Der Bund hat heute gleich zwei Bundesämter mit neuen Spitzen besetzt:
Katrin Schneeberger wird neue Direktorin des Bundesamts für Umwelt (Bafu). Das teilte der Bundesrat am Donnerstag mit. Die 52-jährige Bernerin ist derzeit für das Bundesamt für Strassen (Astra) tätig, seit 2015 ist sie stellvertretende Direktorin.
Die neue Funktion im Bafu tritt Schneeberger am 1. September 2020 an. Bis dahin wird das Bundesamt von der stellvertretenden Direktorin Christine Hofmann interimistisch geleitet. Schneebergers Amtsvorgänger Marc Chardonnens ist vergangenes Jahr aus gesundheitlichen Gründen zurückgetreten und diesen April verstorben.
Schneeberger hatte an der Universität Bern Wirtschaftsgeografie studiert. Danach absolvierte sie ein Zusatzstudium in Soziologie an der Universität Lancaster (GB), zudem bildete sie sich in Führungsfragen weiter.
Bevor sie zum Astra wechselte, war Schneeberger Generalsekretärin der Direktion für Tiefbau, Verkehr und Stadtgrün der Stadt Bern. Zuvor leitete sie den Bereich «Mobile Gesellschaft» im Zentrum für Technologiefolgen-Abschätzung beim Schweizerischen Wissenschafts- und Technologierat.
Mit Katrin Schneeberger habe der Bundesrat eine profilierte und erfahrene Persönlichkeit ernannt, die im Astra komplexe Projekte geleitet habe, heisst es in der Mitteilung. Zu den wichtigsten Aufgaben der neuen Bafu-Direktorin gehören die Weiterentwicklung der Umwelt- und Klimapolitik.
Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga sprach vor den Bundeshausmedien von einem ausgesprochen wichtigen Themenfeld. Die Klimapolitik sei während der Corona-Krise etwas in den Hintergrund gerückt, habe aber nicht an Bedeutung verloren.
Für Schneeberger ist es nach eigenen Angaben wichtig, dass die Corona- nicht gegen die Klima-Krise ausgespielt wird. Der Bevölkerung seien Umweltthemen wichtig. «Spätestens beim nächsten Hitzesommer oder beim nächsten Hochwasser werden sie wieder auf der Tagesordnung stehen.» Sie lobte auch die Klimajugend, die sich regelmässig eindrücklich zu Wort melde.
Das Parlament diskutiert derzeit über eine Änderung des CO2-Gesetzes. Mit diesem sollen die Emissionsziele der nächsten Jahre erreicht werden. In der ersten Runde hatte der Nationalrat die Vorlage abgelehnt, in der Sommersession diskutiert er zum zweiten Mal darüber. Mit der Corona-Krise und den damit einhergehenden wirtschaftlichen Schwierigkeiten dürfte die Debatte eine neue Dynamik gewinnen.
Neuer Direktor des Bundesamts für Kommunikation (Bakom) wird Bernard Maissen wird. Der 59-Jährige Maissen ist seit 2018 Vizedirektor des Bakom, zuständig für die Abteilung Medien.
Die neue Funktion tritt er am 1. Juli an. Er übernimmt das Amt von Philipp Metzger, der im Februar zur Internationalen Elektrotechnischen Kommission (IEC) gewechselt hat. Seither wird das Bakom interimistisch vom stellvertretenden Direktor Philippe Horisberger geleitet.
Maissen stammt aus dem Journalismus. Er hat an der Universität Freiburg Germanistik, Geschichte und Journalismus studiert und war danach in verschiedenen Funktionen als Journalist und Chefredaktor tätig. Vor seinem Wechsel ins Bakom war er Chefredaktor und Mitglied der Geschäftsleitung der Schweizerischen Depeschenagentur (SDA).
Die Medien gehören zu den grossen Herausforderungen des neuen Bakom-Direktors. Das Parlament berät derzeit über ein Massnahmenpaket zur Unterstützung der Branche. Dieses könnte den Strukturwandel, der sich in der Corona-Krise noch beschleunigt hat, allenfalls bremsen. Der Ständerat entscheidet in der Sommersession über die Vorlage.
Das schwierigste Dossier auf Maissens Schreibtisch stammt aber aus der Telekom-Abteilung. Er muss als neuer Bakom-Direktor den Aufbau des 5G-Netzes begleiten. Der neue Mobilfunkstandard ist hoch umstritten. Mehrere Volksinitiativen wollen die Einführung stoppen, während die Wirtschaft nach 5G ruft.
Der Bund hatte die Frequenzen Anfang 2019 versteigert. Im April entschied der Bundesrat, noch einmal Testmessungen durchzuführen und bis Ende Jahr eine Vollzugshilfe vorzulegen. Der Mobilfunkstandard ist die Voraussetzung für verschiedene neue Technologien wie selbstfahrende Autos oder Virtual Reality.
Mit Bernard Maissen habe der Bundesrat eine kompetente Persönlichkeit ernannt, die auch unternehmerische Führungserfahrung mitbringe, heisst es in der Mitteilung. Dank seinen fundierten Kenntnissen der Medienbranche und seinem breiten Netzwerk in Politik und Wirtschaft sei er für die kommenden Herausforderungen im Bakom bestens gerüstet. (sda)