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Der neugewählte BDP-Natonalrat Duri Campell schiebt nachdenklich und mit gesenktem Kopf das Wasserglas auf dem Tisch vor sich hin und her, als die BDP-Delegiertenversammlung sich am Samstag mitten auf ihrem emotionalen Höhepunkt befindet: Es ist nicht etwa die Rede der abtretenden Bundesrätin, sondern die Verabschiedung von Campells Vorgänger, dem charismatischen und gern gesehenen Bündner Nationalrat Hansjörg Hassler.
Mit der Aussage: Dieses Bundesbern hinter sich zu lassen, darüber könne der vielleicht sogar froh sein, sorgt Ex-BDP-Präsident Hans Grunder im Abschiedsvideo für den einzigen herzhaften Lacher dieser Zusammenkunft: «Wenn man gesehen hat, wie viele SVPler und was für ‹strubi Cheibe› da jetzt nach Bern kommen.»
Zwei, drei Mal schielt Campell während der Rede seines Vorgängers zur Bundesrätin hoch. Sie sitzt ihm gleich
gegenüber. Eveline Widmer-Schlumpf hatte ihn gehütet, als er
noch ein Kind war. Es wäre in Bern für den 52-jährigen Bergbauer einfacher geworden, wenn sie das in seiner
ersten Zeit im Nationalrat auch wieder getan hätte.
Ausserordentlich viele Delegierte kamen
am Samstag in den Berner Kursaal, 171 von rund 210. «Wir wollen
wissen, wie es weiter geht», sagt eine junge Zürcher Delegierte, kurz bevor es losgeht. «Wir wollen Eveline Widmer-Schlumpf feiern»,
sagt ein anderer. Keiner der beiden hat gekriegt, was er wollte.
Für Eveline Widmer-Schlumpf gab es zwar zwei Mal Standing Ovations
und ein Grossmutter-Kit mit Memoryspiel, von einer Feier konnte man
aber angesichts der wahrlich zierlichen Zierkürbis-Deko und den Wasserflaschen «mit/ohne» auf den Tischen nicht sprechen. Über konkrete Zukunftspläne sprach auch niemand.
Viel mehr fühlte sich diese
Delegiertenversammlung ein wenig wie ein Motivationsseminar an:
Parteipräsident Landolt eröffnete mit: «Wir sind gekommen, um zu
bleiben!» Die Präsidentin der Berner BDP-Fraktion Anita
Luginbühl übernahm mit: «Fange nie an aufzuhören! Höre nie auf
anzufangen!» Die Bundesrätin hielt es mit Pfarrer Kurt Marti: «Wo
kämen wir hin, wenn alle sagten, ‹wo kämen wir hin› und niemand
ginge, um einmal zu schauen, wohin man käme, wenn man ginge.»
Am Ende der Versammlung hatten es die
BDPler intus: «Todgeweihte leben länger», sagte die Zürcher
Kantonsrätin Cornelia Keller danach bei Kartoffelsalat und
Fleischkäse mit Senf: «Jetzt können wir zeigen, wer wir sind –
eben kein Widmer-Wahlverein, sondern eine bodenständige Mittepartei
mit liberalen Werten und innovativen Lösungen.» Wie zum Beweis dafür wurden im Vorfeld Papiere mit den «wichtigsten BDP-Meilensteine im Zeitraffer» seit 2008 an die Journalisten verteilt.
Einer der diesen Lösungen jetzt Gehör, erheblich mehr Gehör als bisher, verschaffen muss, ist Bergbauer Duri Campell. Keine einfache Aufgabe, umso mehr für den nicht gerade pointierten Redner Duri Campell. Er will mit «harter Arbeit» punkten, sagt er, mit «weniger Partei-, sondern Sachpolitik» und «Feinjustierungen in der Agrarpolitik». Campell will «die Tourismus-Lobby stärken», erklärt er vor den BDPlern – eine Lobby, die so viel Verstärkung in Bern gar nicht mehr braucht.
«Du bist jetzt der einzige Landwirt in der Fraktion», interviewt ihn BDP-Generalsekretärin Nina Zosso weiter: «Aber das ist kein Problem für dich, oder?», fragt sie, und Campell antwortet prompt: «Doch!». Da er eher der Teamplayer sei, werde er sich schon Hilfe holen, für die dicken Dossiers.
Ein wenig Hilfe wird er brauchen können.