Frauen sind nicht nur in der Politik und Wirtschaft untervertreten, sondern auch in den Medien. Nur jede vierte Person, die namentlich erwähnt wird, ist eine Frau. Das zeigt eine Studie des Global Media Monitoring Projects, die die Medienpräsenz von Frauen in 114 verschiedenen Ländern untersuchte.
Auch beim Schweizer Radio und Fernsehen sieht die Bilanz nicht viel besser aus. Je nach Sendungskonstellation variiert der Männeranteil zwischen 60 und 94 Prozent. Tristan Brenn, TV-Chefredaktor des SRF, will das nun ändern.
In einem internen Newsletter schreibt er, dass die Verbesserung der Frauenquote beim SRF keine Frage der Gleichberechtigung, sondern eine der «journalistischen Qualität» sei.
Mehr Frauen in den Medien ist nicht eine Frage der Gleichberechtigung, sondern der journalistischen Qualität. Kann die BBC für uns ein Vorbild sein? Mein Editorial im internen Newsletter von #SRF pic.twitter.com/1HXc8KRN7d
— Tristan Brenn (@brenntr) 8. Juli 2019
Brenn erwähnt dabei den britischen Sender BBC. Dort startete der britische Journalist Ros Atkins eine erfolgreiche Initiative, die international grosse Beachtung fand.
Mit einer simplen Auflistung zeigte Atkins auf, wie viele Frauen und Männer in seinem Programm vorkamen. Bereits das Aufzeigen des Geschlechterunterschieds führte dazu, dass innerhalb von vier Monaten die Frauenquote von 40 auf 50 Prozent erhöht werden konnte.
Atkins, der Moderator der Sendung «Outside Source» auf BBC ist, stiftete seine Kollegen an, das Gleiche zu tun. Und schon bald entstand BBC-intern ein regelrechter Wettbewerb, wer die meisten Frauen in sein Programm brachte.
Die 50:50-Quote ist jedoch weiterhin freiwillig. Keine der zahlreichen BBC-Redaktionen ist gezwungen, sie zu erfüllen. Die BBC sagt zudem, dass eine Frau nie Medienpräsenz erhalte, um eine Quote zu erreichen. Der von Atkins angefachte Wettbewerb diene lediglich dazu, Frauen zu entdecken, die noch nicht so häufig vor der Kamera oder im Studio standen.
Tristan Brenn vom SRF will diesem Ideal nun nacheifern. Bis das SRF die 50:50-Quote erreichen wird, wird es aber noch etwas dauern. Das Projekt befindet sich erst noch im Anfangsstadium, wie SRF-Sprecher Andrea Di Meo gegenüber 20 Minuten sagt. Einfach dürfte es jedoch nicht sein. «Es entspricht der Realität, dass es oft schwierig ist, weibliche Gäste oder Expertinnen für Sendungen zu gewinnen», so Di Meo.
(ohe)