Schweiz
Gesellschaft & Politik

Extinction Rebellion werben mit Fake-Zitat von Sommaruga

Radikale Klimaschützer werben mit Fake-Zitat von Sommaruga – jetzt reagiert der Bund

Klima-Aktivisten der Gruppe «Extinction Rebellion» benutzen ohne Erlaubnis ein Foto von Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga - und legen ihr sogar ein falsches Zitat in den Mund. Sommarugas Departement interveniert.
17.01.2020, 22:14
Maja Briner / ch media
Mehr «Schweiz»

Auf den ersten Blick sehen sie ganz offiziell aus, die Plakate, die in Bern hängen: Ein grosses Bild von Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga, dazu das Logo der Eidgenossenschaft; als Absender das Bundesamt für Umwelt, schön aufgeführt in allen vier Landessprachen.

Nur das Zitat irritiert. «Ziviler Ungehorsam ist Recht und Pflicht aller Bürgerinnen und Bürger!», steht da in Grossbuchstaben. Ruft da ausgerechnet die Bundespräsidentin zum zivilen Ungehorsam auf? Natürlich nicht.

Das Plakat des Anstosses.
Das Plakat des Anstosses.bild: anna miller

Auf den zweiten Blick wird klar: Die Plakate stammen nicht vom Bund, sondern offenbar von Klima-Aktivisten der Gruppe «Extinction Rebellion», wie die Internetadresse unten rechts verrät. Die Gruppierung sorgte unter anderem vergangenen September für Aufsehen, als sie die Limmat grün färbten.

Bund fordert Stopp der Aktion

Nun nutzen sie ein Bild von Bundespräsidentin und Umweltministerin Sommaruga, um für ihre Sache zu werben. Sommaruga habe von der Plakat-Aktion nichts gewusst, erklärt ihre Sprecherin Annetta Bundi. «Das Zitat stammt nicht von ihr und das BAFU hat mit der Aktion ebenfalls nichts zu tun», stellt sie klar. Die Aktivisten hätten das Umweltdepartement (UVEK) weder für die Verwendung des Fotos noch für die Bildmontage um Zustimmung gefragt.

Inzwischen hat der Bund interveniert. «Das UVEK hat die Aktivisten aufgefordert, die Aktion mit dem Foto von Bundespräsidentin Sommaruga beziehungsweise der Fotomontage einzustellen», erklärt Bundi. Juristische Schritte will das UVEK aber nicht ergreifen.

Die Sprecherin betont, Sommaruga sei es wichtig, dass es vorwärts gehe beim Klimaschutz: «Dazu gehört, von den umweltschädlichen, fossilen Energien wegzukommen und die einheimischen erneuerbaren Energien zu stärken. Wir brauchen mehr sauberen Strom aus der Schweiz. Der Bundesrat will deshalb das CO2-Gesetz und ein neues Energiepaket. Bundespräsidentin Sommaruga engagiert sich im Rahmen des demokratischen Systems dafür.»

Rascheres Vorgehen gefordert

Extinction Rebellion fordert, die Treibhausgasemissionen müssten bereits bis 2025 netto auf Null reduziert werden – und nicht erst 2050, wie der Bundesrat. Die Gruppierung setzt auf zivilen Ungehorsam, um auf ihre Forderung aufmerksam zu machen. Denn die Politik macht ihrer Ansicht nach zu wenig. «Parlament und Regierung tun nicht, was nötig wäre, um uns zu schützen, obwohl Lösungen auf dem Tisch liegen», kritisiert die Gruppierung. «Extinction Rebellion ist entschlossen, die Alarmglocken der Wissenschaft, die seit mehr als 30 Jahren ertönen, nicht zu ignorieren.»

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Die besten Schilder des Klimastreiks
1 / 29
Die besten Schilder des Klimastreiks
Zehntausende Klimaaktivisten gehen seit Monaten auf die Strassen, um für eine bessere Klimapolitik zu demonstrieren, und zeigen bei der Gestaltung ihrer Schilder viel Kreativität. Wir machten uns auf die Suche nach den besten Schildern.
quelle: epa/epa / neil hall
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Das könnte dich auch noch interessieren:
18 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Locutus70
18.01.2020 04:01registriert September 2018
Diese Radikalen werden immer dreisster. Das wird noch richtig heftig werden dieses Jahr.
Und allen die diese radikalen Kriminellen verharmlosen wünsche ich viel Spaß
14767
Melden
Zum Kommentar
avatar
papperlapapp
18.01.2020 00:11registriert Februar 2019
Da fordern die E. R. Respekt von der ganzen Welt für ihre ökoreligiösen Anliegen, selber setzen sie sich aber über jede Regel des Anstands hinweg bis hin zur vorsätzlichen Verletzungen von Persönlichkeitsrechten. Wieso nimmt die niemand an die Leine? Die haben sämtliche Credits verspielt...
4113
Melden
Zum Kommentar
avatar
Baba ♀️
17.01.2020 23:10registriert Januar 2014
Sowas geht gar nicht!

Völlig i.O., dass das UVEK hier interveniert. Der Footer sagt aus, dass das Plakat aus dem BAFU stammt. Das ist betrügerisch und dient der Sache in keiner Weise - im Gegenteil.
Radikale Klimaschützer werben mit Fake-Zitat von Sommaruga – jetzt reagiert der Bund
Sowas geht gar nicht! 

Völlig i.O., dass das UVEK hier interveniert. Der Footer sagt aus, dass das Plakat au ...
347
Melden
Zum Kommentar
18
9 km Blechlawine vor dem Gotthard – der Liveticker für Schadenfreudige und Verzweifelte

Bereits eine Woche vor den Osterfeiertagen gab es am Gotthard fast zehn Kilometer Stau. Wie ein Blick in die Vergangenheit zeigt, gehören die Blechlawinen gen Süden und wieder zurück bereits seit mindestens 1987 zur Schweizer Ostertradition.

Zur Story