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Vier Gründe, warum gescheite Gemeinden Asylunterkünfte gut finden

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Giffers
Giffers-Gemeindeamman Othmar Neuhaus bleibt dabei: Ein «Asylanten-Tsunami» will er nicht für sein Dorf.
quelle: charly rappo
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Mehr Arbeitsplätze, mehr Wohnungen, mehr Geld

Vier Gründe, warum gescheite Gemeinden Asylunterkünfte gut finden

Mit seinem Widerstand gegen das geplante Bundesasylzentrum reiht sich Giffers FR in eine lange Liste von Dörfern, die sich vehement gegen Aufnahmeunterkünfte wehrten. Dabei gibt es vier gute Gründe, weshalb eine Gemeinde von einem Asylzentrum profitieren kann. Das Beispiel Giffers zeigt, wie.
27.02.2015, 10:3527.02.2015, 15:01
Daria Wild
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1. Das Soll wird erfüllt

Jeder Kanton und damit theoretisch jede Gemeinde muss Asylbewerber aufnehmen. Wie viele legt der eidgenössische Verteilschlüssel fest. Gemäss diesem nimmt der Kanton Freiburg aktuell 3,3 Prozent der Asylsuchenden auf und er betreibt fünf Durchgangszentren (zwei in Freiburg, je eines in Broc, Estavayer-le-Lac und Wünnewil) mit 342 Plätzen. 

Das Institut Guglera.
Das Institut Guglera.Bild: KEYSTONE

So oder so muss der Kanton das Kontingent auf seine Gemeinden abwälzen. Das gilt aber nicht für Standortkantone (und damit auch Standortgemeinden) von Bundeszentren. Diesen werden die Plätze zum Kontingent angerechnet, was sich wiederum entlastend auf die Gemeinden auswirkt. 

Giffers müsste also keine Asylbewerber im ordentlichen Verfahren aufnehmen. 

Das Institut Guglera liegt auf Gemeindeboden von Giffers, zwischen den Dörfern Plaffeien, St.Silvester und Giffers.

2. Die Gemeinde spart

Die Unterkünfte rechnet der Bund vollumfänglich ab. Ausserdem erhalten Standortkantone und -gemeinden eine Entschädigung finanzieller oder anderer Art, wie es in einer Erklärung des Bundesamtes für Migration heisst. Wie viel entscheidet im Fall Giffers der Kanton. 

Die Gemeinde muss sich also nicht nur nicht mehr um die Aufnahme von Asylbewerbern kümmern (und kann damit personelle Ressourcen sparen), sondern kann auch über längere Sicht profitieren.

Neben Einsparungen bei den Sozialhilfekosten muss die Gemeinde keine Wohnungen mieten, keine Schulplätze stellen und sich nicht um die Sicherheit kümmern – auch dieses Personal stellt der Bund.

3. Mehr Arbeitsplätze

Ein Asylzentrum generiert Arbeitsplätze. Grosso modo wird mit einem Angestellten pro zehn Asylsuchende gerechnet. In Giffers würden also mindestens dreissig neue Arbeitsplätze entstehen – ein wichtiger zukünftiger Standortvorteil für die Gemeinde.

4. Das lokale Gewerbe profitiert

Generell nützen mehr Arbeitsplätze und mehr Bewohner auch der lokalen Wirtschaft. Angestellte und Bewohner des Asylzentrums würden Strom und Wasser brauchen und im Dorf konsumieren.

Bonus: 5. Gebäudenutzung

Das gilt zwar nicht für Giffers, jedoch für die meisten anderen Standortgemeinden: Asylunterkünfte werden praktisch ausschliesslich in leerstehenden Gebäuden und Anlagen eingerichtet, die nicht anderweitig genutzt, aber trotzdem gewartet werden. Das nützt niemandem.

Glocken-Protest in Giffers: Die Gemeinde will kein Asylzentrum.
Glocken-Protest in Giffers: Die Gemeinde will kein Asylzentrum.Bild: KEYSTONE
Notiz
Dieser Artikel erschien im Oktober als Nachzug auf den Fall Vilters-Wangs SG, wo sich die Bevölkerung gegen ein geplantes (kantonales) Asylzentrum wehrte. Er ist auf den Fall Giffers angepasst.
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35 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Lumpirr01
27.02.2015 12:51registriert März 2014
@Dora Wild: In diesem Artikel, der das Asylzentrum Giffers behandelt, werden alte Postings vom Oktober 2014 angehängt, welche keinen Bezug zu Giffers hatten! Ich finde das nicht korrekt, denn im Oktober 2014 waren die Ereignisse rsp. der Widerstand von Giffers noch nicht bekannt! Sie können einen Link zum Thema vom Oktober 2014 machen, aber alte Postings anzuhängen entspricht nicht der redaktionellen Sorgfaltspflicht!
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Albi Gabriel
27.02.2015 12:22registriert März 2014
Problematisch ist, dass meist die Zentren in kleine oder Kleinstgemeinden verlegt werden. Stellt euch mal vor, dass 80'000 Asylbewerber in die Stadt Zürich verlegt würden...
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Lowend
27.02.2015 12:10registriert Februar 2014
Ich glaube, wenn Frau Sommaruga endlich die Verfahren beschleunigen und die von der SVP, durch das dauernde Verändern der Spielregeln, geschaffenen Probleme im Asylwesen lösen könnte, wäre dass das Schlimmste, was der SVP passieren könnte, denn sie würde schlagartig einen Grossteil ihrer Themen verlieren und die Maske würde schnell fallen, weil sie dann nur noch gegen die armen und kranken Schweizer hetzen könnte und darum bekämpfen die Nationalisten jetzt genau die harten Gesetze, welchen sie im Parlament beschlossen und welche vom Volk, gegen den Widerstand der Linken, 2013 bestätigt wurden!
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