Über Jahre hinweg waren die Bilanzen der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaften falsch. Dies zeigen Recherchen der «SonntagsZeitung». Ab 2011 hat der Konzern nicht mehr einkalkuliert, dass nicht alle Personen ihre Radio- und TV-Gebühren bezahlen. Diese möglichen Zahlungsausfälle müssten aber in der Bilanz einkalkuliert sein.
Der Fehler habe zur Folge, dass fortan «das Jahresergebnis und die Gewinnreserven zu gut dargestellt worden sind». Dies gesteht die SRG im aktuellen Jahresbericht ein. Nun hat der Konzern nachträglich und im Stillen die Bilanz von 2017 angepasst. Das Eigenkapital wurde kurzerhand um 26 Millionen Franken gekürzt. «Es handelt sich um einen buchhalterischen Fehler auf unserer Seite», gibt SRG-Sprecher Edi Estermann auf Anfrage an.
Dass tatsächlich nicht alle Gebührengelder eingeholt werden können, zeigte sich 2018 so stark wie nie. Die Billag stellte rund 4,5 Millionen Rechnungen aus, wie bisher unveröffentlichte Zahlen zeigen. Gleichzeitig musste sie fast 1,5 Millionen Mahnungen verschicken und 63'000 Betreibungen. Ende 2018 waren noch Forderungen von 39 Millionen Franken offen.
Diese wird die Billag kaum noch eintreiben. Laut «SonntagsZeitung» ist das Management nicht mehr im Amt, von einst 210 Angestellten arbeiten nur noch 20. Nach dem Auftrag des Bundes droht der Inkasso-Firma das Aus. «Die gegenwärtige Planung geht davon aus, die Billag ordentlich zu liquidieren», sagt ein Sprecher vom Mutterkonzern Swisscom.
(ohe)