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«Für die Muslime ist klar, dass die Anschläge nichts mit der Religion zu tun haben» – Höchster Muslim der Schweiz warnt vor Stigmatisierung

Weltweite Trauer um die Opfer von den Paris-Anschlägen

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Weltweite Trauer um die Opfer von den Paris-Anschlägen
Die Anschläge in Frankreich lösen weltweit Schrecken und Entsetzen aus. Bild: EPA/ARMANDO BABANI
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«Für die Muslime ist klar, dass die Anschläge nichts mit der Religion zu tun haben» – Höchster Muslim der Schweiz warnt vor Stigmatisierung

Die Bekämpfung von islamischem Extremismus ist nach Ansicht des Präsidenten der Föderation Islamischer Dachorganisationen Schweiz nicht nur eine Aufgabe der gemässigten Muslime, sondern auch des Staates. Montassar BenMrad zieht Parallelen zu anderen Extremisten.
18.11.2015, 04:44
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Ähnlich wie «bei Hooligans und gewalttätigen links- und rechtsextremen Gruppen, die auch versuchen, Jugendliche zu verführen», habe der Staat auch bei der Bekämpfung des islamischen Extremismus eine Aufgabe, sagte BenMrad im Interview mit der «Neuen Zürcher Zeitung» vom Mittwoch.

Muslimische Verbände und Moscheevereine leisteten Jugendarbeit, um zu verhindern, dass junge Menschen von radikalen Gruppen manipuliert werden, sagte er weiter. «Aber wenn sich jemand bewusst von der Gemeinschaft abkapselt, ist es schwierig, einen Zugang zu finden.»

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Der Waadtländer mit tunesischen Wurzeln, der im vergangenen Sommer Präsident der Föderation wurde, ruft dazu auf, die «Relationen zu wahren». «Pro Jahr ziehen in der Schweiz 1.5 Personen pro 100'000 Muslime in den Krieg nach Syrien oder in den Irak», sagte er. Jeder sei zwar einer zu viel, doch die Gesamtgesellschaft habe wohl einen grösseren Anteil an Geisteskranken.

«Spiel mit dem Feuer»

BenMrad warnt auch davor, nun «die Muslime zu stigmatisieren». Das könne dazu führen, dass sich ein Teil der Jugendlichen erst recht von der Gesellschaft ausgegrenzt fühle und sich deshalb radikalisiere. «Wer nun aus politischem Kalkül vor einer muslimischen fünften Kolonne warnt, spielt mit dem Feuer.»

Auf die Frage, ob Anschläge wie in Paris auch in der Schweiz passieren könnten, sagte BenMrad, es bestehe zwar immer ein Risiko. «Aber die Schweiz und Frankreich unterscheiden sich grundlegend.»

Er verweist darauf, dass die Schweiz keine koloniale Vergangenheit hat und nicht in Kriege mit muslimischen Ländern verwickelt ist. Ausserdem hätten muslimische Jugendliche in der Schweiz eine Perspektive: «Die Integration funktioniert hier deutlich besser.»

Die Föderation Islamischer Dachorganisationen Schweiz (FIDS) hat die Anschläge von Paris als «abscheuliche und feige terroristische Attacken und Verbrechen gegen die Menschlichkeit» aufs Schärfste verurteilt. (dwi/sda)

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16 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Wilhelm Dingo
18.11.2015 07:17registriert Dezember 2014
Es ist klar, dass der Überwältigende Anteil der Muslime in der Schweiz diese Anschläge verurteilen und sie damit nichts zu tun haben. Das das Ganze aber nichts mit Religion (Islam) zu tun hat ist heuchlerisch. Hunderte von Imamen in der ganzen Welt hetzen seit Jahrzehnten gegen westliche Werte auch mit dem Einsatz von Gewalt.
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Teslaner
18.11.2015 06:37registriert April 2015
Solche Statements sind toll! Klar es sind nur sehr wenige Extremisten in der Schweiz, jedoch in Frankreich usw. wimmelt es nur so davon.

Meine Bitte an den Islam: Bringt ihn auf den Stand der heutigen Zeit! Die ganze Zeit beten (mehrmals Täglich), fasten, keine Trennung zwischen Kirche und Staat ist einfach nicht mehr zeitgemäss und führt zu massiven Problemen. Vor allem der letzte Punkt! Auch sollten sich Muslime, die verschiedenen Gruppen angehören, untereinander akzeptieren und nicht gegenseitig abschlachten.
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Felix_Thomas
18.11.2015 07:59registriert November 2015
Ich wünschte mir von den normalen und gemässigten Islamen, dass sie mehr tun gegen die extremen Auswüchse! Nur zu sagen, dass sie damit nichts zu tun haben, reicht einfach nicht mehr! Ich erwarte, dass in den Moscheen genau hingeschaut wird und verdachtige Extremisten auch gemeldet werden! Nur sind die vielen "normalen" Islamen auch glaubwürdig!
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