Herr Merz, Sie sind in Kathmandu. Wie geht es Ihnen und Ihrer Familie?
Jürg Merz: Wir sind wohlauf. Zum Glück. Zurzeit regnet es heftig und es hat mehrere Nachbeben gegeben. Davor haben die Leute besonders Angst.
Gehen Sie noch in Ihr Haus?
Nein, wir haben, wie die meisten anderen Menschen hier in Kathmandu, Angst, in unsere Häuser zu gehen. Wir leben zurzeit in einem Zelt im Garten. Die letzte Nacht verbrachte meine Familie im Zelt. Zurück ins Haus gehen wir nur noch, um Sachen zu holen.
Woran fehlt es am meisten?
An Zelten und Blachen in erster Linie. Aber bald wird auch das Trinkwasser knapp. Und die medizinische Hilfe ist unzureichend.
Was erleben Sie, wenn Sie in die Strassen der Stadt gehen?
Es gibt grosse Ansammlungen von Menschen, auf den Plätzen. Sie richten sich alle unter Blachen und in Zelten ein, so gut es geht. Bald werden jedoch die sanitären Probleme hinzu kommen. Es gibt nicht genügend Toiletten, die Notdurft wird jetzt schon überall verrichtet.
Wie sieht es mit der Verpflegung aus?
Die Läden sind teilweise ausverkauft, die meisten sind geschlossen. Aber es gibt auch Tante-Emma-Läden, die heute morgen wieder aufgemacht haben, damit die Leute etwas kaufen können.
Wie sieht es mit der medizinischen Versorgung aus?
Da mache ich mir grosse Sorgen: Die Spitäler sind überfüllt, es mangelt an fast allem, was die medizinische Versorgung angeht.
Wie gross ist das Ausmass der Zerstörung aus Ihrer Sicht?
Es ist sehr gross. Viele historische Bauten sind beschädigt oder ganz zerstört worden. In gewissen Dörfern sind 80 Prozent der Häuser zerstört worden. Die Lehmhütten sind einfach zusammengekracht.
Was können Sie zurzeit tun?
Leider nicht viel. Die humanitäre Hilfe rollt an, das merkt man. Der Flughafen in unserer Nähe ist wieder geöffnet, jetzt landen Militärmaschinen mit Helfern und Hilfsgütern. Unser Team wird sich morgen bei der Helvetas zu einem Meeting treffen, dann sehen wir weiter. Unser Hauptaugenmerk liegt dann auf dem Wiederaufbau der Wasserversorgung.