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Auch Luzern surft auf der grünen Welle – zwei bisherige Regierungsräte gewählt

Die Regierungsratskandidatin der Grünen, Korintha Bärtsch, überraschte bei den Wahlen in Luzern mit dem fünftbesten Resultat.
Korintha Bärtsch (Grüne) überraschte mit dem fünftbesten Resultat der Regierungsratskandidaten.Bild: KEYSTONE

Auch Luzern surft auf der grünen Welle – zwei bisherige Regierungsräte gewählt

31.03.2019, 20:34
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Die Klimadebatte und die Frauenvertretung haben bei den kantonalen Wahlen den Luzerner Grünen zu unerwarteten Höhenflügen verholfen. Die Wählerinnen und Wähler setzten im Parlament vermehrt auf Öko-Parteien. Für eine Überraschung sorgte auch die Grüne Regierungsratskandidatin.

Im fünfköpfigen Regierungsrat wurden im ersten Wahlgang nur zwei der vier Bisherigen bestätigt, nämlich die beiden Regierungsräte der CVP: Guido Graf holte 59'291 Stimmen, Reto Wyss 58'088. Die Wahl geschafft hat ferner Fabian Peter (FDP) mit 56'410 Stimmen. Der 42-jährige Sanitärunternehmer und Kantonsrat konnte somit auf Anhieb den freiwerdenden Sitz der Freisinnigen verteidigen.

Die Grünen hatten am Sonntag in Luzern allen Grund zum Feiern.
Grund zu Feiern: Das Lager der Grünen in Luzern. Bild: KEYSTONE

Der bisherige Regierungsrat Paul Winiker (SVP) blieb mit 53'675 Stimmen relativ knapp unter dem absoluten Mehr von 54'369 Stimmen. Deutlich zurück blieb der parteilose Regierungsrat Marcel Schwerzmann, der nur 39'500 Stimmen machte. Der Finanzdirektor kam damit nur auf den siebten Platz.

Noch vor Schwerzmann platzierten sich die Kandidaten der Linken. Korintha Bärtsch (Grüne) landete auf dem fünften und damit auf dem letzten Regierungsplatz. Mit 42'946 Stimmen holte sie genau 400 Stimmen mehr als Jörg Meyer von der SP. 35'365 Stimmen machte alt Nationalrat Roland Fischer (GLP).

«Nur Freude»

Vor vier Jahren hatte die SP ihren traditionellen Regierungssitz verloren. Gleichzeitig wurden die Frauen aus der Regierung abgewählt. Dass die grüne Kandidatin sogar mehr Stimmen machte als derjenige der SP, dürfte auch daran liegen, dass sie die einzige Frau im Kandidatenfeld war.

Wie die Linken sich nun für den zweiten Wahlgang positionieren wollen, liessen Bärtsch und Meyer am Sonntag offen. Bärtsch wurde mit grossem Applaus im Wahlzentrum empfangen. Die 34-jährige Umweltwissenschafterin sagte, sie spüre nur Freude.

Meyer sagte, dass sich beide Linke vor einem amtierenden Regierungsrat platzieren könnten, zeige, dass sich etwas ändern müsse. Auf die Regierung der letzten vier Jahre könne man nicht stolz sein.

Tatsächlich hatte der Kantone Luzern zuletzt vor allem mit seiner Sparpolitik von sich reden gemacht. Dazu gehörten auch Kürzungen bei den Prämienverbilligungen, die das Bundesgericht für ungesetzlich erklärte.

Schwerzmann tritt wieder an

Schwerzmann führte sein schlechtes Abschneiden auf dieses Urteil und die Klimademonstrationen zurück, die der Linken Auftrieb gegeben hätten. Er sei nicht für die Luzerner Finanz- und Steuerpolitik abgestraft worden, diese habe es ja schon bei den letzten und vorletzten Wahlen gegeben. Zudem sei diese von der ganzen Regierung, dem Parlament und dem Volk abgesegnet.

Die Regierungsraete Guido Graf, Paul Winiker, Robert Kueng, Marcel Schwerzmann und Reto Wyss, von links, waehrend der Steuergesetz- und Finanzreform Debatte am Montag, 28. Januar 2019, im Regierungsge ...
Marcel Schwerzmann (2. von rechts) landet nur auf dem siebten Platz.Bild: KEYSTONE

Schwerzmann will im zweiten Wahlgang erneut antreten, zusammen mit SVP-Regierungsrat Winiker. Dieser sagte, dass es Schwerzmann als Parteiloser schwer habe. Die Parteien müssten sich nun für den zweiten Wahlgang überlegen, welche Finanzpolitik sie wollten.

Ökoparteien verdoppeln Sitzzahl fast

Einen Erfolg bereits auf sicher haben die Grünen bei den Kantonsratswahlen. Sie haben im neuen Kantonsparlament ihre Sitzzahl auf 14 verdoppelt, zusätzlich sind neu auch die Jungen Grünen mit einem Sitz vertreten. Die Grünliberalen legten von 5 auf 8 Sitze zu.

Grünen-Präsident Maurus Frey wollte das gute Abschneiden nicht alleine auf die Klima-Debatte abstellen. Die Grüne Kleinstfraktion habe in der Vergangenheit gute Arbeit geleistet, insbesondere auch bei sozialen Themen. Das Volk habe die Verhärtung der letzten vier Jahre satt, neu dürften allenfalls gar linke Sperrminoritäten möglich sein. Dass die Grünen in Luzern anteilsmässig stärker zugelegt haben als die Partei vergangene Woche im Kanton Zürich führte er auf die «Arroganz der bürgerlichen Allianz» zurück.

Erfolgreich gegen die bürgerliche Politik angekämpft hatte auch die SP. Sie gewann 3 Sitze und kommt neu auf 19 Mandate. Sie liegt nur noch drei Mandate hinter der SVP und der FDP. Vor allem die SVP war mit einem Verlust von 7 Sitzen grosse Verliererin des Tages. Sie hat neu noch 22 Sitze, gleich viele wie die FDP, die 3 Sitze einbüsste.

Bürgerliche Dominanz

Im 120-köpfigen Kantonsrat bleibt die CVP zwar mit 34 Vertretern klar stärkste Kraft, hat aber 4 Sitze verloren. Die drei grossen bürgerlichen Parteien bleiben damit dominierend mit knapp zwei Drittel der Sitze.

Der Frauenanteil erhöhte sich von 29,2 auf 34,5 Prozent. Das Durchschnittsalter verharrte bei 49 Jahren. Die Wahlbeteiligung erholte sich und lag bei 41,5 Prozent, nachdem sie bei den letzten Wahlen auf 39 Prozent abgerutscht war. Zugenommen hat sie vor allem in der Stadt und Agglomeration Luzern. Auch dieses Mal war die Beteiligung in Dierikon (24,7 Prozent) am tiefsten und in Flühli (62,6 Prozent) am höchsten. (bal/sda)

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So ist die Fasnacht 2019 in Luzern
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Die rüüdigen Fasnachtstage in Luzern sind eröffnet: Punkt fünf Uhr ging er los, der Urknall über dem Luzerner Seebecken.
quelle: keystone / alexandra wey
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Video: srf
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53 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Victor Brunner
31.03.2019 17:59registriert Juni 2016
Es war Sparpolitik auf Kosten der Schüler und der sozial Schwächeren! Unternehmen urden gegenüber Normalos bevorteilt! Ein Politiker der nicht das Wohl aller im Fokus hat muss weg!
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Mr_Burton
31.03.2019 16:13registriert November 2015
Sehr gut! #usemitemschwerzme !
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Pafeld
31.03.2019 17:15registriert August 2014
Wird Zeit, dass Schwerzmann endlich geht. Und wer ihm auch nur eine Träne nachtrauert, soll noch einmal jedes einzelne Interview seit seiner Wahl in der NLZ nachlesen und feststellen, wie genau es Herr Schwerzmann mit der Wahrheit so nimmt und wie kontinuierlich er seine nicht eingetroffenen Prognosen nach vorne korrigiert, um zu verschleiern, dass seine Steuerpolitik ein komplettes Fiasko für den Kanton zugunsten der hiesigen Unternehmen war.
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Das ist höchst ungewöhnlich. Energiespezialist Imark greift SVP-Vizepräsidentin Martullo-Blocher offen an. Sein Vorwurf: Mit ihrem Nein zum Stromgesetz gefährde sie langfristige Parteiinteressen.

Auf der einen Seite steht Christian Imark. Der SVP-Nationalrat aus Solothurn brachte am 2021 das CO₂-Gesetz praktisch im Alleingang zum Absturz. Im Februar 2024 reichte er als Mitglied des Initiativkomitees die Blackoutinitiative ein, die neue AKW wieder erlauben will. Und 2023 war er als Vertreter der Energiekommission (Urek) verantwortlich dafür, dass die SVP-Fraktion das Stromgesetz von SVP-Bundesrat Albert Rösti mit 36:18 Stimmen absegnete. Die Volksabstimmung findet am 9. Juni statt.

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