Schweiz
Gesellschaft & Politik

In der Schweiz sind 500'000 Menschen arm

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Vielen Menschen reicht das Geld nicht aus in der Schweiz.Bild: KEYSTONE

500'000 Schweizer sind arm – und es werden mehr: Das sind die Mittel dagegen  

22.11.2016, 14:2922.11.2016, 14:44
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In der Schweiz sind über eine halbe Million Menschen von Armut betroffen. Und es drohen noch mehr zu werden. An der Nationalen Konferenz gegen Armut haben Fachleute am Dienstag in Biel über die Möglichkeiten diskutiert, diese Entwicklung zu stoppen.

Die Nationale Konferenz dient dazu, eine erste Zwischenbilanz über das auf fünf Jahre angesetzte Nationale Programm gegen Armut zu ziehen. Sie soll einen Einblick in die laufenden Arbeiten rund um die Prävention und Bekämpfung von Armut in der Schweiz geben.

ZUR CARITAS-STUDIE UEBER ARMUT UND ALLEINERZIEHENDE STELELN WIR IHNEN AM FREITAG, 12. JUNI 2015, FOLGENDES ARCHIVBILD ZUR VERFUEGUNG - Der Koch des Familientreffs Bern kocht einen Linseneintopf mit Ge ...
Die Caritas sorgt sich um die Armen.Bild: KEYSTONE

Bürokratie als Problem

In seiner Begrüssungsansprache sagte der Bieler Stadtpräsident Erich Fehr, in der Schweiz werde die Armut oft gar nicht in der Öffentlichkeit wahrgenommen. «Sie findet gewissermassen im Schatten statt», sagte der SP-Politiker. Viele Menschen, die von Armut betroffen seien, würden sich gar nicht erst bei den öffentlichen Sozialdiensten melden. «Manchmal aus Unwissenheit, aber manchmal eben auch aus Scham», sagte er.

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Günstige Kleider helfen.Bild: KEYSTONE

Jean-Pierre Tabin, Professor an der Hochschule für Sozialarbeit und Gesundheit in Lausanne, verwies darauf, dass heute vor allem auf den Missbrauch der Sozialhilfe insistiert werde. Dabei gebe es sehr viele Menschen, die gar nicht erst Sozialhilfe beanspruchten, obwohl sie Anrecht auf Leistungen hätten. Er führte dieses «bedeutende soziale Problem» unter anderem auf die Bürokratie, die Unkenntnis des Systems, das komplexe Dispositiv oder ganz Einfach die Angst vor Diskriminierung oder Stigmatisierung zurück.

Diese Menschen müssten in die Konzeption der Sozialpolitik und die Reformen der Sozialhilfe einbezogen werden, forderte er.

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Die Konferenz gegen Armut findet in Biel statt.Bild: KEYSTONE

Es soll in die Bildung investiert werden

Schweiz hat im Vorfeld der Armutskonferenz einen Appell an Sozialminister Alain Berset gerichtet. Armut dürfe nicht bloss durch Leistungen aus der Sozialhilfe bekämpft werden. Oberstes Ziel müsse es sein, Armut zu verhindern. Dazu brauche es Investitionen auf der Ebene des Bundes, die bei den Ursachen der Armut ansetzten.

Weil mangelnde Bildung Armutsursache Nummer eins sei, fordert Caritas in ihrem Appell dazu auf, dass der Bund ein stärkeres Engagement für gezielte Weiterbildung und Nachholbildung an den Tag legt. Um der Familienarmut Herr zu werden, brauche es Ergänzungsleistungen für Familien. Gerade angesichts der oft zu vernehmenden Sparparolen müsse daran erinnert werden, dass es langfristig billiger sei, Armut zu vermeiden, als Armut zu bekämpfen oder zu lindern, schreibt Caritas. (sda)

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113 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Menel
22.11.2016 16:17registriert Februar 2015
Mich würde mal interessieren, was ein grösseres "Loch" in unsere Kassen reisst, "Sozial-Schmarotzer" oder Millionäre, die ihr Geld am Fiskus vorbei schleusen?!
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zombie woof
22.11.2016 16:21registriert März 2015
Bildung ist nun mal das Zauberwort. Noch vor 15 Jahren gab es Firmen wie z.B. Scintilla in Solothurn wo sehr viele Ungelernte eine Anstellung hatten. Ob die jetzt Bohrmaschinen getestet haben oder Maschinen verpackt, sie hatten einen Job. Diese Zeit ist endgültig vorbei, heute haben ungelernte fast keine Aussicht mehr auf einen Job, ältere Ungelernte schon gar nicht. Und etwas mehr Bodenhaftigkeit wäre auch wieder angebracht, nicht jeder Jugendliche ist dafür gemacht zu studieren, auch wenn es Mami und Papi gerne hätten.
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Firefly
22.11.2016 15:50registriert April 2016
Aber irgendwie wollen die Schweizer den Mindestlohn nicht. Sind wohl noch zuwenige arm oder die Wirtschaftslobies zu mächtig.

Ein Einkommen zu 100% sollte eine Familie ernähren können Punkt.
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