Es war eine feierliche Prozession, die sich am Freitagmorgen vor dem Bundehaus in Bern abspielte. Eine kleine, ganz in schwarz gekleidete Trauergemeinde marschierte über den Bundesplatz. Vorneweg lief der Pfarrer, dahinter folgten die Sargträger und Trauergäste. Bedauert wurde der Tod der Stadt Biel.
Mit dieser symbolischen Aktion wollen Aktivisten des Komitees «Biel notre Amour» auf das Autobahnprojekt in ihrer Stadt aufmerksam machen. Vor allem auf deren Folgen: 800 Bäume und 67 Häuser müssen weg, damit das letzte Teilstück der Autobahn A5 zwischen Biel und Neuenburg abgeschlossen werden kann. Das 2,2 Milliarden Franken Projekt würde für die Stadt eine grosse Verkehrsentlastung bedeuten, aber eben: Auch Enteignungen. So müsste beispielsweise die Technische Faschschule, das Maschinenmuseum und ein Teil der Schule für Gestaltung weichen. Dazu 39 Wohnhäuser.
Das will die Trauergemeinde verhindern: Dafür sorgen soll Bundesrätin Doris Leuthard, an die sich die Aktivisten richteten. Die Botschaft: «Bitte tragen sie Biel nicht zu Grabe.»
«Wir sind Biel. Wir sind diejenigen, die die 15 Jahre in einer Stadt leben sollen, wo zwischen Bahnhof und See nur noch eine Baustelle sein wird», sagte Claudia Ünal, Präsidentin von «Biel notre amour» in ihrer Grabansprache. «Eine Stadt, die über 100 ihrer Häuser verlieren wird und 750 ihrer kräftigen und für ihr Klima lebenswichtigen Bäume fällen werden muss.» Die Aktivisten fordern eine stadtverträgliche Lösung. Sprich: Eine Überarbeitung des Projekts.
Das Komitee reichte dabei beim Bundesrat eine Petition mit 10'000 Unterschriften ein. Die grosse Zahl der Unterschriften sei Zeichen genug, dass das Projekt in der jetzigen Form nicht umgesetzt werden dürfe, steht in der Medienmitteilung. Die Unterschriften kämen von Herzen: «Wir lieben unser Biel.» (fvo)