Familien haben es in Zürich nicht leicht, eine Wohnung zu finden. Dass Senioren in Apartments leben, die viel zu gross für sie sind, macht es nicht gerade besser. Der Chef der deutschen Gewerkschaft IG-Bau präsentiert in der Bild-Zeitung eine mögliche Lösung für das Problem: Der Staat soll Rentner mit einer Prämie von bis zu 5000 Euro finanziell unterstützen, damit diese ihre Wohnungen für Familien freigeben.
In der Schweiz löst der Vorschlag keine Begeisterung aus. Peter Keller von der Baugenossenschfat Denzlerstrasse Zürich sagt: «Sobald der Staat eingreift, gibt es eine Reglementierung. Und das ist nie gut.» Es würde verhindern, dass man individuell auf die Bedürfnisse der Leute eingehen könne. Man müsse ihnen ihre Freiheit lassen und auf die Eigenverantwortung setzen.
«Die meisten Menschen sind vernünftig genug», so Keller. Die älteren Leute, deren Kinder ausziehen, merkten in der Regel selbst, dass eine Familie ihre Wohnung nun besser gebrauchen kann und ziehen aus. Und wenn sie es selbst nicht merken, dann meist auf sanften Druck der Genossenschaft.
Genauso sehen das die Allgemeine Baugenossenschaft Zürich (ABZ), die grösste Genossenschaft der Schweiz, und die Zürcher Gewobag. Gewobag-Geschäftsführer Lorenz Meng hält zudem fest: «Viele Senioren hüten Kinder. So wird ein Zimmer zwar nicht permanent genutzt, ist aber trotzdem wichtig.»
SP-Nationalrätin Jacqueline Badran, die gegen die Wohnungsnot in Zürich kämpft, sieht in dem Vorschlag nur ein «Workaround in einem kranken System». «Die Leute ziehen nicht aus ihren Wohnungen aus, weil die Mieten in Zürich zu teuer sind. Wieso soll jemand in eine kleinere Wohnung ziehen, die doppelt so viel kostet?»
Da nütze auch eine Zügelhilfe von 5000 Franken nichts. Eine solche Prämie wäre nicht als eine Subvention für die Mieteigentümer. Eine bessere Lösung sei, mit gemeinnützigem Wohnungsbau günstigen Wohnraum zu schaffen, findet Badran.
Auf politischer Ebene sind solche Bemühungen bereits im Gang. Der Zürcher Kantonsrat hat im September 2014 den Gegenvorschlag zur Volksinitiative
«für mehr bezahlbahren Wohnraum» angenommen. Die Gemeinden haben nun mehr Instrumente, den preisgünstigen Wohnraum zu fördern.