende Kühe, Zuchtstiere, Ziegen und Zuchtziegenböcke mit finanziellen Beiträgen gefördert werden.
Der Bergbauer Armin Capaul hat die Initiative mehr oder weniger im Alleingang lanciert. Und ja, für die Politschweiz mag es wichtigere Anliegen geben. Wer nun aber denkt, dass unsere Ständeräte das Geschäft deshalb halbherzig debattiert hätten, irrt. Unter Einsatz von Metaphern, mit persönlichen Anekdoten und regionalpolitischen Seitenhieben kämpften beide Seiten für ihre Überzeugungen – wenn auch nicht immer ganz frei von Ironie. Aber seht selbst:
Zur Minderheit, welche die Initiative befürwortete, gehörte der Solothurner SP-Ständerat Roberto Zanetti. Er appellierte an den Stolz der Urner und Bündner:
Und noch einen Missstand ortete Zanetti heute. Setze ein Bauer auf Kühe, die genetisch bedingt keine Hörner haben, stelle das an Viehschauen ein Nachteil dar. Dies widerspreche dem Prinzip der Chancengleichheit:
Das Argument der Chancengleichheit liess der Walliser CVP-Mann Beat Rieder nicht gelten. Die Initianten hätten in ihrem Begehren eine Tierart nämlich sträflich vernachlässigt:
Dass die Bauern in der Hornkuh-Prämie bereits wieder ein Geschäft wittern, ist SP-Frau Anita Fetz aus Basel ein Dorn im Auge. Ihr geht es um den Konsumenten:
Dass Kollegin Fetz der Werbeindustrie vorwirft, die Kunden mit den Bildern gehörnter Kühe in die Irre zu führen, geht Isidor Baumann (CVP) aus dem Urnerland zu weit. Er rät der Sozialdemokratin, zuerst einmal vor der eigenen Tür zu kehren:
Initiativ-Befürworter Roberto Zanetti zieht alle Register. So rät er seinen Kollegen nicht nur, sich einmal in die Kuh hineinzuversetzen. Nein, er hat auch noch ein Ass im Ärmel, mit dem er die Walliser-Fraktion bestimmt auf seine Seite ziehen kann:
Zu guter Letzt will auch Agrarminister Johann Schneider-Ammann noch ein Wörtchen mitreden. Er empfiehlt die Initiative zur Ablehnung – nicht nur, weil er selber schlechte Erfahrungen mit Rindsvieh gemacht hat:
Der Ständerat empfahl die Initiative schliesslich mit 28 zu 8 Stimmen bei 8 Enthaltungen zur Ablehnung. Dabei argumentierten nicht alle Gegner so kreativ wie jene in den Videos: Die Hauptargumente der vorberatenden Wirtschaftskommission waren die Kosten und die Unfallgefahr, die von gehörnten Kühen für Mensch und Tier ausgehe.
Die Befürworter beriefen sich auf das Tierwohl. So füge das Enthornen den Kühen Schmerz zu, zudem seien die Hörner wichtig für das Sozialverhalten, die Kommunikation und die Rangordnung zwischen den Tieren.
(jbu)