Es sind die Nachwehen einer umstrittenen Partnerschaft, die noch immer anhalten: Das Aussendepartement verschärft seine Regeln für die Zusammenarbeit mit privaten Sponsoren. Damit will es allfälligen Interessenkonflikten vorbeugen. Die neuen Regeln bauen auf drei Pfeilern – Transparenz, Sorgfaltspflicht und dem Imagetransfer zwischen der offiziellen Schweiz und beteiligten Schweizer Unternehmen.
Den Fokus legt der Bundesrat vor allem auf Letzteres. Wenn aufgrund einer Chancen-Risiko-Analyse davon ausgegangen werden müsse, dass ein Imagetransfer «nicht zustande kommen kann oder gefährdet ist, wird auf eine Sponsoring-Partnerschaft verzichtet», hält das Aussendepartement fest.
Dass der Bund überhaupt solche neuen Regeln bekommt, ist die Folge eines zweifelhaften Deals mit Philip Morris. Ursprünglich wollte das Aussendepartement den weltgrössten Tabakmulti zu einem der Hauptsponsoren des Schweizer Pavillons an der Weltausstellung in Dubai machen. Dies enthüllten Recherchen der Redaktion von CH Media im Sommer 2019.
1,8 Millionen Franken hätte der Konzern an den Pavillon beitragen sollen. Dafür hätte sich Philip Morris unter anderem mit dem «Image der offiziellen Schweiz» schmücken dürfen, wie das Aussendepartment damals in offiziellen Dokumenten versprochen hatte.
Ein Sponsoring mit dem Tabakkonzern wäre heute mit den neuen Regeln «bereits vor der Geburt gestorben», versicherte Aussenminister Ignazio Cassis nun vor den Medien. Und zwar eben gerade wegen des fehlenden positiven Imagetransfers, wie der freisinnige Bundesrat weiter erklärte.
Die geplante Zusammenarbeit löste 2019 breites Unverständnis aus. Vor den Gefahren des Tabakkonsums warnen, viel Geld in die Prävention stecken und sich gleichzeitig von Philip Morris sponsern lassen: Das ist widersprüchlich, fanden Gesundheitsexperten und Politiker aller Couleur. Schliesslich verzichtete das Aussendepartement auf die Sponsorengelder. Nach all den Wirren galt im Aussendepartement bereits die Devise, dass Veranstaltungen nicht mehr von Tabakproduzenten finanziert werden dürfen.
Die jetzt vorgestellten Regeln gelten nicht nur für die Teilnahme der Schweiz an internationalen Grossveranstaltungen, sondern auch für alle Botschaften und Konsulate. Man wolle Sponsorings und Partnerschaften jeweils einzeln prüfen und einmal jährlich publizieren, versprach Cassis. In den 36-seitigen Sponsoringrichtlinien wird unter anderem auf Reputationsrisiken verwiesen: Innert kürzester Zeit könne es «zu einer unaufhaltsamen Welle von kritischen Medienberichten kommen».
Um die Ziele der Landeskommunikation zu erreichen, sind Sponsorings laut dem Aussenminister allerdings auch in Zukunft nötig. Und auch an der Weltausstellung in Dubai will die Schweiz weiterhin teilnehmen. Diese hätte eigentlich im Herbst dieses Jahres losgehen sollen, wurde wegen der Coronapandemie dann aber um ein Jahr verschoben.